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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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gefangen.“
    Bevor ich ging, gab ich Mira noch meine Handynummer und bat sie, falls meine Mutter sich nun gar nicht beeinflussen ließe oder Ärger machte, doch einen Notarzt zu rufen oder auch die Polizei. Von mir aus auch die Heilsarmee. Herrje! Andererseits hatte ich jetzt hier bei Mira ganz irrational das Gefühl, alles würde tatsächlich gut. Ich schickte ein weiteres Stoßgebet in den Himmel und konnte nicht wirklich verstehen, dass ich die beiden Frauen alleine zurückließ. Aber ich tat es mit unverhohlener Erleichterung.
    Doch sie waren ja gar nicht alleine, wurde mir klar. Ihre Engel und Schutzgeister waren anwesend. Beruhigt, getröstet und voller Vertrauen fuhr ich mit Vollgas in die Redaktion.
     
     
     
    „Frau Fink? Haben Sie heute schon etwas gegessen? Wie wäre es mit einem Butterbrötchen zum Kaffee?“
    Johanna nickte wieder. Sie hatte abscheuliche Kopfschmerzen. Aber in diesem Kaffee war etwas, das ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte. Der Duft war würzig und tat einfach gut. Sie schnupperte über der Tasse und entspannte dabei ein klein wenig, was Mira sofort bemerkte, denn sie beobachtete gründlich, aber unauffällig ihr Gegenüber. Jede noch so kleine Information und Beobachtung konnte wichtig sein. Sie musste unbedingt einen Zugang zu Melissas Mutter finden, um ihr helfen zu können.
    „Kardamom und Zimt.“
    „Wie bitte?“
    „Ich würze den Kaffee mit einer Prise Kardamom und Zimt. Gelegentlich ersetze ich den Zimt durch etwas gemahlene Galgantwurzel.“
    „Schmeckt gut. Danke für das Frühstück, Frau Mertens. Ich fürchte, ich habe mich vorhin unhöflich gezeigt. Tut mir leid.“
    „Schwamm drüber, ich habe ein dickes Fell.“
    „Und Engel und Geister.“
    Mira lachte. „Ja, das ist wahr. Ein dickes Fell, Engel und Geister. Was hat Melissa denn davon erzählt?“
    Johanna musterte Mira misstrauisch. „Dass mein Benito bei Ihnen im Kopf gewesen ist – ist das wahr?“
    „Benito also? Nicht Benny, aha. Ich hatte Schwierigkeiten, den Namen richtig zu verstehen. Ihr Benito? Mein Engel hat ihn als Schutzgeist von Melissa vorgestellt. Dieses Geistwesen hatte sicherlich einen Grund, sich als Kleinkind zu zeigen. Wissen Sie warum, Johanna?“
    Melissas Mutter zuckte mit den Schultern und zögerte mit der Antwort. „Woher weiß ich, dass Sie sich das alles nicht ausgedacht haben? Warum haben Sie Melissa das erzählt?“
    Mira ließ sich mit der Antwort Zeit und betrachtete in aller Ruhe Johannas Gesicht. Deutlich sah sie die Ähnlichkeit mit Melissa und auch mit dem Antlitz des schützenden Geistwesens, das sich als kleiner, springlebendiger Lockenkopf gezeigt hatte. Mira vermutete, dass das Geistwesen die Gestalt des leider so früh verstorbenen Benitos angenommen hatte, um Johanna aufzurütteln und um einen wichtigen Schritt in die Wege zu leiten. Oder es war tatsächlich das verstorbene Kind von Johanna. Sie war sich nicht ganz sicher. Beides war denkbar. Melissa war vor allem die Überbringerin der Nachricht gewesen, weniger die Adressatin, obgleich er wohl nun auch als ihr Schutzgeist fungierte.
    „Johanna, darf ich Sie beim Vornamen nennen? Sagen Sie bitte auch Mira zu mir, so spricht es sich doch leichter miteinander. Was wissen Sie über die jenseitige Welt, was denken Sie über Gott und seine Boten, die Engel?“
    Die Antwort war mehr ein Flüstern: „Wenn es einen Gott gibt, dann treibt er ein seltsames Spielchen mit mir. Drei geliebte Menschen hat er mir noch genommen, nachdem ich meine Eltern verloren hatte. Womit habe ich das verdient? War ich ihm nicht katholisch genug? Er muss mich wohl hassen, dass er mich so hart bestraft.“
    Mira war bestürzt ob dieser Trostlosigkeit und Selbstverachtung. Es würde schwierig werden, für diese Frau ein Lichtbringer zu sein. So viele Jahre hatte sie mit einer Schuld gelebt, die nicht die ihre war. Einer Schuld, die im Grunde gar nicht existierte! So viel Leid, so viel Bitterkeit. So viel Trauer! Mira spürte ein starkes Mitgefühl.
    „Liebe Johanna, ich möchte Sie von Herzen bitten, mir einfach einen Vertrauensvorschuss zu geben. Bitte hören Sie mir zu, die geistige Welt ist jetzt bei uns und gibt mir den Auftrag zu sprechen. Ihnen soll nun geholfen werden, die Zeit ist reif. Ich spüre viele gute Seelen, die Sie lieben, und hohe Lichtwesen und auch Engel hüllen uns in ihre Liebe ein und geben Schutz. Ich kann sie fühlen und verstehen. Werden Sie, Johanna, mir auch zuhören und Ihr Herz öffnen?“ fragte Mira

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