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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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wirkte sie zerbrechlich.
    In meiner Tasche war das Buch, auf das ich schon so gespannt war. Außerdem ein Tütchen mit den restlichen kleinen Kokosbällchen, ein Teevorrat für eine ganze hustende Armee und die beiderseitige Freude auf das Wiedersehen am Sonntag.
    Mir fiel ein, dass ich sie gar nicht gefragt hatte, wie die bedauernde Bemerkung am Telefon über den Brief gemeint war.
     
     
     
    Die Erkundung von Schatten und Licht
     
    Auf dem Heimweg kaufte ich mir ein neues Handy. Mittlerweile hatte ich wieder Kopfschmerzen. Mit dem Auto zu fahren, war doch anstrengender gewesen, als ich angenommen hatte. Zuhause nahm ich eine der Schmerztabletten, die ich in meiner Küchenschublade fand.
    Was sollte ich jetzt als nächstes tun? Mich schlafen legen, lesen, an der Reportage arbeiten, eine Voodoopuppe mit Hardys Konterfei malträtieren? Alles schien mir gleichermaßen dringlich. Dann fiel mir ein, dass ich mich endlich um das „verseuchte“ Handy kümmern musste. Ich ging auf den Balkon, holte mit spitzen Fingern die SIM-Karte heraus und legte sie in das neue Handy ein. Als erste rief ich Linda, die Redaktionsleiterin, an und versicherte ihr, dass ich trotz des Unfalls und der Krankschreibung den Abgabetermin für die Reportage am Freitag einhalten würde, aber darüber hinaus würde ich nichts tun können. Ich konnte den Satz gerade noch beenden, da bekam ich wieder einen Hustenanfall. Linda war einverstanden, beendete das Gespräch mit halbherzigen Genesungswünschen und sagte, sie würde mich am Montag zurückerwarten. Das war wieder so typisch für sie, immer die „Harte“ zu mimen!
    Es war schon später Nachmittag und ich war müde. Ich beschloss, mir eine Auszeit im Bett zu gönnen und morgen mit frischer Kraft den ganzen Tag an der Reportage zu arbeiten. Ich würde morgen auch versuchen, das letzte Interview am Telefon zu bekommen. Wenn die Frau das nicht wollte, dann würde ich mich eben mit dem vorhandenen Material zufrieden geben müssen.
    Ich nahm das Buch aus der Tasche, stöpselte das Notebook zum Aufladen ein und kochte mir dann einen Hustentee. Mit der Zeit wurden mir die Knie etwas weich, ich hatte wohl doch noch etwas erhöhte Temperatur. Daher war ich sehr dankbar, als ich endlich auf meinem Bett lag, mit dicken Kissen im Rücken und der Teetasse in der einen Hand.
    Mit der anderen schlug ich das Buch auf und suchte die Stelle, an der ich aufgehört hatte zu lesen. Wo war ich stehengeblieben? Irgendwas mit „Trümmern oder Träumen“… Ach ja, da!
    […] Meine Jungmädchenträume zerbrachen Stück für Stück und die ehemals „heile Welt“ lag in Trümmern.
     
    Erging es mir selber nicht auch so? Ich hatte von einer Zukunft mit Hardy geträumt und wie es aussah, hatte er nicht denselben Traum geteilt. Obwohl ich nicht mehr über ihn nachdenken wollte, so konnte ich doch nicht anders, als unsere gemeinsame Zeit Revue laufen zu lassen. Wann hatte er aufgehört, mich zu lieben? Warum hatte ich es nicht gemerkt? Wären wir wirklich glücklich miteinander gewesen, so wäre er doch nicht zum Arbeiten in die USA gegangen? Oder doch?
    Und ich, wie ich vor mir selber zugeben musste, hätte auch nicht so bereitwillig zugestimmt, dass er für ein ganzes, langes Jahr über den Teich fliegt. Wann war uns unser Glück abhandengekommen? Was war eigentlich „echte Liebe auf immer und ewig“? Ich hegte so meine Zweifel, dass es das wirklich unter Paaren gab.
    Ich weinte aus Selbstmitleid ein paar kleine Tränen und widmete dann meine ganze Aufmerksamkeit der Erzählung von Frau Mertens.
    Sie berichtete von einer misslungenen „Kur“ im Rheinland, gemeinsam mit den Kindern, die ihre Erschöpfung nur noch vertiefte, sprach über ihre verwitwete Mutter und wie sehr sie durch deren chronische Depressionen belastet wurde (das kannte ich nur allzu gut!). Auch „die lieben Nachbarn“ machten ihr das Leben schwer und sie schrieb darüber unter der Überschrift:
     
     
    Bissige Hunde gehören eingesperrt!
     
    Vorübergehend hatten wir eine ruhige Zeit. Martin lernte neue Wörter, Markus wurde sauber und trocken.
    Doch bald darauf wurde Martin immer frecher, zorniger und unruhiger und ich war mit meiner Nervenkraft wieder am Ende. Ich aß viel zu viel, vor allem „Herzhaftes“: Leberwurstbrote und, wenn möglich, dazu noch ein Bier (Vitamin B!). Immer am Abend, wenn die Kinder im Bett waren und ich endlich etwas entspannen konnte. Wen wundert es, dass ich noch einige Kilo zunahm?
    Erwähnte ich schon die

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