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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Ordnung, dass wir uns nur alle paar Wochen mal getroffen haben. Doch seit ich bei Mira war, habe ich mich verändert. Ich will mehr vom Leben, verstehst du? Mehr als nur „hier in Ruhe alt werden…“ So denke ich jetzt nicht mehr. Ich will mir etwas Neues gönnen, eine andere, aktivere Art zu leben ausprobieren. Ich brauche mehr als nur einen Tapetenwechsel. Und ich habe überlegt – nur, falls du selbst noch nichts für dich gefunden hast – ob du nicht hier Nachmieterin werden möchtest. Die Wohnung ist für eine Einzelperson genau richtig.“
    „Oh. Gar keine schlechte Idee. Ich habe tatsächlich noch nichts gefunden, ehrlich gesagt, habe ich das auch zu sehr auf die lange Bank geschoben.“
    Meine Mutter strahlte mich an. „Melli, das wäre wunderbar! Ich würde dir auch die Einbauküche hier lassen, weil ich in der Ferienwohnung ja mit allem versorgt bin, was ich an Möbeln brauche. Ich würde nur mein eigenes Bett mitnehmen wollen und einige kleinere Möbelstücke, meine Pflanzen und Bilder natürlich und die alte Stehlampe. Und, um ganz ehrlich zu sein, ich habe sogar schon mit meinem Vermieter gesprochen. Die Wohnungsbaugenossenschaft würde dich als Mietnachfolger nehmen. Wir müssen nur noch einen Termin im Büro machen und unterschreiben.“
    Ich war baff. Seit wann hatte meine Mutter so viel Energie und Entscheidungsfreudigkeit? So kannte ich sie ja gar nicht.

„Dann lass uns da gleich mal anrufen“ sagte ich. „Machen wir Nägel mit Köpfen!“
    „Ja, und dann trinken wir ein Glas Sekt darauf! Das muss doch gefeiert werden, meinst du nicht auch?“
    Ich nickte lebhaft und griff mir die Tageszeitung, während meine Mutter auf dem Flur die Nummer ihrer WBG „Neue Heimat“ wählte. Ich blätterte vor bis zu den Stellenanzeigen. Zwar wusste ich nicht mit letzter Sicherheit, dass ich meinen Job bei FRiZ verlieren würde, doch es konnte nicht schaden, die Möglichkeiten des aktuellen Arbeitsmarktes für Journalisten auszuloten.
    Hier war schon mal etwas Interessantes für mich: Mitarbeiter/in Öffentlichkeitsarbeit)
    Oder das hier: Informationsmanagerin - Ihre Aufgabe: Issues Management, Monitoring von Print- und Online-Medien, Erstellung des Pressespiegels, Betreuung von Internet-Seiten…
    Wenn selbst in der Zeitung gute Stellenangebote standen, dann würde ich wohl mit etwas Glück und Hartnäckigkeit auch in den Jobbörsen des Internets etwas Passendes finden? Ich nahm mir vor, ab heute konsequent die Augen offen zu halten.
    Meine Mutter kam schwungvoll mit zwei Sektgläsern in die Küche. „Nächste Woche gehen wir und machen den Mietvertrag für dich klar!“
     
     
     
    Mira war gerade auf dem Weg zum Kräuterbeet, als ihr Telefon klingelte. Das war heute schon der vierte Anruf, den sie erhielt. Der erste Anruf kam von der Praxis Dr. Wülfing, sie hatte ihren Termin zur Blutentnahme vergessen! Der zweite Anrufer war ein Mitarbeiter des Hospizes gewesen, es ging um das Manuskript, welches vom Leben und Sterben ihres Sohnes erzählte. Er wollte wissen, ob er es für Unterrichtszwecke im Seminar verwenden dürfe. Der dritte Anruf war „falsch verbunden“. Und nun musste sie zum vierten Mal zum Telefon gehen, es wurde langsam lästig! Nicht zu vergessen, dieser aufdringliche Staubsaugervertreter, der sie heute Morgen schon heimgesucht hatte.
    Hatte man denn nie Ruhe in diesem Haus? Mira war mittlerweile richtig unleidlich geworden. Missmutig nahm sie den Hörer ab. „Ja?“
    „Mira? Sind Sie am Apparat? Hier ist Melissa.“
    „Ah, Melissa. Hallo.“
    „Mira, ich habe mir da was überlegt. Ich würde mir gern von Ihnen die Tarotkarten legen lassen.“
    „Sie wollen sich in meinen Vorgarten legen lassen?“ Mira runzelte die Stirn.
    „Die TA-ROT-KAR-TEN legen lassen, Mira. Gegen Bezahlung natürlich.“
    „Oh, die Karten legen. Ja, ja. Ich hör so schlecht am Telefon. Ja, die Karten. Von mir aus.“
    „Schön! Wann darf ich denn kommen? Abends oder doch lieber an einem Wochenende?“
    Mira überlegte kurz. „Lieber am Wochenende. Samstagnachmittag, gegen 15 Uhr.“
    „Schön, ich werde pünktlich sein. Ich bin schon gespannt und freue mich, Sie wiederzusehen, Mira. Bis dann also!“
    „Ja, bis dann.“ Mira legte auf und notierte sich gewissenhaft den Termin.
    Hm, was wollte ich eigentlich gerade machen? In den Garten gehen? Ja. Aber warum?
    Sie bemerkte die Schere in ihrer Schürzentasche und da fiel es ihr wieder ein: Rosmarin schneiden! Richtig, heute wollte sie für sich

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