Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
musste, es nicht verdient zu haben, dass ich dich beleidige?”
“Ich halte es nur für gerecht, wenn du so leidest, wie du mich durch deine Grobheit und deine Arroganz leiden gemacht hast.”
“Oh! Jetzt bin ich derjenige, der grob und arrogant ist?” platzte Leo mit sichtlich ungläubiger Miene heraus.
“Um Himmels willen, hör endlich zu schreien auf! Was sollen die Dienstboten denken?”
“Es ist mir gleich, was sie denken. Das sind sowieso meine Bediensteten.”
“Ja, und du kannst sie mitnehmen. Ich will deine Hilfe nicht mehr haben. Ich brauche sie nicht. Ich bin sicher, Mr Harmon wird mir dabei helfen, neues Personal zu finden.”
Leos Gesicht wurde knallrot. Miranda glaubte, er würde die Treppe zu ihr hinaufstürmen. Er stöhnte jedoch nur tief auf und fuhr sich durchs Haar.
“Du treibst mich zum Wahnsinn!”, sagte er.
Sie zog die Augenbrauen hoch. Es war eigenartig, doch je wütender er wurde, desto ruhiger wurde sie. “Du bist ganz sicher vom Wahnsinn befallen. Es bleibt jedoch dahingestellt, ob ich dafür verantwortlich bin.”
Mr Pendle gab ein seltsames Geräusch von sich und trottete zu einem Stuhl. Sowohl Miranda als auch Leo ignorierten ihn. Er schaute wieder zu ihr hoch und schien sich etwas zu beruhigen.
“Ich kann nur annehmen, dass es dich amüsiert hat, dich für jemanden auszugeben, der du nicht bist, Miranda. Offenbar wolltest du mir auf eine sehr kindische Weise eine Lehre erteilen.”
“Ja, so wie es dich amüsiert hat, den Versuch zu unternehmen, mich aus meinem Heim zu vertreiben und mich mit deinen mir unwillkommenen Aufmerksamkeiten zu belästigen.”
“Du verdrehst die Dinge in deinem Sinn, Miranda.”
“Ich verdrehe gar nichts. Geh jetzt. Ich will dich heute nicht mehr hier sehen. Ich will dich überhaupt nicht mehr hier sehen.”
Leo starrte Miranda noch eine Weile an. Doch selbst er hätte sie nicht die Treppe herunterzerren können. Leise fluchend drehte er sich um und verschwand so abrupt, wie er erschienen war.
Er ritt jedoch nicht nach Hause. Wie jemand, der aus einem Traum erwacht, schaute er sich nach einer Weile um und stellte fest, dass er nicht mehr weit vom Dorf entfernt war. Er nahm sich vor, ins Gasthaus zu gehen. Wenn er Miranda nicht mehr auf direkte Weise helfen konnte, würde er das indirekt tun. Es war höchste Zeit, ein Wörtchen mit Mr Harmon zu reden.
Es war fast Mittag, als Miss Sophie Lethbridge zu Besuch kam. Pendle informierte Miranda vom Eintreffen ihres Gastes. Er schien sich von der morgendlichen Episode einigermaßen erholt zu haben. Miranda hatte sich weitaus weniger davon erholt und erwiderte, für Miss Lethbridge sei sie zu sprechen. Nur deren Bruder sei der Zutritt zum Haus verwehrt.
“Wenn Sie jetzt nicht mit dem Packen anfangen, Pendle, werden Sie nicht vor Anbruch der Dunkelheit in Ormiston sein”, fügte sie hinzu.
Er räusperte sich. “Ich glaube, nach dem, was heute Vormittag passiert ist, Sie bitten zu müssen, noch etwas bleiben zu können. Ich ziehe es vor, dass Seine Gnaden erst seine Fassung zurückgewonnen hat, ehe ich meine Pflichten in Ormiston wieder versehe.”
Miranda hatte Mitleid mit Pendle. “Also gut, aber nicht sehr lange.”
“Danke, Madam.” Das war von Herzen gekommen.
Ihre Stimmung besserte sich. Miranda lächelte sogar, als Sophie in den Salon kam. Stets Optimistin, hoffte sie, Sophie möge ihre Freundin bleiben und ihr dummes und unüberlegtes Verhalten nicht so harsch beurteilen, wie Leo das tat.
“Wie geht es Ihnen, Miss Sophie?”
Mehr wurde in den nächsten Minuten nicht gesagt.
Schließlich ergriff Sophie Mirandas Hände und drückte sie so fest, dass es wehtat. Im Stillen fragte sich Miranda, ob es ihre Schuld sei, dass alle Nachbarn verrückt geworden waren. Sie versuchte, Sophie zu beschwichtigen, während sie sich bemühte, deren konfuse Äußerungen zu begreifen.
“Jack hat gesagt, der schreckliche Mr Harmon sei hier, und Sie seien seine Freundin. Nein, mehr als das, obwohl ich mir nicht denken kann … Nein, das will ich nicht. Sagen Sie mir, dass es nicht stimmt, Miranda. Ich kann nicht glauben, dass Sie einen solchen Mann ermutigen würden. Er ist schlecht. Jack sagt, dass wir, wenn das stimmt, nicht mehr länger Freunde sein können, und außerdem würden Sie nach Italien zurückreisen. Oh, bitte, sagen Sie, dass Sie nicht abreisen. Wieso kehren Sie nach Italien zurück? Jack sagt, Leo hätte Sie vertrieben, weil Sie nicht, wie er es ausgedrückt hat, ‘nicht so
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