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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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ihrem abhanden
gekommenen Mann hinterherlief«, fährt er lachend fort.
    Dann kommt Zuchra, immer noch
aufgeregt, und stößt hervor, ohne daß sie jemand gefragt hat: »Ich habe Ustas
Sarhan die Tür geöffnet, da war ihm die Frau auf den Fersen, ohne daß er es merkte,
und dann gab es ein heftiges Handgemenge zwischen beiden.«
    Madame kehrt zurück, während Zuchra
noch dasteht, und erklärt: »Das Mädchen war seine Verlobte, wenn ich es richtig
verstanden habe.«
    Die Angelegenheit wird nun
verständlich, so meine ich, aber Tolba Marzuq fragt boshaft: »Und was hatte
Zuchra damit zu tun?«
    »Ich wollte zwischen ihnen vermitteln«,
entgegnet Zuchra, »und dann geschah, was Sie gesehen haben.«
    »Du bist wirklich eine brillante
Faustkämpferin!« stellt der Mann fest.
    »Wollen wir doch die Geschichte als
beendet ansehen!« bitte ich.
     
    Im
Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers
    Ta-sin-mim
    Dies
sind die Zeichen
    Des
offenkundigen Buches.
    Vortragen
wollen wir dir von der Kunde
    Moses
und Pharaos, nach der Wahrheit,
    Für
solche, die da glauben.
    Nun,
Pharao war gewaltig auf der Erde,
    Und
er spaltete ihre Bewohner in Gruppen.
    Tat
dabei Unrecht einer Gruppe von ihnen,
    Indem
er schlachtet' ihre Söhne
    Und
beschämt' ihre Frauen.
    Ja,
er war einer von den Frevlern.
    Wir
aber wollen Huld erweisen
    Den
Unterdrückten auf der Erde,
    Und
sie machen zu Vorständen,
    Und
sie machen zu Erben.
    Ich höre, wie jemand an
die Tür klopft. Madame kommt lächelnd herein und setzt sich vor mich auf einen
Schemel, auf den ich manchmal meine Beine ausstrecke. Im Lichtschacht heult der
Sturm. Ich bin noch im Morgenmantel.
    Das Zimmer wirkt schläfrig durch sein Halbdunkel,
das die wirkliche Tageszeit verbirgt.
    Ein Lachen unterdrückend, erklärt sie:
»Ich komme mit einer seltsamen Nachricht zu Ihnen.«
    »Einer hoffentlich erfreulichen«,
murmle ich, schließe den Koran und lege ihn auf die kleine Kommode.
    »Zuchra hat beschlossen, sich
weiterzubilden.«
    Ich schaue sie ausdruckslos an, denn
ich verstehe nicht, was sie sagen will.
    »Wirklich, sie hat beschlossen, sich
weiterzubilden. Sie hat mir gesagt, sie würde jeden Tag eine Stunde
verschwinden, um Unterricht zu nehmen.«
    »Das ist tatsächlich erstaunlich!«
meine ich.
    »Im fünften Stock dieses Hauses wohnt
eine Familie, deren eine Tochter Lehrerin ist. Mit der hat sie eine Absprache
getroffen.«
    »Ich kann nur wiederholen: Das ist ganz
erstaunlich!«
    »Ich habe von mir aus nichts dagegen
eingewandt, auch wenn es mir um ihren Lohn leid tut, den die Lehrerin nun
einkassieren wird.«
    »Das ist nett von Ihnen, Madame! Aber
ich bin verblüfft im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Als Zuchra mir den Nachmittagskaffee
bringt, scherze ich: »Du verbirgst mir etwas, du kleine Geheimniskrämerin!«
    »Vor Ihnen kann man doch nichts
verbergen!« entgegnet sie scheu.
    »Und dein Entschluß, dich
weiterzubilden? Erzähl mir doch, wie bist du daraufgekommen?«
    »Alle Mädchen lernen heutzutage etwas.
Die Straßen sind voll von ihnen!«
    »Aber du hast doch früher nicht daran
gedacht?« Sie lacht fröhlich, und ich fahre fort: »Du hast dir gesagt, daß du
hübscher bist als sie. Und solange sie nichts lernen, brauchst du auch nichts zu
lernen, stimmt's?« Sie schaut mich glücklich an, ohne etwas zu sagen, so fahre
ich fort: »Aber das ist nicht alles.«
    »Was sollte denn sonst noch sein?«
    Ich zögere einen Moment und sage dann:
»Da ist auch noch unser Freund Sarhan al-Buheri.« Sie wird rot und senkt den
Blick. Voller Mitgefühl versuche ich, auf sie einzuwirken: »Daß du dich
weiterbilden willst, ist eine gute Idee, Sarhan aber ...«
    Ich zögere, so fragt sie: »Was ist mit
ihm?«
    »Diese ehrgeizigen jungen Männer!«
    »Wir stammen alle von Adam und Eva ab!«
entgegnet sie ärgerlich.
    »Das ist richtig, aber ...«
    »Die Welt ist doch anders geworden!«
    »Die Welt ist anders geworden, aber sie
haben sich bis jetzt nicht geändert!«
    Sie schaut nachdenklich vor sich hin
und erzählt dann von ihren Plänen:
    »Wenn ich lesen und schreiben kann,
lerne ich ein Handwerk, zum Beispiel Schneidern!«
    Weil ich befurchte, daß ich zuviel
gesagt, sie verletzt habe, frage ich: »Liebt er dich denn wirklich?«
    Sie nickt bejahend mit dem Kopf, so sage
ich: »Dann möge Gott dich beschützen und glücklich machen!«
    Ich helfe ihr gelegentlich bei ihren
ersten Schritten in dieser unbekannten Welt, der Welt der Buchstaben und
Zahlen. Alle haben von ihrem Entschluß

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