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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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soll. Sie murmelt heiser:
»Nach Mazarita.«
    Wir fahren unter einem
wolkenverhangenen Himmel, und die Dunkelheit überrascht uns vor der Zeit.
»Schlimm, wenn einen die Wut so packt!« sage ich, um sie zum Reden zu bringen.
    »Dieser Mistkerl!« schimpft sie.
    »Er macht aber doch den Eindruck eines
anständigen Fellachen!«
    »Ein Mistkerl!«
    »Er ist wohl Ihr Verlobter?« frage ich
mit verstecktem Sarkasmus.
    Doch sie antwortet nicht. Sie ist immer
noch höchst erregt. Und sie ist wirklich nicht übel. Mit Sicherheit irgendwie
professionell. Ich halte vor einem Gebäude in der Lido-Straße.
    Sie sagt, während sie die Tür aufmacht:
»Besten Dank! Sie sind wenigstens ein anständiger Mensch!«
    »Ich möchte Sie aber jetzt nicht gern
allein lassen. Ich möchte ganz sichergehen, daß Sie sich wirklich besser
fühlen.«
    »Danke schön, mir geht es bestens!«
    »Soll das heißen, daß wir uns nicht
wiedersehen?«
    Sie streckt mir zum Abschied die Hand
entgegen und erklärt dann: »Ich arbeite im Genevoise!«
    Als ich wende, bin ich noch höchst
begierig, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Aber mein Eifer ist schon
erloschen, bevor ich vor dem Haus angelangt bin. Die Sache liegt eigentlich auf
der Hand. Banalitäten. Eine Liebesaffäre, ein entlaufener Liebhaber und dann
die übliche Prügelei. Da hat er nun Zuchra getroffen und eine neue Geschichte
begonnen. Die Frau ist jedenfalls nicht übel. Und vielleicht kann ich sie eines
Nachts gebrauchen. Aber warum nur habe ich die Strapazen dieses blödsinnigen
Ausflugs auf mich genommen?
    Vergiß es, Sunnyboy, vergiß es.
    Das Auto fliegt über die
aschgrauen Straßen. Straßenlaternen und Kampferbäume galoppieren in
Gegenrichtung an mir vorbei. Diese rasende Geschwindigkeit belebt das Herz,
vertreibt Faulheit und Langeweile. Die Luft sirrt, Zweige erbeben und
zersplittern in wahnwitzigen Wellen. Manchmal strömt Regen nieder, wäscht den
Ackerboden, und die Felder erglänzen in glitzerndem Grün. Von der Festung
Qajitbey nach Abuqir, von der Küste nach al-Sijuf, vom Zentrum der Stadt in ihre
Vororte. Über jedes Stück planierten und asphaltierten Bodens rase ich mit
meinem Wagen.
    Die Zeit verstreicht, und ich
unternehme keinerlei ernsthafte Schritte, um das Projekt zu verwirklichen.
Statt dessen kommt es mir in den Sinn, eine Entdeckungsreise zu den heißen
Adressen von früher zu unternehmen. Ich besuche eine alte Kupplerin in
al-Schatbi, und sie bringt mir ein einigermaßen akzeptables Mädchen für den
Morgen. Das Mittagessen nehme ich bei einer anderen Kupplerin im Sporting-Club
ein. Sie versorgt mich mit einer Armenierin, die wirklich außergewöhnliche
Qualitäten aufweist. Die Kupplerin im Sidi Gaber vermittelt mir ein wahres
Prachtstück, die Tochter einer italienischen Mutter und eines syrischen Vaters.
Ich bestehe darauf, sie zu einer Autofahrt einzuladen. Sie warnt mich vor den
grauen Wolken, die Regen ankündigen. Ich sage ihr, daß ich mir wünschte, daß es
in Strömen gösse. Als wir auf der Landstraße nach Abuqir sind, bricht
tatsächlich heftiger Regen los. Die Menschen fliehen. Ich mache die Fenster zu
und schaue auf das herabströmende Wasser, die tanzenden Bäume und das reine,
endlose, offene Land. Die Schöne aber hat Angst und meint, das sei Wahnsinn.
Ich entgegne ihr, sie solle sich zwei splitternackte Menschen vorstellen, die
wie wir in einem Auto steckten, aber trotzdem sicher sind vor aller Neugier,
die sich im Takt der zuckenden Blitze, der Donnersalven und des rauschenden
Regens küssen. Sie wendet ein, das sei ganz und gar unmöglich. Ich frage sie,
ob sie nicht Lust habe, im Schutz dieses elementaren Zornesausbruchs der Welt
und allen, die auf ihr sind, die Zunge herauszustrecken. Unmöglich sei das,
meint sie, vollkommen unmöglich. Das werde aber gleich passieren, sage ich ihr,
nehme einen Schluck aus der Flasche, und jedesmal, wenn der Donner lospoltert,
fordere ich ihn auf, lauter zu grollen. Ich flehe den Himmel an, seine
Wassertanks zu entleeren. Die Schöne meint, dann könne das Auto streiken: Ich
bekräftige: »Amen, Amen, Amen!« Sie fürchtet, es könne dunkel werden. Ich
finde, es soll ewig dauern. »Du bist verrückt«, schimpft sie, »total verrückt!«
    Ich schreie, so laut ich kann: »Vergiß
es, Sunnyboy, vergiß es!«
    Am Frühstückstisch höre
ich die seltsame Kunde über Zuchras Entschluß, etwas zu lernen. Sie bekommt
unterschiedliche Kommentare zu hören, die nicht frei sind von Foppereien, aber
ihr doch

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