Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
Vom Netzwerk:
dagegen an, mich nicht von
dem Ausdruck eines starken Willens beeinflussen zu lassen, der ihr Gesicht
vorübergehend entstellt, und sage: »Hör mir gut zu! Ich mache dir einen
Vorschlag. Sag jetzt nichts dazu, sondern denk in Ruhe darüber nach!«
    Nach einer kurzen Pause: »Es wird nicht
mehr lange dauern, dann habe ich mein Projekt.«
    Sie murmelt etwas vor sich hin. Ich
fahre fort: »Wenn du willst, kannst du bei mir eine ehrenhafte Anstellung
finden.«
    In ihren Augen zeichnet sich Mißtrauen
ab. Ich spreche weiter: »Das hier ist doch nicht das richtige für dich. Ein
anständiges Mädchen wie du in einer Wohnung mit allen möglichen Männern, die
ihr Vergnügen und ihre Zerstreuung suchen. Wer kann das noch mit ansehen!«
    Sie hält nichts von dem, was ich
vorbringe, für ernst. Das ist sehr deutlich zu merken. So bekräftige ich: »Du
wirst bei mir gut aufgehoben sein, eine respektable Tätigkeit und ein schönes
Leben haben!«
    Sehr leise sagt sie etwas, was ich
nicht verstehe, nimmt das Tablett und geht hinaus.
    Ich bin wütend, wütend auf sie ebenso
wie auf mich. Es ist eine Wut, die an Haß grenzt. Die Begierden frustrierter
Männer haben sie ihren niedrigen Stand vergessen lassen. Verflucht sei die
Erde, die dich in ihrem Staub hat aufwachsen lassen, Zuchra! Gedemütigt und
bitter sage ich: »Vergiß es, Sunnyboy, vergiß es!«
    Ich verbringe eine Nacht
zwischen den fahlroten Wänden des Genevoise.
    Safejja hatte mich aufgefordert, die
Nacht bei ihr zu verbringen, und ich bin der Einladung gefolgt.
    Stockbetrunken trage ich ihr meine
Probleme und Sorgen vor. Als das Gespräch auf das Projekt kommt, wird sie
lebhaft: »Endlich! Wie schön!«
    Dann, sich eine Zigarette anzündend:
»Das Genevoise ... Sein Besitzer will verkaufen!«
    Mit alkoholisierter Stimme wehre ich
ab: »Aber es ist ein elender Schuppen!«
    »Denk doch, wie günstig es liegt! Man
könnte daraus einen Nachtklub und ein vorzügliches Speiserestaurant machen!«
Sie versichert mir, daß es jetzt schon, obwohl so heruntergekommen, viel
einbringt, und prophezeit einen weitaus größeren Erfolg, wenn es renoviert
würde.
    »Du bist doch jemand«, unterstreicht
sie, »das wird die Polizei in Betracht ziehen, wenn sie Kontrollen durchführt.
Und ich verfüge über umfangreiche Erfahrungen. Der Sommer ist ohnehin sicher,
und das übrigejahr ist es auch dank der Libyer, die mit ihren Petrodollars über
uns hereingebrochen sind.«
    Wie im Traum bitte ich sie, mir einen
Termin mit dem Khawaga zu machen.
    »So schnell wie möglich. Und ich werde
mich um die Mädchen kümmern!«
    »Einverstanden!«
    Sie küßt mich und fragt: »Warum ziehst
du eigentlich nicht zu mir?«
    »Das ist eine gute Idee! Aber du mußt
auch wissen, was für einer ich bin, damit wir zusammen arbeiten können. Das,
was man Liebe nennt, kenne ich nicht.«
    Gegen zehn Uhr morgens
kehre ich in die Pension zurück. Am Eingang zum Gebäude treffe ich Sarhan
al-Buheri. Er tut, als kenne er mich nicht, und ich mache es mit ihm ebenso.
Wir stehen beide da und warten darauf, daß der Lift herunterkommt. Ich sage
mir, daß er vielleicht die Familie seiner Braut besuchen will. Plötzlich wendet
er sich zu mir: »Sie waren schuld an dem, was sich zwischen mir und Machmud
Abul-Abbas abgespielt hat!«
    Ich ignoriere ihn völlig und tue so,
als höre ich ihn nicht.
    »Das hat er mir gestanden«, fährt er
fort. Als ich ihn kühl und voller Verachtung weiter ignoriere, sagt er nervös:
»Jedenfalls haben Sie keinen Funken männlichen Anstands!«
    Ich drehe mich zu ihm und schreie ihn
wütend an: »Halten Sie den Mund, Sie Schwein.«
    Plötzlich sind wir in eine Prügelei
verwickelt, bis der Pförtner und einige seiner Kameraden kommen und uns
auseinanderreißen. Das bedeutet das Ende der Schlägerei, aber nun beginnt ein
wildes Geschimpfe. Schließlich ruft er: »Ich werde es Ihnen heimzahlen, warten
Sie nur!«
    »So komm schon, ich werde dich von
deinem dreckigen Leben befreien!« schreie ich zurück.
    Zur nachmittäglichen
Runde um das Radio finde ich Madame und Tolba Bey beisammen. Madame fordert
mich auf: »Denken Sie doch mit uns nach!
    Was wollen wir in der Silvesternacht
machen?«
    »Er ist der Ansicht, wir sollten ins
Monsieur gehen«, sagt sie, auf Tolba Bey weisend, »aber Amir Bey zieht es vor
hierzubleiben.«
    »Wo ist denn Amir Bey jetzt?«
    »Er hat sich zurückgezogen, er hat eine
Erkältung.«
    »Dann lassen Sie ihn allein hier, und
wir gehen zusammen ins Monsieur!
    Wir

Weitere Kostenlose Bücher