Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
sie sich an ihn und genoss seinen Kuss.
“Adela, süße, süße Adela”, flüsterte er und küsste sie noch einmal.
Oh, das war wundervoll. Richtig wundervoll. Miranda fragte sich, wieso sie je gedacht hatte, so etwas gehöre sich nicht. Und dennoch gehörte es sich nicht. Leo war, was ihre wahre Identität betraf, im Irrtum. Sie musste die Sache aufklären, und zwar sofort. Zitternd und atemlos löste sie sich etwas von ihm, hielt jedoch die Arme weiterhin um seinen Nacken geschlungen. Er sah überrascht aus und ein bisschen argwöhnisch.
“Ich muss dir etwas gestehen, Leo. Ich bin nicht so, wie du denkst. Ich habe etwas sehr Schlechtes und Dummes getan.”
Jemand hüstelte laut. Langsam und widerstrebend ließ Leo Adela los und drehte sich mit resignierter Miene zu seinem treuen Butler um, der sich angesichts des Ausdrucks in seinen Augen tiefer als sonst verbeugte.
“Verzeihung, Euer Gnaden. Ich wusste nicht, dass Sie hier sind.”
“Wie gedankenlos von mir, Pendle, Sie nicht informiert zu haben.”
Mr Pendle schien diese Äußerung in Ordnung zu finden. “Möchten Sie etwas trinken, Euer Gnaden?”
“Nein, danke, Pendle”, erwiderte Leo kühl. Dann wandte er sich Adela zu und schaute sie halb bedauernd, halb verärgert an. “Es tut mir leid, Adela. Das Tête-à-Tête wird bis morgen warten müssen. Erweist du mir die Ehre, morgen Abend mit mir und Tina zu speisen? Ich bin sicher, meine Schwester wird sehr enttäuscht sein, falls du anderweitig beschäftigt bist.”
Miranda schluckte die Enttäuschung und die Erleichterung darüber herunter, dass sie nicht imstande gewesen war, ihr Geständnis zu machen, und lächelte. “Nein, ich bin nicht anderweitig beschäftigt.”
Leo erwiderte ihr Lächeln, und seins war so herzlich, dass sie innerlich vor Glück verging. “Bis morgen”, sagte er leise und folgte dem Butler aus dem Salon.
“Ich werde den Vormittag damit verbringen, Briefe zu schreiben, Pendle. Bitte, sorgen Sie dafür, dass ich nicht gestört werde.”
“Normalerweise würde ich Sie nicht stören, Madam, aber Sie haben Besuch. Mr Frederick Harmon aus London möchte Sie sprechen. Er sagt, Sie würden ihn kennen.”
Der Butler hatte Mr Harmons Namen in einer Weise ausgesprochen, als verschlucke er im gleichen Moment einen Obstkern. Miranda war jedoch viel zu überrascht, als dass sie das bemerkt hätte.
“Oh! Ich habe Mr Harmon nicht erwartet. Bitte, führen Sie ihn herein.”
“Sehr wohl, Madam.”
Miranda überlegte, was Mr Harmon so weit von London entfernt machen mochte. Zuletzt hatte sie ihn im “Armstrong” gesehen, an dem Abend, an dem sie beide von Leo überrascht worden waren. Damals hatte Leo sie bezichtigt, sich mit fremden Männern für ein Schäferstündchen in einem Separee zu treffen. Aber gegen Mr Harmon konnte sie nichts vorbringen. Er war die Freundlichkeit in Person gewesen. In seiner Gesellschaft hatte sie sich sehr wohlgefühlt. Mehr noch, sie hatte ihn beinahe so behandelt, als sei sie wirklich ihre Stiefmutter.
Vielleicht hatte Adela ihm wieder einen Brief geschrieben, dessen Inhalt er ihr mitteilen wollte. Möglicherweise brachte er schlechte Nachrichten mit. Miranda war ein wenig überrascht, weil sie bisher keinen Brief von ihrer Stiefmutter bekommen hatte.
Pendle ließ den Besucher eintreten. Rasch setzte sie eine höfliche Miene auf. Strahlend lächelnd kam Mr Harmon auf sie zu. Sein Lächeln genügte, um sie davon zu überzeugen, dass er keine schlechten Neuigkeiten hatte. Sie gestattete ihm, ihre ausgestreckte Hand zu ergreifen.
“Guten Tag, Mrs Fitzgibbon”, sagte er und gab ihr einen Handkuss. “Es tut mir so leid, dass ich Sie zu dieser frühen Stunde belästige. Aber ich habe noch einen Brief von Adela bekommen. Sie befürchtet, Sie könnten meine Unterstützung brauchen.”
“Nein, nein, ich versichere Ihnen, dass das nicht nötig ist. Ich wünschte, sie würde mir schreiben. Ich vermisse sie. Geht es ihr gut? Erzählen Sie mir, was sie geschrieben hat.”
Mr Harmon setzte sich in den Sessel, auf den Mrs Fitzgibbon zeigte, und schlug ein Bein über das andere.
“Es überrascht mich, dass sie Ihnen nicht geschrieben hat”, sagte er. “Es sei denn, sie denkt …” Er hielt inne und gab sich den Anschein, überlegen zu müssen, ob er den Satz vollenden solle oder nicht. Er wusste jedoch ganz genau, was er sagen und wie er seine Worte vorbringen wollte.
Seit der Begegnung mit Mrs Fitzgibbon in London hatte er sich einen Plan
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