Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Ein Mann hat ein Recht darauf zu erfahren, dass er ein Kind gezeugt hat und Vater wird!“
„Ich wollte es ihm ja sagen. Aber er hatte mir auch etwas zu sagen. Ich sagte: Du zuerst! Und dann sprach er davon, dass ein „Ruf“ an ihn ergangen sei. Ein Ruf! Das ich nicht lache. Ein Träumer war er! Er glaubte, Gott selber hätte ihn zum Mönch berufen. Es sagte, er würde mich aufrichtig lieben und ehren, aber Gott wäre ihm wichtiger und er würde sich zurückziehen wollen in ein monastisches Leben. Das sagte er mit tiefem Ernst und einer fast kindlich anmutenden Vorfreude. Seine Augen glänzten. Er träumte von einem wahrhaft spirituellen Leben. Wie hätte ich ihm da noch sagen können, dass ich von ihm schwanger war? Er schrieb mir dann einige Monate später aus einem Kloster, er war dort Novize. Ein überaus glücklicher Novize, der es nicht erwarten konnte, seine Profess abzulegen. Und darum verschwieg ich ihm weiterhin die Schwangerschaft.“
„Jetzt brauche ich ein Glas Wein, willst du auch ein Glas haben, Mama?“
Sie nickte. „Je mehr umso besser.“
„Weißt du, Melli. Ich hatte das alles so tief in mir vergraben, dass es zu einem anderen Leben, zu einer anderen Frau zu gehören schien. Und dann kommst du neulich und erzählst von dieser Mira, wie sie in deinem Beisein eine Vision hat. Melli, ist dir jetzt klar, dass sie meinen Benito gesehen hat? Nicht Benny, Benito! Er hatte solche Locken wie du und ich und er war ein kleiner Junge, als er starb. Ein so liebenswerter kleiner Engel.“
Sie fing wieder an zu weinen, so trostlos, dass ich es nicht aushalten konnte und mein Glas Rotwein leerte, schneller als es gut für mich war.
Ich rief mir die Vision ins Gedächtnis:
Miras Engel spricht von einem Schutzgeist für mich, zusätzlich zu meinem Geburtsschutzengel. Sie beschreibt einen kleinen Jungen, etwa 3 Jahre alt, lockiges Haar, in der Farbe wie meines. Er hält einen kaputten Becher in der Hand aus dem eine Schlange rauskriecht. Name Benny oder so ähnlich. Irgendwas noch mit einer Brücke und dass er mich liebt und mir helfen wird. Dann sieht sie ihn mit einem weißen Kaninchen auf einer Wolke.
Dann fiel mir noch mehr ein: Er hatte Schmerzen gezeigt. Oh mein Gott! Er hatte seine Händchen auf die Herzgegend gedrückt! Jetzt fiel mir alles wieder ein!
„Mama? Mir ist noch was zu der Vision eingefallen. Mira sagte, er hätte seine Hände aufs Herz gedrückt und Schmerzen gezeigt. Ich glaube jetzt, er wollte damit ausdrücken, dass er wegen seines Herzens gestorben ist. Ich fasse es nicht! Dann ist das alles also wahr. Die Vision ist echt gewesen!“
Wir schauten uns in die Augen. Und fielen beide nun in ein nachdenkliches Schweigen.
Eine Weile später schlief meine Mutter auf dem Sofa ein. Ich deckte sie warm zu und zog mich in mein Schlafzimmer zurück. Obwohl ich erschöpft war, konnte ich lange nicht einschlafen.
Als ich meine Mutter zudeckte, hatte sie leise gemurmelt: „Sein Todestag ist dein Geburtstag, Melli. Gott hat einen grausamen Humor.“
Gegen Morgen dann träumte ich verworren von einer Schlange mit Mönchstonsur.
Gottes Gästezimmer
Mira Mertens saß in ihrer Küche und wälzte ihre Koch- und Backbücher. Sie hatte erst malig in diesem Sommer am frühen Morgen die Deckenlampe anmachen müssen, es war noch dunkel. Schwere Wolken zogen über das Haus.
Das große Engelfest im September stand bald bevor. Dieses Jahr war sie die Gastgeberin ihrer Gruppe. Es war Brauch, dass alle Mitglieder etwas Gutes zu essen mitbrachten, aber dennoch würde sie ihrer Meinung nach die Verantwortliche sein und einiges selbst auf den Tisch bringen. Und sie wollte, dass gerade dieses Fest etwas Besonderes würde.
Plötzlich lachte sie leise auf. „Wenn du meinst. Dann mal los!“
Es war kein Selbstgespräch. Ihr Engel war wieder da und hatte ihr ein mediales Spiel vorgeschlagen. Er würde ihr Düfte und Hinweise senden und sie sollte dann die Speisen erkennen. Da er als Engel ein weitumfassendes Bewusstsein hatte, wusste er genau, welche Speisen sich Miras Freunde offen oder insgeheim wünschten.
Als erstes roch sie etwas Fruchtiges, was an Sonne und Karibik erinnerte. Hm…. Ananas und Kokos. Dazu eine leichte Schärfe auf der Zunge. Ja! Kürbissuppe mit Ingwer, Ananaspüree und Kokosflocken. Sie notierte es.
„Weiter!“
Wieder fühlte sie eine leichte Schärfe auf der Zunge, aber ohne einen fruchtigen Aspekt. Zusätzlich „sah“ sie weiße und schwarze Pünktchen,
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