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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Informationen, die ich brauche. Das ist ein einmaliges Tauschgeschäft.«
    Iyad blickte skeptisch – und vorwurfsvoll – drein. »Und worum handelt es sich überhaupt bei diesem gestohlenen Eigentum Saddams? Um Drogen? Irgendeine besondere Waffe?«
    »Eine antike Batterie«, sagte Mustafa.
    »Eine was? Du meinst, für ein altes Auto?«
    »Weit älter als das. Sie stammt aus einer Grabungsstätte in der Nähe von Hilla. Saddam hatte keine Fotos, aber in der Bibliothek von Alexandria habe ich die Zeichnung eines ähnlichen Artefakts gefunden.« Mustafa zeigte ihm den Ausdruck.
    » Das soll eine Batterie sein?«, sagte Iyad. »Das sieht aus wie eine Vase.«
    »Es ist ein Tongefäß, rund fünfzehn Zentimeter hoch. Drinnen ist ein Kupferzylinder, in dem ein durch einen Stopfen gehender Eisenstab steckt, und dann füllt man das Gefäß mit Säure – Essig oder Traubensaft –, und das Eisen und das Kupfer erzeugen elektrischen Strom.«
    »Und was dann? Man schließt das Ganze an die Scheinwerfer eines Streitwagens an?«
    Mustafa zuckte die Achseln. »In der Bibliothek stand was von ›galvanotechnischer Metallveredelung‹. Oder vielleicht benutzten Nebukadnezars Hofmagier das Ding für irgendwelche Zaubertricks, wer weiß?«
    »Und was für Tricks will Saddam damit anstellen?«
    »Er behauptet, er will die Batterie für seine private Kunstsammlung. Ich persönlich vermute eher, dass er sie auf dem Schwarzmarkt verkaufen will.«
    » Welchem Schwarzmarkt?« Iyad schniefte. »Von wegen Traubensaft … Die ist wahrscheinlich voll von Heroin.«
    »Wenn es so ist, schmeißen wir sie in den Tigris«, sagte Mustafa. »Das habe ich Saddam versprochen, und das verspreche ich auch dir. Aber falls es nur eine gestohlene Antiquität ist, bin ich bereit, sie Saddam als Lohn für seine Kooperation zu überlassen. Wir können sie ja später immer noch konfiszieren.«
    »Du willst das Ding wirklich haben? Wie wär’s, wenn ich eine Bombe darin platziere? Dann lasse ich es für dich als Geschenk verpacken.«
    »Tut mir leid, keine Bomben … Also, hilfst du mir jetzt oder nicht?«
    Iyad seufzte. »Ich kann wohl ein bisschen herumtelefonieren, feststellen, welche Fraktion innerhalb der Armee dieses Ding hat. Aber falls es überhaupt möglich ist, es zu bekommen, wird’s teuer.«
    »Geld kann ich beschaffen.«
    »Du wirst außerdem eine gute Geschichte brauchen. Und ein besserer Strohmann würde auch nicht schaden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Die Mahdisten trauen den Bundesbehörden auch nicht mehr als der Polizei von Bagdad. Ich werde natürlich für dich bürgen, aber sollte ihnen der Gedanke kommen, dass es Saddam Hussein irgendwie ärgern könnte, wenn sie dir den Kopf abhacken, tja, dann …«
    »Ah«, sagte Mustafa. »Das würde ich gern vermeiden.«
    Iyad fixierte wieder die genähte Schnittwunde. »Ich hoffe, das stimmt, Vetter, um unser beider willen … Auf jeden Fall halte ich es für sicherer, wenn jemand anders den Käufer spielt. Kennst du nicht jemanden, der nachweislich einen Groll auf Saddam hat?«
    »Ich bin sicher, dass ich jemand finden kann, auf den diese Beschreibung passt«, sagte Mustafa.
    Mehrere Tage später holte Iyad die drei abends vor der Zentrale ab. Mustafa und Samir trugen identische Anzüge, während Amal, in einer Abaya und einem Niqab, die sie sich ein paar Jahre zuvor für einen »Büro«-Einsatz in Medina angeschafft hatte, voll auf Ninja machte. Irgendetwas an Amals Kostümierung – vielleicht auch nur die selbstbeherrschte Art, wie sie sich darin bewegte – bewirkte, dass sie das genaue Gegenteil ihrer eigentlich angestrebten Wirkung erzielte. Als sie auf das Taxi zuging, drehten sich mehrere männliche Passanten nach ihr um.
    »Hübscher Hijab«, sagte Iyad neckisch. Doch dann schmunzelte er und hielt die ›Bagdader Gazette‹, die er gerade gelesen hatte, in die Höhe. »Und auch hübscher Werbeauftritt.« Auf der Titelseite der Zeitung prangte ein Foto von Amals unverschleiertem Gesicht, mit der Schlagzeile: TOCHTER DER SENATORIN FÜR TAPFERKEIT IM ANTITERRORKAMPF AUSGEZEICHNET. Amals Mutter hatte ihr eine Medaille angeheftet, und dann hatte sie selbst mit bewegenden Worten geschildert, wie der Widerstand ihres verstorbenen Vaters sie zu ihrer Berufswahl inspiriert habe; es war wohl diese Anrufung Shamals, spekulierte die ›Gazette‹, die einen geheimnisvollen Angreifer dazu veranlasst hatte, gerade als sie die Bühne verließ, mit dem Schrei »Saddam! Saddam!« auf sie zu

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