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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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mich, zusätzlich zu meinem Geburtsschutzengel. Sie beschreibt einen kleinen Jungen, etwa 3 Jahre alt, lockiges Haar, in der Farbe wie meines. Er hält einen kaputten Becher in der Hand, aus dem eine Schlange rauskriecht. Name Benny oder so ähnlich. Irgendwas noch mit einer Brücke und dass er mich liebt und mir helfen wird. Dann sieht sie ihn mit einem weißen Kaninchen auf einer Wolke.
    „Weißt du, und auf der Rückfahrt im Auto ist mir dann Wölkchen eingefallen und…“
    „Mama was hast du?“
    Meine Mutter war kalkweiß im Gesicht. Sie sah total geschockt aus. Stand ein Einbrecher hinter mir oder was? „Mama, was ist los mit dir? Du bist auf einmal so blass.“
    Sie erwachte aus ihrer Erstarrung und wollte urplötzlich nach Hause, murmelte was von Unwohlsein, und dass sie sich vielleicht bei Onkel Walther angesteckt hätte, sie müsse jetzt gehen. Ich merkte aber, dass sie log. Ich kannte schließlich meine Mutter!
    Enttäuscht und verwirrt verabschiedete ich mich von ihr.
    Verdammt, was war mit meinen Leuten los? Der eine verlässt mich Knall auf Fall, meine neue Freundin hat seltsame Erscheinungen, Onkelchen fiebert exotisch und meine Mutter ist auf der Flucht!
    Als ich die Teller und Tassen in die Küche trug, dachte ich verstört: Sie sah wirklich aus wie ein Mensch auf der Flucht. Aber wovor?
     
    Die Antwort auf diese Frage bekam ich ungefähr zwei Wochen später. Ich saß gerade mit einem weiteren Teller „Spaghetti speciale“ müde vor den Abendnachrichten im Fernsehen, nach einem langen, harten Tag in der Redaktion, als es an der Tür klingelte. Leicht verärgert über diese Unterbrechung meines Feierabends, ging ich auf den Flur, um zu öffnen. Ich staunte nicht schlecht, dass meine Mutter dort stand. Sie kam sonst nie unangekündigt!
    „Hallo, Mama! Komm rein.“
    Ich sah, dass sie geweint hatte. Ihre Frisur saß nicht, sie hatte offenbar seit Tagen nicht ihre Haare gewaschen. Was war da los? Irgendwas Ernstes musste passiert sein.
    „Möchtest du vielleicht ein Glas Wein oder auch einen Teller mit Spaghetti?“
    Sie schüttelte den Kopf, murmelte „Nein, danke, ich mag nichts“ und ließ sich aufs Sofa plumpsen.
    Ich runzelte die Stirn. Lallte sie etwa? Ich schnupperte unauffällig in ihre Richtung und nahm tatsächlich einen leichten Weinbrandgeruch wahr.
    Meine Mutter – betrunken???
    Ich setzte mich zu ihr aufs Sofa und schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher aus.
    „Was ist los, Mama?“
    Sie holte tief Luft und wollte antworten, brach dann aber überwältigt in Tränen aus.
    „Ist Tante Ursula gestorben? Oder Onkel Walther? Hat er etwa Recht gehabt mit dem Fieber und den Stechmücken aus Malaysia?“
    Sie schüttelte schluchzend ihre rotbraunen Locken, die längst kräftig von grauen Haaren durchzogen waren. Das Nachtönen hatte sie offenbar aufgegeben.
    „Melli. Ich muss dir heute etwas sagen. Ich bin ein schrecklicher Mensch. Ich habe euch alle angelogen. All die Jahre. Und es ist meine Schuld gewesen. Meine!“
    „Mama, du machst mir Angst. Wovon sprichst du?“
    Sie atmete tief ein und aus und eine Branntweinwolke ging von ihr aus. Dann kullerten wieder die Tränen. Diskret schob ich die Packung Papiertaschentücher über den Tisch in ihre Reichweite. Ich war ja viel von meiner Mutter gewohnt, kannte ihre Neigung zu intensiven depressiven Phasen nur allzu gut. Aber dieses offene Weinen war neu. Ich hatte sie nie derart aufgelöst erlebt.
    Und nie so bereit zum Reden!
    „Melli, du bist…. nicht mein einziges Kind.“ Jetzt schlug sie die Hände vor ihr Gesicht und ihre Schultern bebten. Es dauerte einige Minuten, ehe sie weitersprechen konnte.
    „Du hast einen Bruder. Also, du hattest einen Bruder. Aber du hast ihn nie kennengelernt. Lange bevor du auf die Welt kamst, hatte ich ein Kind. Ein uneheliches Kind. Er war so ein lieber Junge! Ich habe ihn ganz allein aufgezogen, ganz allein.“
    „Warum denn? Was war mit dem Vater, Mama?“ Ich runzelte verwirrt die Stirn. „War Papa der Vater? Vor eurer Hochzeit?“
    „Nein, nein, nein. Du verstehst nicht. Papa weiß nichts davon. Ich habe ihm dieses Kind verschwiegen. Ich habe deinen Vater erst Jahre danach kennengelernt.“
    „Warum hast du ihm nichts gesagt? Ich verstehe das alles nicht.“
    „Melli. Das Kind ist gestorben, und ich war schuld daran. Ich war schuld und ich habe mich so geschämt dafür. Ich dachte, wenn ich es deinem Vater erzähle, dann liebt er mich nicht mehr und verlässt mich. Aber ich habe

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