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Miranda

Miranda

Titel: Miranda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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irgendwann parat gelegt hatte. Das Wasser war so kalt, dass seine Zähne klapperten.
    Als er mit Gänsehaut ins Haus zurückkam, hungrig wie ein Bär nach dem Winterschlaf, stand kein Essen auf dem Tisch, und Miranda saß über etwas gebeugt, das wie eine Lesefibel aus sah. Das-Eine-oder-das-An dere krähte nach Kräften in seinem Körbchen.
    Miranda war so vertieft in ihr Buch, dass sie heftig zusammenzuckte, als Landry die Tür schloss. Dann klappte sie schuldbewusst das Buch zu. Ihre Wangen glühten vor Verlegenheit und Ärger.
    Ein Muskel zuckte nervös in Landrys Wange. Wie sollte er jemals verstehen, was in den komplizierten Seelen der Frauen vor sich ging? Da hatte er ihre Milch-und-Honig-Haut gerettet und dabei das beste Schwein getötet, das er je gehabt hatte, und sie nahm es ihm übel! Energisch drückte Landry den Türriegel hinunter, um zu zeigen, dass er sich nichts bieten lassen würde.
    »Ich habe Hunger«, sagte er und hängte seinen Hut auf. »Was gibt es zum Abendbrot?«
    Ihr Blick wanderte zum Ofen. »Schwein«, antwortete sie.
    Plötzlich hätte Landry am liebsten gelacht. Er ging zum Ofen, öffnete die Tür und fand einen Teller mit Schweinefleisch, das zu einem unschönen Grauton zerkocht war. Sein Lachen verging ihm. Vor Wut vergaß er die Topflappen, als er in den Ofen griff, und verbrannte sich die Finger.
    Fluchend ergriff er ein Handtuch, faltete es, zog den Teller heraus und entleerte ihn in den Abfalleimer. Dann holte er sich ein Stück hartes Brot aus der Küche und schnitt sich ein Stück Käse dazu ab.
    Miranda sah ihn aus schmalen Augen an und sagte kein Wort. Sie saß nur da mit dem Buch im Schoß und sah aus, als freue sie sich darüber, dass er sich verbrannt hatte und jetzt etwas aß, das für Hühner gut war, aber nicht für einen Mann, der den ganzen Tag lang hart gearbeitet hatte.
    Landry legte seine karge Mahlzeit auf einen Teller und trug ihn zum Tisch, wo er sich müde niederließ. Sie war ungerecht und sollte das auch wissen.
    Sie wich nicht einen Zentimeter.
    Der stumme Kampf dauerte an, bis Landry ein paar Bissen heruntergewürgt hatte. »Was steht in dem Buch?«, fragte er barsc h , weil er etwas sagen musste, um nicht vor Wut zu platzen.
    Miranda errötete. Sie hob den Kopf, senkte ihn aber sofort wieder, und ihre Schultern fielen herab.
    Er hatte gewonnen, aber es gab ihm kein gutes Gefühl.
    »Versprich mir, dass du dich nicht über mich lustig machst«, bat sie nach einer Weile. Als er nickte, legte sie das Buch auf den Tisch und wandte den Blick ab.
    Es war eine abgegriffene Ausgabe von McGuffys Lesebuch, was ihn nicht überraschte, da er den Einband schon vorher erkannt hatte. Sie schwiegen beide, und Landry wartete. Er wünschte, er hätte sie nicht herausgefordert, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Ich kann lesen!«, sagte sie trotzig. »Wage es nicht, etwas anderes zu denken.«
    Landry sah sie an. Viele Leute hatten Mühe mit dem Lesen und Schreiben, und es überraschte ihn nicht besonders, dass sie dazugehörte.
    »Es ist nur ... sehr schwer für mich.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen - aus seinem Gefühl des Erniedrigtseins und verletzter Würde. »Aber ich bin entschlossen, eines Tages gut lesen zu können«, sagte sie dann entschieden.
    Landry legte ihr seine Hand auf den Arm. »Es tut mir leid«, sagte er.
    Miranda schniefte und riss ihren Arm weg. »Ich brauche dein Mitleid nicht!«, fauchte sie, und d as Baby begann erschrocken zu wimmern.
    Aus alter Gewohnheit trat Landry an den Korb, nahm das Baby heraus und hielt es so, wie er Jamie und Marcus immer gehalten hatte. »Ich habe nicht gesagt, dass du mir leidtust«, sagte er und klopfte dem Kind beruhigend den Rücken. »Ich wollte nur, dass wir uns wieder vertragen.«
    Sie sank in sich zusammen und betrachtete fast ungläubig, wie er mit ihrem Sohn umging. Warum glaubten Frauen nur immer, sie wären die Einzigen, die ein Baby halten konnten? Sie wogen doch überhaupt nichts.
    Miranda trocknete sich die Augen mit der Schürze. Dann saß sie nur traurig und schniefend da und wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
    »Miranda, was ist denn nur los?«, fragte Landry etwas ungeduldig. Das Baby jaulte, und er ließ es noch und runter hüpfen, was ihm offensichtlich gefiel.
    Einen Moment sah es so aus, als wolle Miranda ihm antworten, aber dann stand sie nur stumm auf, nahm ihm das Baby ab und verschwand in ihr Zimmer. Sie kam noch einmal zurück, um den Korb zu holen, und zog sich sofort - ohne

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