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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Verwalters.«
    Während die Umstehenden in Jubel ausbrachen, liefen die beiden aufeinander zu. Jazzar-fajim breitete die Arme aus, fing Jamina auf und wirbelte sie herum, als sei sie immer noch das kleine Mädchen von damals. Erst als er sie wieder abgestellt hatte, fragte er: »Wie geht es meinem klugen Agabus?«
    Freudentränen rannen ihr über die Wangen. »Vater ist wohlauf. Er hat Euren Palast behütet wie seinen eigenen Augapfel. Als er mir sagte, der Rat des Lichts habe die Rückkehr Saphiras beschlossen, weil Ihr und der Enkel des Königs die Nachricht vom Tod unseres Feindes überbracht habt, bin ich sofort losgelaufen. Ich wollte Euch am Turm der Heiligen begrüßen, aber nun…« Sie warf die Arme hoch und lachte.
    »Nun sind wir hier«, sagte Jazzar-fajim und nahm sie abermals in die Arme.
    Auch die übrigen Sirilim hatten sich inzwischen vorgewagt, um die Fremden in Empfang zu nehmen. Im Nu sah sich Ergil von Schönen umringt, die ihrem Namen alle Ehre machten. Jeder einzelne Sirilo und jede Sirila strahlten Würde und Anmut aus. Sie bewegten sich mit einer Grazie, die an Tänzer denken ließ. Viele waren so blond wie Vanias Sohn, aber es gab auch solche von eher dunklem Typ. Die meisten bevorzugten farbenfrohe Gewänder aus luftigen Stoffen. Zudem trugen viele Frauen silberne oder goldene Geschmeide, die unaufdringlich waren, aber trotzdem von großer Kunstfertigkeit zeugten. In fast jeder Beziehung waren die Sirilim nahezu vollkommen.
    Ergil wusste, dass die Welt der Menschen anders war. Hier gehörte auch das Schwache zum Leben. Äußere Verunzierungen waren oft mit Weisheit, Liebe und anderen Eigenschaften des Lichts gepaart. Indes wurde ihm in diesem Moment bewusst, wie dumm es war, ein Leben ohne Makel als langweilig zu verachten. Man brauchte keine Hässlichkeit – im Wesen, im Handeln, im Reden oder in der Erscheinung –, um Farbe in sein Dasein zu bringen. Diese Erkenntnis durchflutete ihn wie eine warme Woge, die allen Schmutz, alle düsteren Gedanken der letzten Wochen aus ihm fortzuspülen schien, und was zurückblieb, war ein Gefühl vollkommener Liebe. Und mit diesem ging eine andere, höchst verwirrende Empfindung einher: Du bist einer von ihnen, dachte er. Nie hatte er seine Zugehörigkeit zum Alten Volk so intensiv gespürt, selbst bei seiner ersten Begegnung mit Jazzar-fajim nicht.
    Während er noch Glückwünsche und Schulterklopfen entgegennahm, bemerkte er aus den Augenwinkeln plötzlich einen Schatten, einen Vogel, der geradewegs auf ihn zuhielt. Ergils nächster Gedanke gehörte Schekira. In die Freude, sie wohlbehalten wiederzusehen, mischte sich sofort das Bangen um die Mondwolke. Warum kehrte die Elvin ohne das Luftschiff zurück? Was war mit ihm geschehen? Im nächsten Moment bemerkte er seinen Irrtum.
    Es war ein Botenfalke, der auf seinem ausgestreckten Arm landete.
     
     
    Ergil war in die Stille des Sirlimhauses zurückgelaufen, um Múrias Nachricht ungestört zu lesen. Heimlich hatte er sich davongestohlen. Er war aufgeregt. Seine Nerven glichen gespannten Bogensehnen. Vielleicht gab es Neuigkeiten von Dormund. Wenn der Schmied irgendwo ein anderes Fläschchen mit dem Wasser von Silmao gefunden hatte, dann könnte die Gemeinschaft unverzüglich heimkehren. Vom Eingang drang ein Rascheln an sein Ohr.
    In der offenen Tür stand Popi und spähte in das Haus. »Alles in Ordnung?«
    »Ich hab’s noch nicht gelesen.«
    Mit zitternden Händen löste Ergil die kleine Hornkapsel vom Bein des Vogels und gab das Tier frei, damit es auf Futtersuche gehen konnte; ein Pfiff würde genügen, um es wieder herbeizurufen. Während der Falke über Popis Kopf hinweg ins Freie flatterte, öffnete der Empfänger der Nachricht das Röhrchen, in dem sich ein zusammengerollter Zettel befand. Sofort erkannte Ergil die Handschrift seiner Meisterin. Fein säuberlich hatte sie die Botschaft auf das Pergament geschrieben.
     
    Lieber Ergil!
    Die vereinigten Heere von Pandorien und Ostrich rücken gegen Soodland vor. Das Festland ist bereits überrannt. Jetzt schicken sie sich an, die Insel zu erobern. Wir sind zu schwach, um ihnen lange standzuhalten. Du musst dringend zurückkehren, und wenn möglich, bringe Hilfe mit.
    Inimai
     
    Er war wie vom Donner gerührt. Ein ums andere Mal las er die Worte, als wären sie in einem fremden, kaum verständlichen Dialekt geschrieben. Schritte näherten sich. Popis besorgte Stimme erklang.
    »Schlimme Nachricht?«
    Der König reichte ihm das Zettelchen. »Zu

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