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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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müssen uns bis zum frühen Morgen
kräftig amüsieren!«
    Nach kurzem Schweigen sage ich ihr:
»Endlich wird etwas aus dem Projekt!«Ich erzähle ihr die Geschichte und sehe,
wie sich auf ihrem Gesicht deutlich Enttäuschung abzeichnet. Schließlich
empfiehlt sie: »Überstürzen Sie nichts, Sie müssen noch darüber nachdenken!«
    »Das habe ich bereits zur Genüge
getan!«
    Sie zögert kurz und ruft dann: »Das
Café Miramar ist mit Sicherheit besser! Und ich überlege mir sogar ernsthaft,
Ihre Teilhaberin dabei zu werden!«
    »Vielleicht denke ich später ja
wirklich an eine Erweiterung!« lache ich.
    Jetzt habe ich den dringenden Wunsch,
mich in der Silvesternacht so intensiv zu amüsieren, wie es nur geht.
    Noch am selben Abend
lerne ich den Besitzer des Genevoise in seinem Büro im Club kennen. Wir kommen
zu einer prinzipiellen Einigung über den Kauf. Dann lädt er mich ein, nach
Lokalschluß noch in seine Wohnung im Camp de Cesar zu kommen. Safejja ist an
diesem Abend zugegen und beteiligt sich an der Besprechung der Einzelheiten.
Schließlich kommt das Gespräch auf die Silvesternacht, und wir einigen uns auch
hier, nämlich darauf, sie gemeinsam im Genevoise zu verbringen und die letzten
Stunden der Nacht in der Wohnung des Khawaga oder irgendwo anders zu feiern.
Ich beglückwünsche mich dazu, daß ich wenigstens für diese Nacht die Leichen
los bin, die mich sonst umgeben.
    Am nächsten Morgen fällt mir auf, daß
mich das Frühstückszimmer anders als sonst empfängt. Ja, der Methusalem der
Journalistik ist immer noch auf seinem Zimmer, aber auch Mansur Bahi ist bis
jetzt nicht erschienen, und ich sehe keine Spur von Zuchra. In den Gesichtern
von Madame und Tolba Bey bemerke ich einen düsteren Ausdruck, der nichts Gutes zu
verheißen scheint.
    »Ja, wissen Sie denn noch nichts?« will
der Mann wissen. Ich werfe ihm einen fragenden Blick zu, er fährt fort: »Man
hat Sarhan al-Buheris Leiche auf dem Weg nach Palma gefunden!«
    Einige Sekunden lang bin ich wie
erschlagen, bis mir die volle Bedeutung dieser Nachricht ins Bewußtsein dringt.
Ein Gefühl der Betroffenheit und des Mitleids überkommt mich, auch die
Beunruhigung gegenüber der düsteren, rätselhaften Natur des Todes.
    »So ist er also tot?« frage ich.
    »Er wurde ermordet!«
    »Aber ...«
    »Lesen Sie die Zeitung, hier!« fällt
mir Madame ins Wort. »Eine widerliche Nachricht. Und mein Herz sagt mir, daß
sie uns noch viel Ärger an den Hals ziehen wird.«
    Ich muß an meine Prügelei mit ihm
kürzlich vor dem Lift denken und bin wütend. Jetzt befürchte ich, daß der
Ärger, den Madame prophezeit, vor allem mir ins Haus stehen wird.
    »Wer kann denn der Mörder sein?« frage
ich und begreife im selben Augenblick, wie dumm meine Frage ist.
    »Das ist das Kardinalproblem!« bekräftigt
Madame.
    »Und wenn sie nun fragen, ob er Feinde
hatte?« überlegt Tolba Marzuq.
    »Tatsache ist jedenfalls, daß er keinen
Freund bei uns hatte«, antworte ich, denn ich habe nun zu einer Art Zynismus
gefunden.
    »Hatte er noch andere Feinde?« fragt Tolba
weiter.
    »Früher oder später werden Sie die
Wahrheit ohnehin erfahren!«
    Ich will wissen, wie es Zuchra geht.
Madame erklärt: »Sie ist in ihrem Zimmer, in einer ganz schlechten Verfassung.
«
    Allmählich komme ich nach dem Schock,
den diese Nachricht mir versetzt hat, wieder zu mir, und ich wiederhole: »Es
muß Gottes Wille gewesen sein!«
    Eigentlich hatte ich Madame von meinem
Plan erzählen wollen, aus der Pension auszuziehen, aber jetzt verschiebe ich
das auf später.
    Als ich hinausgehen will, warnt Tolba
Bey: »Vielleicht werden wir alle hier verhört.«
    Schon an der Tür angelangt, werfe ich
hin: »Soll uns von mir aus verhören, wer will!«
    Ich beschließe, mir mit einem meiner
improvisierten Streifzüge durch ganz Alexandria einen klaren Kopf zu
verschaffen. Weiße Wolken kommen näher, aus denen gleißendes Licht rinnt. Ein
leichter, schneller, heißer Wind weht. Es ist der letzte Tag des Jahres, und
mein Wunsch, bis zum Morgengrauen eine irre, heiße Nacht auf die Beine zu
stellen, hat sich vervielfacht.
    Die Zeichen des Weges sind mir jetzt
deutlich. Soll doch sterben, wer im Sterben liegt, aber leben, wer noch am
Leben ist!
    Ich rase mit dem Auto davon und sage zu
meinem Spiegelbild: »Vergiß es, Sunnyboy, vergiß es!«

III. Mansur Bahi
    So hat man mich also zur
Haft in Alexandria verurteilt, und den Rest meines Lebens kann ich damit
verbringen, mir dafür Ausreden einfallen zu

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