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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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dementierte das Gerücht mit der humorvollen Bemerkung: »Kein Mitarbeiter meiner Zeitung wird ohne meinen ausdrücklichen Befehl getötet.«

    Al-Qaida in der Popkultur
In der zweiten Staffel von ›24/7 Jihad‹ wurde offenbart, dass Superagent Jafar Bashir ein ehemaliges Mitglied von al-Qaida ist, das wegen seines »Übereifers« bei der Jagd auf Terroristen aus der Gruppe ausgeschlossen wurde.

I dris ist ein fanatischer Wahhabit«, sagte Samir.
    »Aber wer ist er?«, fragte Amal.
    Sie waren auf dem Dach der AHS-Zentrale und betrachteten den Mond, der gerade über dem Tigris aufging. Faruk und Idris saßen im zweiten Stock in einer Telefonkonferenz mit den Oberbonzen in Riad. Mustafa und die anderen waren hier heraufgekommen, um dem Gebrüll zu entgehen.
    »Ein früherer Schulkamerad«, antwortete ihr Mustafa. »Idris war in der Oberstufe, als Samir und ich uns auf dem Jungeninternat kennenlernten. Er war beliebt, aber auch ein Kotzbrocken. Manche der anderen Schüler nannten ihn hinter seinem Rücken ›Iblis‹.«
    »Satan?« Amal sah zu Samir hinüber, der mit finsterem Gesicht irgendeiner demütigenden Erinnerung nachhing.
    »Er hat einen Monat vor dem Abschluss die Schule geschmissen, um in Afghanistan zu kämpfen …«
    »Wo er auch gestorben wäre, wenn es Gerechtigkeit auf Erden gäbe!«, warf Samir ein.
    »… und danach haben wir jahrelang nichts mehr von ihm gehört. Bis er eines Tages in al-Jazira auftauchte, als Bin Ladens Wahlkampfsprecher. Mittlerweile hatte er eine Familie und wurde ›Abu Yusuf‹ genannt, aber es war derselbe alte Idris.«
    »Der Wahlstratege der PG?«, sagte Amal. » Der Abu Yusuf?«
    »Dann hast du also schon von ihm gehört.«
    »Und was ist er jetzt, Bin Ladens persönlicher Mann fürs Grobe?«
    »Abu Yusufs momentane Arbeitsplatzbeschreibung ist Gegenstand einiger Spekulationen. Offiziell ist er ›Sonder-Verbindungsoffizier‹ des Heimatschutzministeriums zum Geheimdienstausschuss des Senats. Inoffiziell … Ich nehme an, du hast davon gehört, dass Bin Laden dabei sein soll, seine eigene Antiterrorpatrouille aufzubauen?«
    »Al-Qaida? Ich habe davon gehört. Das ist eine Großstadtlegende.«
    »Ohne Zweifel«, sagte Mustafa. »Aber falls al-Qaida tatsächlich existierte und Bin Laden jemanden bräuchte, der sich um das Tagesgeschäft kümmert, während er im Kongress zu tun hat, wäre Abu Yusuf vermutlich der Mann, den er dafür aussuchen würde.«
    »Na, ist ja großartig!«, sagte Samir. »Wir haben es geschafft, dass der amtierende Leiter von al-Qaida auf uns sauer ist. Auf mich .«
    Eine halbe Stunde später wurden sie wieder nach unten gerufen. Als sie hintereinander Faruks Büro betraten, bedachte Idris sie mit einem kalten Blick, der anschließend so lange auf Samir verweilte, bis dieser anfing, sich zu winden.
    »Jetzt, wo die Frage der Zuständigkeiten geklärt ist«, sagte Faruk, »können wir uns an die Arbeit machen. Abu Yusuf, soweit ich verstanden habe, kennen Sie Mustafa und Samir bereits. Und mit Amal hatten Sie auch schon das Vergnügen, wenngleich ich vermute, dass Sie sich nicht förmlich vorgestellt worden sind …«
    »Ich weiß, wer sie ist«, sagte Idris. »Sind Sie sicher, dass der Präsident damit einverstanden wäre, dass eine Frau in diese Geschichte eingeweiht wird?«
    »Amal ist eine ausgezeichnete Beamtin.«
    »Ja, ich zweifle nicht daran, dass Sie die Tochter Anmar al-Maysanis wegen ihrer ausgezeichneten Fähigkeiten eingestellt haben.«
    »Senator Bin Laden hegt ebenso zweifellos eine vergleichbare Wertschätzung für Abu Yusufs Fähigkeiten«, sagte Amal.
    »Wenn ich was fragen dürfte«, meldete sich Mustafa zu Wort, ehe wieder ein allgemeines Gebrüll ausbrechen konnte. »Worum geht’s hier eigentlich?«
    »Es geht um die Fata Morgana«, sagte Faruk. »Heute Abend hat der Häftling Costello dir eine ziemlich unglaubliche Geschichte aufgetischt. Was du nicht weißt – die Geschichte ist nicht neu. Andere Festgenommene haben während des Verhörs dieselbe Legende erzählt: dass diese Welt, in der wir leben, nicht wirklich ist; dass Gott Amerika liebt und nicht Arabien. Der Präsident hat mich beauftragt, sämtliche existierenden Informationen, die die Fata-Morgana-Legende betreffen, einer neuen Überprüfung unterziehen zu lassen. Er will wissen, wo diese Geschichte entstanden ist und wie sie verbreitet wurde. Er will wissen, was sie bedeutet. Und er will wissen, wo diese Sachen herkommen …« Faruk hielt die Zeitung hoch, die Amal und

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