Miranda
freundlich zugenickt. Jetzt erst fand sie die Ruhe, um über den inneren Aufruhr nachzudenken, den er durch seine sanfte Berührung in ihr ausgelöst hatte.
Als Landry eine Stunde später zurückkam, hatte Miranda das Essen auf dem Tisch, und bei Landrys Anblick hätte sie den Eintopf aus Huhn und Zwiebeln fast fallen lassen. Wahrscheinlich lag es nur an den inzwischen gewaschenen Haaren und den sauberen Kleidern, die er trug. Auf jeden Fall setzte ihr Herz bei seinem Anblick einen Schlag aus. Wenn er jetzt noch lächelte, wusste sie nicht, was sie tun würde.
Landry kam zu ihr und lächelte sie an. »Das riecht gut«, sagte er.
Miranda war so benommen, dass sie eine Weile brauchte, um zu verstehen, dass er über das Abendessen sprach. Sie nickte und setzte den Topf mit einem dumpfen Geräusch auf den Tisch. »Fang schon an, ich will nur noch sehen, ob das Baby schläft.«
»Ich warte auf dich«, sagte er so höflich wie ein Prinz im Märchen und stellte sich hinter seinen Stuhl.
Es hat keinen Sinn zu protestieren, dachte sich Miranda, denn der Mann ist stur wie ein Esel, wenn auch nicht dumm. Sie sah nach Jesaiah-oder-Ezekiel, der in seinem Korb in ihrem Zimmer schlief, und kam dann zurück in den Hauptraum.
Landry wartete immer noch geduldig. Er nahm erst Platz, nachdem sie sich gesetzt h atte. Wie auch schon am Vortag sprach er ein kurzes Tischgebet, ehe er die Teller füllte.
Miranda fragte sich, was er wohl dachte. Für einen Farmer war er sehr gut erzogen, doch gestern hatte er nicht mit dem Essen auf sie gewartet. Neugierig sah sie ihn an und sagte sich, dass sie wohl nie verstehen werde, was in seinem Kopf vorging, selbst wenn sie so alt werden würde wie Granny Johnson in den Bergen.
»Ein paar Tage wird es noch dauern, bis alle Schweine zerteilt und aufgehängt sind«, bemerkte Landry.
Miranda wurde etwas übel und sie trank hastig einen Schluck Wasser.
»Was ist mit - mit den Köpfen im Kessel da draußen?«, fragte sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen normalen Klang zu geben.
Landry kaute einen Bissen Huhn mit Zwiebel. »Ich denke, du kannst die ersten Gläser morgen einmachen«, sagte er fröhlich. »Aus den anderen mache ich Fleischkäse.«
Miranda schob den Stuhl zurück, um schneller zur Tür kommen zu können. Sie war nicht verweichlicht. Sie hatte Hühner geköpft und gerupft, Hasen gehäutet und ausgenommen und einmal sogar einen Präriehund geschlachtet, als es sonst nichts zu essen gab. Aber sie würde nichts essen, was er aus dem Kopf eines Schweines herausgeholt hatte, und damit basta.
In Landry s Augen blitzte es schelmisch. »Das schmeckt sehr lecker«, neckte er sie.
So viel er ihr auch bedeutete, in dem Moment hätte Miranda ihn umbringen können. Landry sah so lausbubenhaft aus wie seine Jungen, als er sie so ansah.
»Lieber verhungere ich«, erwiderte sie gepresst.
»Dann hast du noch nie wirklich Hunger gehabt«, meinte Landry und aß weiter.
Miranda war fertig, stand aber nicht auf. Sie saß mit gefalteten Händen da und wartete - worauf, wusste sie nicht. Es war still, wenn die Jungen nicht da waren, und die Stille summte ihr in d en Ohren. Der Tag war lang und aufregend gewesen, und sie war müde. Plötzlich merkte sie, wie glücklich sie einfach nur deshalb war, weil sie mit Lan d ry hier sein durfte.
Er neigte den Kopf und betrachtete ihr angesengtes Kleid. »Sieht so aus, als könntest du das nur noch für Putzlappen benutzen«, meinte er dann. Anscheinend war er in der Stimmung, sich zu unterhalten.
Die Vorstellung entsetzte Miranda, auch wenn er Recht hatte und vom dem Kleid nicht viel zu retten war. Es war das hübscheste ihrer gebrauchten Kleider und stammte von Rachel Hargreaves - ein hellgelber Stoff mit Perlmuttknöpfen am Ausschnitt. Miranda sah traurig an sich herunter, nickte dann aber zustimmend.
Landry sah sie mitfühlend, aber auch amüsiert an. Ohne Zweifel bot sie einen schrecklichen Anblick in diesen versengten Lumpen. Seine Augen blickten fröhlich, und er sah in diesem Augenblick keinen Tag älter aus als Jamie. »Sei nicht traurig«, tröstete Landry sie, »wir holen dir etwas, was doppelt so hübsch ist, wenn wir nach Choteau fahren.« Er schob sich den nächsten Bissen in den Mund, und Miranda staunte, wie viel Landry essen konnte, ohne ein Gramm Fett zu viel auf seinem muskulösen Körper zu haben.
»Rot würde dir sicher gut ste h en... oder Dunkelblau«, fuhr er fort.
Der Gedanke, nach Choteau zu fahren, heiterte Miranda
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