Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
nickte lachend. „Sie stecken ja voller Überraschungen.“
Es war das erste Mal, dass sie sich zuversichtlich und einigermaßen entspannt fühlte, seit sie dieses Haus betreten hatte. Nachdem die beiden Frauen sich am Brot satt gegessen hatten, nahmen sie auch noch vom Gebäck. Es war gefüllter Blätterteig, noch ofenwarm, der gleichzeitig fruchtig und nach Schokolade und Mandeln schmeckte. Er war einfach traumhaft gut!
„Was ist da drin?“ fragte Johanna interessiert.
„Ich nenne es Aprikosenglück! Nicht nur, weil Aprikosen drin sind, sondern auch weil diese Teilchen einfach glücklich machen. Das kommt auch vom Marzipannougat, das ich dazugebe. Es ist ein eigenes Rezept, das ich seit über 30 Jahren backe.“
Sie schenkte nochmals Kaffee nach. „Wissen Sie, Johanna, ich weiß nicht, wie andere Medien arbeiten, aber ich muss „gut geerdet“ sein. Ich brauche eine anständige Mahlzeit vorher, die mir Kraft gibt, ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Und ich kann mich nun mal am besten konzentrieren, wenn mein Bauch gut gefüllt ist. Wollen wir?“
Mira wartete die Antwort nicht ab, sondern stand vom Tisch auf, winkte ab, als Johanna die Teller abräumen wollte und ging voran ins Wohnzimmer. Sie entzündete eine weiße Kerze auf dem Kamin, setzte sich in ihren bequemen Fernsehsessel und bat Johanna, sich ebenfalls zu setzen.
Für eine Weile schloss sie ihre Augen, um sich einzustimmen. Sie sprach ein kleines Gebet und war dann bereit. Mira fokussierte ihren Blick zwischen der Kerze und Johanna und begann zu sprechen:
„Ich bekomme ein Bild gezeigt. Ein Mönch hält Ihnen einen üppigen Strauß roter Rosen entgegen. Er lächelt und schickt mir ein Gefühl der Freiheit und Dankbarkeit. Sie seien für immer in seinem Herzen, sagt er. Jetzt macht er Platz für einen kleinen Jungen, es ist Benito. Er krabbelt auf Ihren Schoß, Johanna, und legt seine Ärmchen um Ihren Hals. Vielleicht können Sie ihn sogar fühlen?“
Johanna konnte kaum atmen vor Aufregung. Eine wahre Tränenflut benetzte ihr Gesicht. Sie fühlte solch eine Sehnsucht, dass sie es kaum ertragen konnte. Um ihre Schultern herum fühlte sie tatsächlich eine Wärme, fast wie ein Streicheln. Es war unsagbar schön. Sie neigte etwas den Kopf für Mira, als Antwort. Sprechen konnte sie nicht.
„Nun verblasst dieses Bild. Ich nehme jetzt wieder die Anwesenheit Ihres Geistführers wahr. Er bringt, wie alle hohen Lichtwesen, einen wunderbaren Duft mit sich, etwa so wie eine Meeresbrise bei Sonnenaufgang, ganz klar und rein und belebend. Ich sehe ein helles Blau mit silbernen Funken darin. Er möchte wissen, ob Sie jetzt Fragen haben.“
„Bitte fragen Sie ihn, warum mir so viele geliebte Menschen von Gott genommen worden sind. Bin ich damit bestraft worden?“
„Nein, oh nein. Es gibt keine Strafe, Gott straft nicht. Die Lebenspläne der Menschen greifen ineinander, alles ist mit allem verwoben. Was Sie, liebe Johanna, erlebt haben, ist der natürliche Lauf des Lebens und die Basis für Ihre seelische Entwicklung. Es sind die Probleme und Seelennöte, die uns am schnellsten lernen und reifen lassen. Es sind „Beschleuniger“. Das Wort ist jetzt nicht völlig stimmig, ich habe leichte Schwierigkeiten, das Bild in Sprache zu übersetzen. Stellen Sie es sich vor wie polierte Kufen eines Schlittens, im Gegensatz zu rauen, abgenutzten Kufen. Mit welchem Gefährt kommen Sie schneller voran?“
„Werde ich denn auch in den Himmel kommen, wenn ich sterbe?“
„Sie möchten wissen, ob Sie zu Benito kommen! Ja, er wird da sein. Viele Seelen werden kommen, um Sie in Empfang zu nehmen und den Beginn Ihres neuen Lebens im Jenseits zu feiern. Aber erst – ihr Geistführer schickt jetzt einen strengen Blick – bitte erst, wenn die Zeit dafür reif geworden ist!“
„Wer ist der Mönch mit den Rosen, es ist doch nicht etwa…?“
Mira bedauerte, das Unausgesprochene bestätigen zu müssen.
„Doch ja, es ist ihr Geliebter, der Vater von Benito. Er lässt sagen, er danke Ihnen für diesen wundervollen Sohn, auch wenn er erst nach seinem Lebensende von ihm erfahren habe. Er dankt Ihnen vor allem dafür, dass Sie ihm so selbstlos seine Freiheit gelassen haben. Sein Leben als Mönch war sehr erfüllend für ihn. Er ist kürzlich bei einem Unfall ums Leben gekommen, als er einen Mitbruder retten wollte, der ins Wasser gefallen war. Auch sein Herz hatte einen „Baufehler“. Er ist nicht ertrunken, sondern starb durch Herzstillstand, bedingt
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