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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Waffen zu greifen. Er würde ihnen gestatten, die Araber eine Zeitlang zur Ader zu lassen und ihrerseits zur Ader gelassen zu werden, und dann, sobald er herausgefunden hätte, welche Araber genau ihn um sein Geburtsrecht betrogen hatten, würde er eine Legion kampferprobter Kreuzzügler haben, die in keinerlei direkter Beziehung zu ihm stand … Es war ein listiger Plan.«
    »Und was taten Sie, während dieser listige Plan allmählich Gestalt annahm?«, fragte Mustafa. »In Ihrem Schlaflabor spielen?«
    »Mittlerweile waren es zwei Labore«, sagte Koresh. »Mount Carmel war nach wie vor meine Operationsbasis, aber der Wachteljäger hatte seinerseits ein leer stehendes Gebäude auf dem Crawforder Campus zu einer weiterenArtefakten-Produktionsstätte umfunktioniert. Ich pendelte zwischen den beiden Einrichtungen hin und her und kam mit einer hauseigenen Expertengruppe in Kontakt, deren Aufgabe es war, aus den geborgenen Objekten Informationen zu gewinnen und zu ordnen. Ich erstattete dem Wachteljäger laufend Bericht über unsere Fortschritte.
    Tatsächlich aber arbeitete ich an meinem eigenen Vorhaben, den Mann zu stürzen. Schon seine perverse Operation Curveball hätte ausgereicht, um ihn entmachten zu lassen –, hätte ich die Beweise nur den richtigen Leuten zuspielen können. Und das war kaum der einzige Fall von Machtmissbrauch, den er sich hatte zuschulden kommen lassen: Der Wachteljäger führte die CIA so, wie ich seinerzeit das Center geführt hatte.
    Natürlich war er regelrecht paranoid in Sachen Sicherheitsverstöße, aber die jakobinische Art seiner Amtsführung förderte nicht gerade die Loyalität seiner Untergebenen. Jede Menge Leute in Crawford hassten ihn wie die Pest, und es gelang mir, ein paar von ihnen für die Waco-Fraktion zu gewinnen. Sie verrieten mir Geheimnisse und stahlen für mich Dokumente.
    Mitte 2004 hatte ich genügend Beweismaterial beisammen, um den Wachteljäger endgültig zu erledigen. Jetzt fehlte mir nur noch jemand aus den höchsten Regierungskreisen, dem ich Bericht erstatten könnte. Persönlich kannte ich niemanden in Austin, aber ich hatte ein paar Namen. Insbesondere war da dieser Elder Statesman, H., mit dem Lee Atwater befreundet gewesen war und von dem er stets mit großer Hochachtung gesprochen hatte.«
    »H.?«, sagte Mustafa.
    »Der Anfangsbuchstabe eines seiner Mittelnamen«, erklärte Koresh. »Die Leute nannten ihn so, um ihn von seinem ältesten Sohn zu unterscheiden, der die Schande der Familie war. Ich war H. nie vorgestellt worden, aber ich wusste, dass er, konnte ich ihm nur zeigen, was ich hatte, imstande sein würde, mir zu helfen. Das Problem war, an ihn heranzukommen. Er war nicht der Typ, bei dem man einfach so hereinschneien konnte, und ich befürchtete, dass der Wachteljäger, sollte ich versuchen, mir einen Termin geben zu lassen, irgendwie davon erfahren würde.
    Eines Tages stattete ein höherer Politiker aus Austin namens James Baker der CIA einen Überraschungsbesuch ab. Baker war ein weiterer Name, den ich durch Lee Atwater kannte; er und H. standen sich dem Vernehmen nach nahe. Als Baker eintraf, erstattete ich dem Wachteljäger gerade Bericht über den jüngsten Ertrag an Artefakten. Anstatt mich zu entlassen, ließ mich der Wachteljäger in seinem Vorzimmer warten. Einer von Bakers Referenten drehte dort ebenfalls Däumchen, und wir kamen ins Gespräch.
    Der Referent hieß Irving Liebowitz. Während wir plauderten, versuchte ich, den Mut aufzubringen, ihm einen Zettel für Baker zuzustecken. Dann wurde die Sekretärin des Wachteljägers für eine Minute weggerufen, und sobald wir allein waren, sprudelte ich es einfach heraus: ›Bitte, Sie müssten Ihren Boss dazu bringen, dass er mir ein Treffen mit H. arrangiert.‹ ›Worum geht’s?‹, sagte Liebowitz. ›Ich kann es Ihnen hier nicht sagen‹, sagte ich und nickte in Richtung der Tür ins Allerheiligste, ›aber es ist eine Frage der nationalen Sicherheit. Bitte.‹ Dann kam die Sekretärin zurück, und ich konnte nicht mehr sagen, aber Liebowitz gab mir seine Karte und sagte, wenn ich das nächste Mal in der Hauptstadt wäre, sollte ich ihn anrufen.
    Ein paar Tage später ließ ich mich von meinen Mitarbeitern decken, während ich nach Austin fuhr. Ich rief Liebowitz von einem Hotel aus an, und er erklärte sich bereit, sich in seiner Mittagspause mit mir zu treffen. Die Abmachung lautete, ich würde ihm zeigen, was ich hatte, und wenn er sich meiner Interpretation anschloss, würde

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