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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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den weißen und roten Rosen parkte. Als auf mein Klingeln niemand öffnete, bekam ich es dann wirklich mit der Angst zu tun! Was war hier geschehen? Mein Herz raste und ich polterte gegen die Haustür, bis ich dann ein leises Lachen und Kichern hörte. Es kam aus dem Garten hinter dem Haus. Ich ging den schmalen Weg ums Haus herum, der von duftendem Lavendel gesäumt war, und blieb dann verblüfft stehen. Ich muss wohl ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben.
    Da saßen die beiden doch vergnügt neben Thaddäus auf der Gartenbank mit einem Likörglas in der Hand und steckten kichernd die Köpfe zusammen! Während ICH mir das Schlimmste ausgemalt hatte! Sind denn jetzt ALLE verrückt geworden?
    „Was ist hier los? Mama! Mira! Was gibt es denn zu lachen?“ Meine Stimme kippte leicht ins Hysterische, ehrlich gesagt.
    „Melli-Liebes, komm zu uns, schön dass du da bist“, rief meine Mutter. Sie war wie verwandelt. War das wirklich dieselbe Mutter, die ich im Morgengrauen (ja, es war ein grauen-voller Morgen gewesen!) hierher gebracht hatte?
    Mira sagte lächelnd, ich solle mir einen Gartenstuhl heranziehen und mich dazusetzen, sie könnten noch zwei weitere fleißige Hände gebrauchen. Vor ihnen standen große Schalen mit geschnippelten grünen Bohnen und anderem Gemüse.
    „Auch ein Glas Löwenzahnblüten-Likör? Und dazu etwas Aprikosenglück?“ Mira hob fragend die Flasche an und deutete gleichzeitig auf einen Teller mit Blätterteiggebäck.
    „Ja. Danke. Unbedingt.“ Ich stellte meine Taschen neben mir ab, nahm das Glas dankbar in die Hand und nippte gleich daran. Beherzt und hungrig griff ich auch zu den Stückchen und landete damit im siebten Kuchenhimmel. Meine Güte, konnte diese Frau backen!
    Meine Mutter sah etwas erschöpft aus, aber sie lächelte mich an. „Melli, ich bin dir für alles so dankbar! Das war heute wohl der wichtigste Tag in meinem Leben. Ich kann nun verstehen, was passiert ist und warum. Und eines verspreche ich dir, Melli, bei allem was mir heilig ist, nie wieder werde ich versuchen, meinen Schmerz mit Alkohol zu betäuben. Nie wieder!“
    Ich atmete erleichtert auf. „Also waren die Engel wieder da, ja? Und was haben sie gesagt?“
    „Melli, bitte verstehe, dass ich jetzt nicht darüber sprechen möchte. Ich muss es noch verarbeiten. Aber das Wichtigste ist: Ich hatte keine Schuld an Benitos Tod! Und diese Gewissheit, die lässt mich jetzt wieder froh sein bei aller Trauer, die immer noch in mir ist.“
    „Wie schön, Mama. Ich bin froh, das zu hören. Hauptsache, es geht dir wieder besser. Ich hatte solche Angst um dich, es war ein schrecklicher Tag für mich.“
    „Das tut mir von Herzen leid, mein Kind. Ich schäme mich wirklich für mein Verhalten.“
    Ich hielt Mira mein Glas hin für einen zweiten Löwenzahnblütenlikör. „Was mich aber noch wirklich interessiert, kam der Becher mit der Schlange noch mal zur Sprache? Und die Brücke?“
    Mira verneinte bedauernd, das hätte sie zwar auch interessiert, aber nein. Davon sei nicht mehr die Rede gewesen.
    Einer Eingebung folgend holte ich mein Netbook aus seiner Schutzhülle und schaltete es ein. Ich recherchierte bei Google mit den Suchworten „zerbrochener becher schlange“. Binnen 0,25 Sekunden erschienen 108.000 Ergebnisse!
    „Mama, sag, deine erste Liebe, der Vater von Benito, er war doch ins Kloster gegangen. Weißt du in welches? Also, welcher Orden?“
    „Ja, er wurde Mitglied eines Benediktinerordens. Warum?“
    Als Antwort drehte ich mein Netbook auf meinen Knien zu ihr um. Der Bildschirm zeigte www.heiligenlexikon.de:
    Benedikt von Nursia. Die ihm zugeordneten Attribute waren: zersprungener Becher oder Kelch, aus dem eine kleine Schlange entweicht; Regelbuch, Pelikan, Rabe, Dornen, Kugel
    Über den Garten legte sich Stille.
     
     
     
    Als ich am späten Abend dann meine Mutter vor ihrer Haustür absetzte, fragte ich sie: „Weißt du eigentlich, dass Mira auch ein schweres Schicksal hatte?“
    „Oh, nein. Davon hat sie mir nichts gesagt“, entgegnete meine Mutter nachdenklich. „Sie hat mit dir darüber gesprochen, Melissa?“
    „Nein, nicht direkt. Als ich krank war und bei ihr übernachtete, da fiel mir ein Buch von ihr in die Hände. Ich durfte es lesen. Es war die Lebensgeschichte ihres mehrfach behinderten jüngsten Sohnes. Ich habe es noch nicht ganz durch, aber ich kann dir versichern, es war wirklich oft schlimm. Sie ist übrigens auch Witwe. Aber sie hat noch einen Sohn, ich glaube, von Beruf

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