Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
ist er Dozent oder Professor für Informatik, irgendwas mit Informationstechnologie. Er ist viel unterwegs und sie ist fast ständig allein. Mal abgesehen von ihrer „Kundschaft“ und ihren Engelfreunden. Das ist eine Gruppe, die sich der Arbeit am Nächsten verschrieben hat. Jeder tut auf seine Weise, was er kann.“
„Danke, dass du mir das gesagt hast, Melli. Gib mir doch bitte bei Gelegenheit ihre Telefonnummer und Adresse, damit ich mich noch mal richtig bedanken kann.“ Mutter schaute mich liebevoll an. „Du siehst müde aus, mein Kind. Ich habe dir heute sehr zugesetzt. Das tut mir sehr leid.“
„Schon gut, Mama. Ich muss jetzt fahren, höchste Zeit, dass ich ins Bett komme.“
„Gute Nacht!“
Auf zu neuen Ufern!?
Mira Mertens war tagelang sehr, sehr müde. Die Fink-Frauen lagen ihr am Herzen und sie hatte sie sehr gern „bemuttert“. Aber alles hatte seine Grenzen, und nun hatte sie die ihren wieder einmal überschritten. Seit sie die 70 hinter sich gelassen hatte, nahmen die altersbedingten Beschwerden kontinuierlich zu. Es war nicht klug, sich so intensiv um andere, gar jüngere Menschen zu kümmern, aber Gott wusste, wie gerne sie das tat, oh so gerne!
Melissa und ihre Mutter Johanna, die beiden würden die letzten Mitmenschen gewesen sein, denen sie ihre intensive Fürsorge schenken konnte. Das spürte sie in ihren Knochen. Sie war einfach zu alt für diese Arbeit geworden. Das stand ihr klar vor Augen, sie musste es akzeptieren.
Etwa vor drei Jahren hatte es angefangen: leichte Stiche in der Herzgegend, wenn sie sich zu schnell bewegte oder etwas Schweres hob. Mehr als drei, vier Kilo konnte sie nicht mehr heben. Hach, es war nicht schön, einen so alten Körper zu haben.
Doch für trübsinnige Gedanken war ihr ihre Zeit doch zu schade, das erlaubte sie sich nicht. Wie immer, wenn sie sich schwach und kränklich fühlte, nahm sie sich ausgiebig Zeit zur Betrachtung ihres eigenen „Seelenbildes“, das Klara ihr gemalt hatte und das seinen festen Platz im Schlafzimmer hatte, so platziert, dass sie es auch vom Bett aus betrachten konnte.
Violette und silberne Strukturen und Farbtöne überwogen. Ihrer Meinung nach stellte es ein toskanisches Lavendelfeld dar, welches vom Mondlicht silbern erhellt wurde. Klara hatte sogar winzige Amethystsplitter in die Farbe eingearbeitet. Mira liebte dieses Bild sehr.
Als sie sich daran satt gesehen hatte, ging sie in ihre Küche und führte die Planung für das Engelfest fort. Auf ihrem Zettel standen bis jetzt die Kürbissuppe, die Blätterteigstangen und … - oh, nichts „und“. Das war ja schon alles! Sie dachte angestrengt nach. Vielleicht sollte sie noch die „Suflaki-Schnitzelchen“ einplanen, den „griechischen Kartoffelsalat“ und auch ganz was Einfaches wie Cocktailwürstchen im Blätterteig. Fingerfood, wie man das heutzutage nannte.
Sie machte sich noch einige Notizen, schrieb einen Einkaufszettel und war danach erst mal zufrieden. Gottlob bot die Kirchengemeinde einen Einkaufsdienst für Senioren an.
Es war einige Zeit vergangen, seit dem „Hennessy-Drama“. Eines musste ich meiner Mutter lassen: Sie konnte mich immer noch positiv überraschen!
Gestern hatte ich meinen Max zur Wartung in die Werkstatt gebracht, praktischerweise war die Wohnung meiner Mutter nur zwei Bushaltestellen weiter. Also hatten wir reichlich Zeit für Tee, belegte Brötchen und ein nettes Schwätzchen.
„Melli, ich will dir etwas sagen. Ich habe eine Entscheidung getroffen, die eine Veränderung für uns beide mit sich bringt.“
Da ich gerade einen großen Happen vom Käsebrötchen im Mund hatte, konnte ich nichts sagen, sondern hörte nur mit großen Augen zu.
„Ich werde diesen Herbst noch nach Sylt umziehen, und zwar in die Ferienwohnung von Ursula und Walther! Damit werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: So hat meine Schwester beständige Mieteinnahmen und ich bin immer in deren Nähe. Wir können uns gegenseitig besuchen und bei Bedarf unterstützen, grad so wie wir es brauchen und wollen.“
Mutter schaute mich erwartungsvoll an. „Na, was sagst du dazu?“
Ich schluckte runter und sagte: „Ich bin überrascht! Sehr sogar. Woher der Sinneswandel? Du hattest doch immer gesagt, du willst in dieser Wohnung alt werden, weil du hier mit Papa glücklich warst.“
„Ja, schon. Aber ich bin zu viel allein. Das geht nicht gegen dich, Melli! Du hast deine Arbeit und dein eigenes Leben. Es ist schon in
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