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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Dazu kamen die üblichen zusätzlichen Arztbesuche mit Kleinkindern, Schichtarbeit, Berge von Wäsche, Staub in allen Ecken.
    Ich wusste nicht mehr ein noch aus und versuchte krampfhaft, eine „gute Mutter und Hausfrau“ zu sein. Dass ich auch Ehefrau war, war mir nicht mehr wichtig, ich war viel zu erschöpft. Mein Mann war für mich in erster Linie Chauffeur, Einkäufer, Geldverdiener. Die Gefühle füreinander blieben leider weitgehend auf der Strecke. Wir waren übermüdet, fanden keine Gelegenheit für Entspannung und Gespräche.
    Was war aus unseren Träumen vom Ehe- und Familienleben geworden? Die Realität war so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Meine Jungmädchenträume zerbrachen Stück für Stück und die ehemals „heile Welt“ lag in Trümmern.
     
    Ich legte nun das Buch aus der Hand und starrte eine Weile auf die Bettdecke, in meine Gedanken versunken. Inzwischen war die Sonne aufgegangen und die Vögel waren mitten in ihrem Morgenkonzert. Ich liebte diese Zeit des Tages. Auf der Diele waren nun Schritte zu hören, Frau Mertens war aufgewacht und ging umher.
    Eine halbe Stunde später saß ich bei ihr in der Küche und wir nahmen ein Frühstück ein, das von diesem wunderbaren Kaffee gekrönt wurde. Sie wollte mir partout nicht verraten, womit sie ihn würzte. Auf meiner Bluse hatte ich kleine Blutspuren entdeckt, aber daran konnte ich jetzt nichts ändern. Ich betastete vorsichtig meine hühnereigroße Beule am Kopf.
    „Wie geht es Ihnen denn heute?“
    „Besser, vielen Dank. Ich fühle mich noch etwas schwach, aber deutlich gesünder. Ihr Tee hat wirklich geholfen.“
    „Nun ja“ schmunzelte sie, „die Spritze vom Arzt hat sicherlich am meisten Wunder gewirkt. Da mache ich mir keine Illusionen. Die Tees lindern die Beschwerden, aber die eigentliche Heilungsarbeit macht der Körper. Und sie sind noch jung und stark. Doch der Kummer, den sie haben, der hat ihr Immunsystem vorübergehend geschwächt.“
    Mir kamen sofort die Tränen, obwohl ich normalerweise keine Heulsuse war. Ich war eher ein „kleiner Wüterich“ von Natur aus. Alle, die mich näher kannten, konnten ein strophenreiches Lied davon singen - aber wie es schien, hatte ich meine Wutenergie in den letzten beiden Tagen völlig aufgebraucht und anstelle dessen hatte ich nun zu nahe am Wasser gebaut.
    Ich wischte mir die Augen schnell trocken und winkte ab. „Darüber möchte ich jetzt lieber nicht reden. Sagen Sie, wie bin ich eigentlich gestern in das Bett gekommen? Ich kann mich nicht daran erinnern. Bin ich noch selber gegangen und dann in Ohnmacht gefallen?“
    „Oh nein, meine Liebe, Sie waren sofort „knocked out“. Wie ein Boxer!“ Sie unterstrich diese Erinnerung mit einer schwungvollen Geste und amüsierte sich doch tatsächlich!
    „Ich rief um Hilfe. Und zum Glück kam der Briefträger auf seinem Fahrrad vorbei. Er hatte seine Runde durchs Dorf beendet und wollte gerade zurück zur Poststation. Aber er hörte mich, kam gleich in den Garten gelaufen und sah die Bescherung. Er hat sie auf seinen Armen über die Schwelle getragen.“ Sie zwinkerte mir mit dem linken Auge zu und freute sich über dieses pikante Wortspiel und auch über meinen Gesichtsausdruck, der sich irgendwo zwischen „überrascht“ und „peinlich berührt“ einpendelte. „Ja, ein kräftiger und tüchtiger junger Mann! Ich mag ihn sehr. Er hat Sie ins Gästezimmer getragen und lief dann noch um die Ecke zu Dr. Wülfing in die Praxis. Sie waren etwa 20 Minuten bewusstlos. Das hat mir richtig Angst gemacht.“
    „Es tut mir leid, dass ich Ihnen Angst und Umstände bereitet habe. Aber um ganz ehrlich zu sein, bin ich auch irgendwie froh, dass alles so gekommen ist. Ich fühle mich hier so wohl und Sie sind eine sehr interessante Persönlichkeit, Frau Mertens. Ich würde gern heute unser Interview fortführen. Und ich muss Ihnen auch ein kleines Geständnis machen. Im Zeitschriftenstapel, den ich mir heute Nacht aus dem Bücherregal ausgeliehen habe, war ein Taschenbuch von Ihnen. Ich nahm es mit ins Bett, zusammen mit den Gartenzeitschriften. Und ich konnte nicht anders, ich habe den Anfang darin gelesen. Ich dachte, das sollten Sie wissen.“
    Wie würde Sie darauf reagieren? Gespannt sah ich ihr in die Augen, doch ich sah nur Interesse.
    „Ach, da ist das Büchlein gelandet! Ich hatte neulich danach gesucht, weil sich eine Dame aus der Hospizarbeit dafür interessierte. Wir waren vor einigen Monaten ins Gespräch gekommen, kurz

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