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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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zornig.
    »Dies ist aber auch nicht der richtige
Platz für dich!«
    »Ich habe mich noch immer meiner Haut
wehren können, und das habe ich diesmal auch getan!«
    »Aber das ist nicht das ruhige Leben,
das man einem lieben Mädchen wie dir wünscht!«
    »Mistkerle gibt es überall«,
widerspricht sie, »auch auf dem Dorf.«
    Nach Tagen verlasse ich
wieder die Pension, eine beißende Kälte, tosende Stürme und heftige Regenfälle
haben mich in ihr gefangengehalten. Es waren scheußliche Tage. Wir hatten uns
in die Zimmer verkrochen, aber auch in unseren Schneckenhäusern ließ uns das
Wetter keine Ruhe. Regen peitschte gegen die Fenster, die Wände erzitterten
unter den Schlägen des Donners, Blitze flammten auf wie Warnsignale, der Sturm
heulte unheimlich wie böse Geister.
    Als ich die Pension verlasse, empfängt
mich das andere Gesicht Alexandrias, frei von Zorn, wieder sanftmütig geworden.
Dankbar spüre ich die reinen, goldenen Sonnenstrahlen, blicke auf die Wellen,
die unschuldig plätschern, während in den Himmel kleine Wölkchen gezeichnet
sind, die sich gegenseitig zuzupusten scheinen. Ich setze mich ins Trianon, um
einen Kaffee mit Milch zu trinken, so wie ich es früher mit Garabli Pascha, dem
Scheich Gawisch und Madame Lapraska tat, der einzigen Französin, die ich neben
einem ganzen Schwarm von Frauen ausprobiert habe, die in die Milaja gehüllt
waren. Tolba Marzuq setzt sich für eine Weile zu mir, dann geht er zur Halle
des Windsor-Hotels, um sich dort mit einem alten Freund zu treffen.
    Plötzlich tritt Sarhan al-Buheri zu
mir, grüßt, setzt sich und sagt dann:
    »Wie schön, Sie zu treffen! Gestatten
Sie, daß ich mich von Ihnen verabschiede. Sie waren nicht da, als ich die
Pension verließ.«
    »Wollen Sie abreisen?« frage ich ihn erschrocken.
    »Ja«, sagt er mit seiner dröhnenden
Stimme, »mein Aufenthalt hier geht zu Ende. Wenn ich fortgegangen wäre, ohne
mich von Ihnen zu verabschieden, so hätte mir das allerdings mein ganzes Leben
lang leid getan!«
    Ich bedanke mich für seine Liebenswürdigkeit.
Mir drängen sich viele Fragen auf, aber er läßt mich nicht mehr zu Wort kommen,
denn er winkt jemandem zu, schüttelt mir die Hand und geht.
    Unruhig und traurig frage ich mich, was
nun wohl aus Zuchra wird.
    Der Angeklagte rüttelte an
den Stäben seines Käfigs, als er das Urteil hörte, und schrie, so laut er
konnte, in den Gerichtssaal: »Wie wirst du dich jetzt über meine Situation
freuen, Danaf, und du, Na'ima, du Offiziershure!«
    Als ich in die Pension zurückkomme,
finde ich Madame, Tolba Marzuq und Zuchra im Entrée beisammen, befangen in
einer Traurigkeit, die eine deutlichere Sprache spricht als laute
Schmerzensschreie oder heftige Klagen.
    Ich setze mich schweigend zu ihnen. Mir
ist inzwischen klargeworden, was ich eigentlich den anderen hatte fragen
wollen.
    Madame sagt: »Endlich hat dieser Sarhan
seine Maske fallen gelassen!«
    »Er kam vor ein paar Stunden im Trianon
zu mir und sagte, daß er die Pension verlassen würde«, murmle ich.
    »Die Wahrheit ist: Ich habe ihn hinausgeworfen.«
    Dann, mit einer Handbewegung zu Zuchra:
»Er ist schamlos über sie hergefallen, hat sie verprügelt und dann verkündet,
er werde jetzt die Lehrerin heiraten.«
    Ich schaue zu Tolba. Der sieht mich an
und spottet: »So hat er sich schließlich doch noch fürs Heiraten entschieden!«
    »Mir hat er nie gefallen«, meint
Madame. »Ich habe ihn vom ersten Moment an durchschaut. Ein ausgemachter
Halunke!«
    »Monsieur Mansur Bahi wollte ihn zur
Rede stellen«, fährt sie dann fort, »und da gab es plötzlich eine weitere
Schlägerei. Ich habe ihm ins Gesicht geschrien, daß er für immer verschwinden
soll.«
    Mitleidig schaue ich zu Zuchra. Ich bin
mir sicher, daß das Spiel zu Ende ist und der Übeltäter ungestraft entkommen.
Mein Zorn ist so groß wie in jenen bitteren Tagen der Vergangenheit.
    »Er ist ein hundsgemeiner Kerl«,
versuche ich Zuchra zu trösten, »und hat es nicht verdient, daß du ihm
nachtrauerst. «
    Als ich mit Tolba Marzuq allein bin,
sage ich zu ihm:
    »Wenn sie doch den Heiratsantrag von
Machmud Abul-Abbas angenommen hätte!«
    Er entgegnet wie jemand, der seinen Gesprächspartner
aus Träumen reißen möchte: »Aber Mann! Welcher Machmud denn? Haben Sie immer
noch nicht begriffen, daß ihr etwas Unersetzliches verlorengegangen ist? Ihre
Jungfräulichkeit!«
    Ich runzle protestierend die Stirn und
fühle mich gleichzeitig überrumpelt.
    »Wo haben Sie denn Ihren

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