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Miranda

Miranda

Titel: Miranda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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und wickelte sich in eines von Landrys Handtüchern - sie hatte ihr Nachthemd vergessen - und ging in ihr Zimmer. Als sie an Landrys Zimmer vorbeikam, erlosch der schmale Lichtstreifen unter seiner Tür.

4
     
    Als Miranda am nächsten Tag hinausging, um die kleinen Schweine zu füttern, staunte sie nicht schlecht, als ihr plötzlich der große Eber gegenüberstand. Sie hatte gedacht, er sei in den Gläsern, die sie seit dem frühen Morgen mit heißem Wachs versiegelt hatte, oder würde zumindest neben seinen Geliebten im Rauchhaus an der Decke hängen.
    Stattdessen war er frei, baute sich vor Miranda auf, schnaubte und klopfte mit einem Huf auf den Boden, als wäre er ein Bulle. Tatsächlich kam er Miranda auch so groß vor wie ein Bulle. Er war ebenso gefährlich wie hässlich, eine viertel Tonne Schwein mit einem gemeinen Charakter und eindeutig negativen Absichten.
    Zitternd ließ Miranda den Futtereimer fallen. Kaum vier Schritte trennten sie von dem Eber, und obwohl er an dem alten Brot und den Kartoffelschalen schnüffelte, lenkten sie ihn nicht lange ab. Er h o b den riesigen Kopf und sah sie aus seinen kleinen Äuglein an.
    »L-andry!«, rief sie fast singend, als ob ein höflicher Ton das Schwein davon abha l ten würde, sie mit rasiermesserscharfen Zähnen zu zerfleischen.
    »Beweg dich nicht!«, erklang da Landrys Stimme ein paar Schritte hinter ihr. Miranda war so erleichtert über seine Gegenwart, dass sie fast ohnmächtig geworden wäre. Aber im nächsten Moment ging der Eber mit einem schrecklichen, bellenden Quietschen zum Angriff über. Die Welt schien stehen zu bleiben, eine Gewehrsicherung klickte, und dann fiel ein Schuss.
    Das Tier fiel nur wenige Zentimeter von Miranda entfernt zu Boden, der Kopf eine blutige Masse, die sofort die Fliegen anlockte.
    Miranda stand ganz still da. Tief in ihr staute sich ein Schrei auf, und nur durch höchste Konzentration behielt sie ihren Blaseninhalt bei sich. Ihr Magen hob und senkte sich, und ihr Herz klopfte heftig.
    Unbeweglich sah Miranda zu, wie Landry an ihr vorbeiging, das Gewehr zu Boden legte und sich neben das tote Schwein hockte, um es zu inspizieren. Dann erst begann Miranda lautlos zu weinen.
    Landry erhob sich, schüttelte den Kopf und sah traurig auf das Schwein hinunter, das gerade seine Frau hatte angreifen wollen. »Das«, sagte er, »war ein vorzüglicher Eber.«
    Seine Worte lösten den Bann, der Miranda gelähmt hatte; sie presste die Hand auf den Mund und floh zurück ins Haus. Den Rest des Tages, während sie nach einem von Carolines alten Rezepten Schweinefleisch haltbar machte, durchlebte sie das Geschehene wieder und wieder - vom ersten Anblick des Ebers bis hin zum Schuss, der ihn zu Boden gestreckt hatte.
    »Das war ein vorzüglicher Eber.«
     
    Landry betrachtete bedauernd den toten Eber und fragte sich, wie zum Teufel er nur aus dem Pferch entkommen war. Er hatte das Tier noch lange behalten und zur Zucht benutzen wollen, aber jetzt taugte es nur noch für Braten und Speck. Fleischkäse konnte er aus dem zerschossenen Kopf nicht mehr machen.
    Landry seufzte. Er hatte noch Jungschweine, und einige davon waren Eber. Die drei Jungsauen sollten im Frühjahr werfen. Nun, es hatte keinen Sinn zu bedauern, was nicht mehr zu ändern war.
    Landry sah in Richtung Haus, wohin Miranda geflohen war. Erst jetzt dachte er daran, was ihr hätte passieren können, wenn er nicht da gewesen wäre. Ihm wurde ganz übel bei diesem Gedanken, und einen Moment dachte er, er müsse sich übergeben. Den Rest seines Lebens würde er den Anblick nicht vergessen und die Angst, die sein Herz hatte hämmern lassen, als er abgedrückt hatte.
    Landry überlegte, ob er ins Haus gehen solle, um Miranda zu trösten und sie vielleicht sogar in die Arme zu nehmen, wie er es mit Caroline gemacht hätte, aber er fühlte sich seltsam gehemmt und hatte noch viel Arbeit vor sich. Außerdem stank er wie ein Schwein.
    Landry seufzte und machte sich auf den Weg in den Stall, lehnte die Flinte an die Wand und holte Nicodemus, das stärkste seiner Pflugpferde. Dann zerrten er und das Pferd den toten Eber hinter einen der Schuppen, wo Landry den Eber fluchend zerteilte und ausnahm.
    Er arbeitete den ganzen Nachmittag über bis in den Abend hinein; und erst als Licht aus den Fenstern des Hauses fiel, merkte er, wie spät es war. Resigniert, erschöpft und mit schmerzenden Muskeln ging er zum Fluss hinunter, um sich zu waschen und die Kleider anzuziehen, die Miranda ihm

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