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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der dunklen Öffnung des Portals befand. Aber das Leuchten drum herum nahm zu und allmählich verdichtete es sich zu einer Wolke, aus der ein Schemen wurde, der sich schließlich in eine grüne Gestalt verwandelte. Sie wankte, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.
    »Ergil!«, rief Jazzar-fajim und stürzte wieder voran. Er war unendlich erleichtert, seinen Neffen lebend wiederzusehen.
    »Warte, bis ich bei dir bin!«, hörte er dessen Stimme. Sie hallte, als sei er nicht zum Greifen nah, sondern irgendwo hoch oben im Turm.
    Ergil machte erst einen Schritt, verharrte einen Moment, um Kraft zu sammeln, und dann einen zweiten. Als er unter dem Bogen des Portals hervortrat, verschwand das grüne Leuchten. Er schwankte, suchte mit ausgestrecktem Arm nach Halt. Jazzar-fajim sprang nach vorne und konnte ihn gerade noch auffangen, bevor die Beine ihm den Dienst versagten.
    »Ich war… in Saphira«, ächzte Ergil.
    »Das kannst du mir alles später erzählen. Wir müssen zum Luftschiff.«
    Der Sirilo beugte sich nach vorn und lud sich den benommenen Durchdringer auf die Schulter. So schnell Jazzar-fajim konnte, rannte er auf dem Uferdamm entlang, vorbei an verlassenen Häusern, die einst prachtvolle Villen voller Leben gewesen waren, jetzt aber nur noch bleichen Totenschädeln glichen, die aus ihren leeren Augenhöhlen den Wettlauf gegen das Gewitter verfolgten.
    Der »Ankerplatz« des Luftschiffes lag einen Bogenschuss weiter landeinwärts, unmittelbar neben dem Rand des Loches.
    Jazzar-fajim lief mit seiner Last zwischen zwei Gebäuden hindurch. Er umrundete die letzte Villa und hatte endlich freie Sicht. Schwer atmend blieb er stehen und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Regen peitschte ihm ins Gesicht.
    »Sie ist nicht mehr da!«, keuchte er. »Die Mondwolke ist verschwunden.«
    Ergil regte sich auf seiner Schulter. Er wollte unbedingt heruntergelassen werden und sich wohl – auf eigenen Beinen stehend, mit eigenen Augen sehend – von der Misere überzeugen. Der Anblick erschütterte auch ihn. Von dem Luftschiff fehlte jede Spur. Das heißt, etwas war doch zurückgeblieben: Kisten, Fässer, ja, die gesamte Ausrüstung lag, als hätte eine Windhose die Samenwolke zerfetzt, über den Landeplatz verstreut.
     
     
    Wie zu Salzsäulen erstarrt standen der König von Soodland und der Sirilimfürst Jazzar-fajim im Regen. Sie stützten sich nun gegenseitig. Hinter ihnen lag fahl wie ein Drachenschädel das letzte Haus. Sie hätten darin Schutz finden können, waren aber zu niedergeschlagen, um nur einen einzigen Schritt zu tun. Schekira hatte doch die Mondwolke für den sofortigen Abflug bereitmachen wollen. Was war passiert? Ergil hatte nur eine Erklärung für den entmutigenden Anblick der über den ganzen Platz verstreuten Gepäckstücke: Das Luftschiff musste zerstört worden sein.
    Er fühlte sich unsagbar ausgebrannt. Eben noch hatte er im Schneckenpalast seines Großvaters jubiliert, als dieser ihm den männlichen Ginkgo zeigte. Damit konnte der Goldfruchtbaum von Silmao wieder fruchtbar gemacht werden. Zwischen himmelhohem Jauchzen und abgrundtiefer Betrübnis lag ein schmaler Grat. Gerade hatte er ihn überschritten.
    Sei nicht allzu traurig, mein lieber Gespinstling, sagte unvermittelt eine Stimme in seinem Geist.
    Ergils klitschnasse Haare klebten an seinem Kopf. Das Wasser lief in Strömen an ihm herab. Der Landeplatz verschwamm vor seinen Augen. Alles, was er entgegnen konnte war: Du hast gut reden, Nisrah.
    Solltest du nicht erst herausfinden, was hier geschehen ist, ehe du dich der Verzweiflung in die Arme wirfst?
    Wozu? Schau dir dieses Durcheinander doch an!
    Täte ich ja gerne, wenn dein Blick nicht so getrübt wäre.
    Mir reicht, was ich gesehen habe.
    »Da seid ihr ja endlich!«
    Ergil fuhr herum, weil der Ausruf der Erleichterung in seinem Rücken erschollen war. Er bemerkte vor dem bleichen Hintergrund der verlassenen Villa einen sich nahenden Schemen, aber erst nachdem er sich mit der Hand über die Augen gewischt hatte, konnte er die Person erkennen.
    »Tusan!«
    Der Fährtensucher winkte. »Kommt in das Haus. Oder wollt ihr vom Blitz getroffen werden?«
    Jazzar-fajim und Ergil ließen den trostlosen Landeplatz hinter sich und folgten Tusan in die runde Eingangshalle der Villa. Dort wurden sie schon von den anderen Gefährten empfangen. Nur eine fehlte.
    »Wo ist Kira?«
    »Mit der Mondwolke auf und davon«, antwortete Popi und warf die Arme in die Höhe, wohl um den erwähnten

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