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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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verglich und die mit ihren vielfarbigen Überlagerungen dem Staat ein fragmentiertes Aussehen verlieh, das Mustafa an das Schaufenster des Lebensmittelladens erinnerte. Er rutschte auf seinemPlatz hin und her, worauf Iyad, in der Annahme, Mustafa habe sich von Samirs Nervenschwäche anstecken lassen, sagte: »Mann, ernsthaft. Mach dich locker, oder ich kehre auf der Stelle um.«
    Der Helikopter kreiste bei achthundert Metern, die Kamera an seinem Bauch auf automatische Verfolgung des Taxis eingestellt.
    Sechs al-Qaida-Kommandokämpfer saßen im Frachtraum des Helikopters. Für diese Nachtaktion hatten sie die paramilitärischen Uniformen des Badr-Korps angezogen – einer weiteren, von Najaf aus operierenden Supermiliz, die neuerdings das Recht der Mahdi-Armee anfocht, die unterdrückten irakischen Schiiten zu vertreten.
    Im Kopilotensitz saß Idris Abd al-Qahhar. Während der Pilot sich darauf konzentrierte, die Sichtverbindung zum Taxi zu halten, wiederholte Idris seinen Männern die Einsatzregeln. »Die Wiederbeschaffung des Zielobjekts hat oberste Priorität«, sagte er. »Alle Wachen und zufällig Umstehenden sind entbehrlich. Vergesst nicht, dass ihr euch in feindlicher Umgebung befindet und jeder Lärm bewaffnete Verstärkung anlocken kann.«
    »Was ist mit den Beamten vom Heimatschutz?«, fragte der Einsatzführer.
    »Wenn ihr sie am Leben lassen könnt, ohne den Erfolg des Auftrags zu gefährden, gut. Aber wenn nicht, müsst ihr sie unbedingt alle drei töten, ebenso alle etwaigen Zeugen. Zündet auf eurem Weg aus dem Gebäude Brandsätze. Noch eine letzte Sache – es versteht sich von selbst, dass ihr auf keinen Fall lebend in die Hände des Feindes fallen dürft.«
    »Verstanden«, sagte der Kommandoführer.
    Der Pilot, der das von der Kamera übertragene Bild im Auge behielt, sagte jetzt: »Das Taxi ist gerade vom Boulevard abgebogen. Ich glaube, sie nähern sich ihrem Ziel.«
    Vor einer Moschee an der Ecke eines Wohnblocks spielte eine Gruppe von Kindern im Wasser eines geöffneten Hydranten. Ein Imam-Gehilfe stand mit einem Schraubenschlüssel in der Hand auf dem Bürgersteig Wache; trotz seiner Bemühungen, als gestrenger Rettungsschwimmer rüberzukommen, entdeckte Amal eine gewisse Wehmut in seiner Miene, als ob er eigentlich viel lieber sein Gewand abgeworfen und sich dem allgemeinen Geplansche angeschlossen hätte.
    Iyad fuhr noch einen Block weiter, bis zu einem unbebauten Grundstück, das von weiteren Wohnhäusern und, nach hinten zu, von einer kleinen Fabrik eingerahmt wurde, die zu einer Autowerkstatt umfunktioniert worden war. Ein Schild erklärte: FAWZIS AUTOREPARATUREN, aber die wirkliche Natur des Betriebes ging aus den nackten Fahrgestellen hervor, mit denen das Grundstück übersät war.
    Ein Trupp junger Männer, zu buntscheckig gekleidet, um Schutzengel zu sein, lungerte vor dem Eingang der Ausschlachtwerkstatt herum. Als sich das Taxi näherte, erwachten sie plötzlich zum Leben und zückten allerlei Schusswaffen.
    Iyad parkte neben dem rostigen Gerippe eines Minibusses. »Wartet hier, bis ich euch ein Zeichen gebe«, sagte er. Er ging zur Werkstatt vor und wechselte ein paar Worte mit einem Burschen, der sein AK-47 lässig unter der Arm geklemmt hielt. »Da steht offenbar jemand auf Kriegsfilme«, meinte Amal. »Oder vielleicht hat er auch nur etwas zu kompensieren.«
    »Ja, wirklich toll«, sagte Samir.
    Jetzt nickte der Typ mit der Kalaschnikow ein paarmal. Er schickte einen der anderen in die Werkstatt hinein, während sich Iyad zum Taxi wandte und eine Hand hob.
    Mustafa und Samir stiegen als Erste aus, dann ging Mustafa um den Wagen herum und öffnete Amals Tür. Nachdem sie ausgestiegen war, nahmen die beiden Männer siewie Leibwächter in die Mitte, wobei es Mustafa am besten gelang, eine professionelle Aura von Bedrohlichkeit auszustrahlen.
    Nicht, dass es irgendeine Rolle gespielt hätte: Die Bandenmitglieder hatten Augen einzig für Amal. Als sie sich dem Gebäude näherte, hörte sie einen Pfiff, und als sie die Augen hob, sah sie zwei Halbwüchsige, die aus dem Obergeschossfenster der Werkstatt herausschauten – und, fast direkt über ihnen, einen weiteren Burschen mit einem Gewehr, der sich über die Brüstung der Dachterrasse beugte. Amal widerstand der Versuchung zu winken.
    Die Gruppe vor dem Werkstatteingang teilte sich, um ihrem Häuptling Platz zu machen. Er war älter als die Übrigen, aber immer noch jung, wenigstens fünf Jahre jünger als Amal.
    »Fawzi bin

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