Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
den er nie erhalten hatte. Dann stand er auf.
“Ich werde im Dorfgasthof wohnen. Wenn Sie sich dort mit mir in Verbindung setzen wollen, Madam, stehe ich Ihnen zur Verfügung.”
Miranda lächelte und nickte, als habe sie die Andeutung begriffen. Mr Harmon war jedoch fast sicher, dass sie sie nicht begriffen hatte. Daher wurde er deutlicher.
“Vielleicht haben Sie den Wunsch, ich könne in Bezug auf dieses Anwesen zwischen Ihnen und Seiner Gnaden vermitteln, gleichsam zwischen Ihnen beiden stehen, falls die Dinge sich unschön entwickeln sollten.”
Miranda sah überrascht aus. “Ich hatte nicht daran gedacht … Ich werde das Haus nicht verkaufen, Mr Harmon. Dachten Sie, ich hätte das vor?”
“Nein, nein. Ich habe nur gedacht … Nun …” Erleichterung heuchelnd, lachte er auf. “Nun, ich bin froh, dass Sie sich hier so wohlfühlen, um weiterhin hier bleiben zu wollen. Falls ich Ihnen dennoch irgendeinen noch so kleinen Dienst erweisen kann, dann finden Sie mich im Dorfgasthaus, wo ich noch einige Tage sein werde. Ich möchte ausspannen und war nie in dieser Gegend. Darf ich Sie wieder besuchen kommen?”
Das konnte Miranda schlecht ablehnen. Schließlich war Mr Harmon sehr freundlich gewesen. Sie durfte dem Überbringer schlechter Nachrichten nicht anlasten, dass er diese Nachrichten überbracht hatte. “Ja, natürlich, Sir. Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Besuch. Auf Wiedersehen.”
Leo war sehr beschäftigt, als Jack sich bei ihm in der Bibliothek einfand. Der Gedanke, es könne sich um eine der üblichen Launen des Freundes handeln, erübrigte sich indes schnell. Jack war kreidebleich im Gesicht.
“Ich habe ihn im Dorf gesehen, Leo. Er stand auf der Brücke.”
“Wen hast du gesehen, Jack?”
“Mr Harmon!”, antwortete Jack und ließ sich in einen Ledersessel fallen. “Frederick Harmon. Ich bin fast vom Pferd gefallen.”
“Was sollte er hier wollen? Er wird kaum annehmen, dass deine Schwester nach allem, was er getan hat, noch freundlich zu ihm sein wird. Selbst er ist nicht so dumm.”
“Ich habe keine Ahnung, was er hier will.” Plötzlich kam Jack ein Gedanke. “Oh, die ‘dekadente Gräfin’! In London standen beide im besten Einvernehmen. Das habe ich dir damals erzählt, und du bist dich selbst überzeugen gegangen. Weißt du noch?”
Der Duke of Belford schüttelte den Kopf. Nein, Adela würde nicht … nie … Jäh fiel ihm jedoch ein, dass sie tags zuvor geäußert hatte, sie habe etwas sehr Schlechtes und Dummes getan. Er zwang sich, äußerlich gelassen zu wirken. Niemand durfte je wissen, dass sein Glück einem Haufen Zweifel gewichen war.
“Ich finde die Vorstellung, dass Mr Harmon Adela besucht haben soll, ebenso schwer zu glauben wie die, er könne hergekommen sein, um wieder gut Freund mit deiner Schwester zu werden. Aber ich gebe zu, dass ich herausfinden muss, was er hier will.”
Leo schickte einen Lakai mit dem Auftrag fort, herauszubekommen, was Mr Harmon im Dorf zu suchen habe. Dann plauderte er mit Jack noch eine halbe Stunde über angenehmere Dinge, an die er sich später nicht mehr erinnern konnte. Jack hatte keine Ahnung, wie sehr sein Freund sich wünschte, er möge sich geirrt haben.
Nachdem der Lakai jedoch zurückgekommen war, stellte sich tatsächlich heraus, dass Mr Frederick Harmon im Dorfgasthof wohnte und dem Wirt erzählt hatte, er stehe mit Mrs Fitzgibbon auf freundschaftlichem Fuß und würde sie besuchen.
“Danke, Mitchell. Sie können gehen.”
Die Tür hatte sich kaum hinter dem Lakai geschlossen, als Jack kopfschüttelnd sagte: “Verdammt noch mal! Ich habe Adela für eine Dame gehalten. Sie hat auch meinen Vater getäuscht. Sie muss sehr durchtrieben sein, um das zuwege zu bringen. Er hat gesagt, sie sei eine gute Frau. Das hat er nicht einmal über meine Mutter geäußert. Auch Sophie hat Julians Witwe gern. Ich habe keine Ahnung, wie ich ihr und Vater diese Neuigkeit beibringen soll.”
“Dann lass es sein.”
Leo lächelte den Freund an, aber sein Lächeln war eigenartig humorlos, eher das eines Mannes, der gewillt war, einen anderen zu erstechen.
“Unsere schöne Witwe hat auch meine Schwester hinters Licht geführt, und zwar so sehr, dass Tina sie für heute zum Dinner eingeladen hat. Ich werde mich beim Essen mit ihr befassen. Keine Angst, Jack. Du wirst nichts zu erklären haben. Bis spätestens morgen Abend hat die ‘dekadente Gräfin’ ihre Sachen gepackt und ist im Begriff, in ihre italienische Villa
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