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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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nach dem wir unser letztes Engel-Fest gefeiert hatten.“
    „Engel-Fest?“
    Sie nickte. „Oh ja, zweimal im Jahr kommen wir zusammen, um unsere Zusammenarbeit mit den Engeln Gottes zu Ehren zu feiern. Das machen wir seit mehr als zehn Jahren so und es ist immer wieder schön.“
    „Was meinen Sie genau mit Zusammenarbeit? Was soll ich mir darunter vorstellen?“
    Frau Mertens straffte ihren Rücken und sah mich prüfend an. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie überlegte, wie weit sie mir vertrauen konnte. Offenbar bestand ich die Prüfung und sie entspannte sich wieder und fing an zu erzählen.
    „Ich habe Freunde. Wir sind sehr verschieden im Alter und in den Berufen, ein illustrer Haufen, wenn ich so sagen darf, aber wir verfolgen dasselbe Ziel. Wenn auch jeder auf seine eigene Art und Weise: nämlich mit dem Talent, das Gott in unsere Wiege gelegt hat. Wir kommen seit über zehn Jahren mehrmals im Jahr zusammen und tauschen uns über unsere spirituelle Arbeit aus. Alle außer mir gehen auch noch einer normalen Arbeit nach, um ihre Brötchen zu verdienen. Es sind begnadete Astrologen darunter, eine Geistheilerin, ein Aurafotograf, ein Musiker, der auf der Harfe spielt, was er in seinen Träumen hören darf, zwei Sterbebegleiter und Pfleger aus dem Hospiz, eine Malerin, die Engel- und Seelenbilder malt und ich. Ich habe die Gabe der medialen Sicht erhalten. So ergänzen wir einander wunderbar, entwickeln uns gemeinsam fort und können unseren Mitmenschen dienen, indem wir trösten, fördern, Heilung in die Wege leiten oder in den Sternen lesen und den Ratsuchenden Wege aufzeigen. Die Engel helfen uns dabei. Wir wissen um die Geborgenheit und um die Liebe der Engel, innerhalb derer wir uns entfalten dürfen. Und zweimal im Jahr kommen wir zum Feiern zusammen. Zur Tagundnachtgleiche im Frühjahr und wieder im Herbst. Das Herbstfest ist etwas Besonderes, denn dann öffne ich mein Haus für einen Tag der Gemeinde. Wir feiern, es werden Spenden für ein Projekt gesammelt und es gibt eine Art Flohmarkt.“
    Ich hörte gebannt zu und machte im Geiste Notizen für meine Reportage.
    „Frau Mertens, das ist faszinierend. Darf ich das als Teil des Interviews betrachten?“
    Sie nickte und begann den Tisch abzuräumen. Ich begann wieder zu husten und wurde müde, meine Kräfte hatte ich wohl doch etwas überschätzt.
    „Am besten, Sie legen sich eine Weile hin, Frau Fink, und ich koche Ihnen wieder Hustentee. Sie sind auch noch recht blass. Ihre weiteren Fragen kann ich immer noch beantworten. Nach dem Abwasch komme ich zu Ihnen ins Zimmer, wenn Sie wollen.“
    „Da sage ich nicht nein. Aber danach fahre ich wieder nach Hause. Sie haben schon viel zu viel für mich getan.“
    Sie drehte sich von der Spüle zu mir um und fragte munter: „Was halten Sie davon, am Sonntag wiederzukommen? Ich habe dann eine Kundin da, die eine Tarotkartenlegung möchte und ein „Seelenbild“ bestellt hat, das die mediale Malerin aus unserer Gruppe anfertigen wird. Anschließend könnten wir drei gemeinsam Kaffee trinken und Torte essen, wenn die Kundin gegangen ist.“
    „Das klingt gut, gerne! Danke.“ lächelte ich. „Sagen Sie, darf ich in dem Buch weiterlesen?“
    „Hm, ich finde, sie sollten jetzt lieber die Augen zumachen. Ich hatte Sie ja gewarnt, ich würde Sie bevormunden!“ lachte sie. „Aber das Buch dürfen Sie zum Lesen mit nach Hause nehmen. Hach, wie gut, dass Sie es für mich gefunden haben. Es waren doch sicher zwei Stück beieinander? Nächste Woche wird nämlich die Dame vom Hospiz kommen, um eines der Bücher für Lehrzwecke auszuleihen. Und nun ab ins Bett!“
    Ich ging gehorsam ins Zimmer, wie es sich für einen guten Gast gehört, und nahm meinen Tee mit, den sie in der Zwischenzeit bereitet hatte. Heute schien noch ein weiteres Heilkraut hinzugekommen zu sein, er schmeckte etwas anders. Und bald darauf schlief ich tief und fest.
    Als ein paar Stunden später die Zeit für den Abschied gekommen war, und mein Bauch mit einem Mittagessen namens „Trost-Nudeln“*gefüllt war, nahm ich ungeniert meine neue Freundin in die Arme und drückte sie an mich.
    „Vielen, vielen lieben Dank für alles! Das vergesse ich Ihnen nie.“ Wir schauten uns einen Moment tief in die Augen, und ich hatte das Bedürfnis, ihr noch so viel zu erzählen, dass es mir fast ein wenig Angst machte. Was machte mich so extrem offen und anlehnungsbedürftig?
    Sie stand am Zaun und winkte, als ich dann mit Max davonfuhr. Irgendwie

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