Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
„Sonst keiner. Ich weiß es von Nobby. Er ist mit Inka früher mal befreundet gewesen, sie waren als Jugendliche Nachbarn. Und weil Nobby mir noch was schuldete, hat er mich gewarnt.“
„Soso.“ Langsam kochte in mir die Wut hoch. „Und? Bist du schon auf Jobsuche?“
„Nein. Ich habe schon einen neuen Job. Am 1. November steige ich in die Firma meiner Schwester ein, ich mache PR.“
Mir war jetzt der Appetit vergangen, ich war so enttäuscht von Erika. Ich knüllte meine Serviette zusammen und warf sie auf meinen Teller. „Und wann wolltest du mir das sagen? Ach, vergiss es. Ich muss jetzt gehen. War nett mit dir zu plaudern, Erika“, fauchte ich sie an.
Ich schnappte mir meine Handtasche, ging zur Theke, um meine Rechnung zu begleichen und ließ eine perplexe Erika zurück.
Von wegen „Feentanz“, dachte ich. „Eher ENTENTANZ!“
Es war noch zu früh, um mich auf den Weg zu Mira zu machen. Ich hatte noch gut zwei Stunden Zeit, ehe ich losfahren musste. Was macht eine frustrierte Frau, die genug Geld (und vor allem: eigenes Geld!) in der Tasche und Zeit hat? Richtig, sie geht shoppen! Da ich eh in der Einkaufsmeile war, passte alles vorzüglich zusammen. Außerdem war es dringend nötig, mir selber was Gutes zu tun, nach all dem was in den letzten Wochen passiert war. Mit diesem Gedanken schob ich die letzten Vorbehalte weit von mir und tauchte ein in einen kleinen Kaufrausch.
Exakt ein und eine halbe Stunde später saß ich hochzufrieden auf einer Bank im Einkaufszentrum und begutachtete meine Beute: je eine Ajourjacke in „Rouge“ und in „Lavendel“ (ich hatte mich nicht für eine der Farben entscheiden können) in Bio-Baumwollstrick, dazu passende Tops aus Seide, gemischt mit Baumwolle, eine hochwertige, anthrazitfarbene Jeans und passende Pumps von Donna Lina, ein Schnäppchen! Von 139,90 € auf 80,90 € herabgesetzt, das wollte ich mir nicht durch die Lappen gehen lassen. Und natürlich zwei Packungen Schichtnougat, mein privates Lieblingsleckerli. Ich öffnete eine sogleich und genoss schamlos ein Nougatstückchen nach dem anderen, bis ich den Zucker in meinem Blut rauschen fühlte.
„Hallo! Wie geht es denn Ihrem Kopf?“ Vor mir stand plötzlich ein Mann und grinste mich frech, aber nicht uncharmant an.
„Kennen wir uns?“ Er kam mir in der Tat irgendwie bekannt vor, aber ich wusste ihn nicht einzuordnen.
„Könnte man so sagen. Ich bin der, der es Frau Mertens erspart hat, Sie wie einen nassen Sandsack ins Gästebett zu schleifen.“ Sein Grinsen wurde immer breiter, und ich musste innerlich zugeben, dass sein lachendes Gesicht mit diesen entzückenden Grübchen in den Wangen ein ausgesprochen erfreulicher Anblick war. Ehrlich gesagt, beschleunigte seine Gegenwart meinen Puls, er war sehr attraktiv – wenn man großzügig über seine schlampige und abgetragene Kleidung hinwegsah. (Ich würde gern unter seine Kleidung….sehen.)
„Ah, JETZT weiß ich, wer Sie sind, Sie sind Miras Postbote! Der Mann, der mich ins Bett getragen hat.“
Oje, jetzt wurde ich rot, so hatte ich das nicht gemeint, wie es sich vielleicht angehört hatte. Die ältliche Frau, die seit drei Minuten neben mir auf der Bank saß, guckte mich empört an und dann gleich wieder weg, so als wäre ich eine persona non grata.
„Ja also, meinem Kopf geht es wieder gut, danke. Ich hatte in der Tat eine leichte Gehirnerschütterung. Mira hat mich wieder auf die Beine gebracht. Mögen Sie Schichtnougat? Ich hatte ja noch keine Gelegenheit, mich bei Ihnen für Ihre tatkräftige Hilfe zu bedanken.“
Ich hielt ihm die Schachtel hin, die bis auf drei Stücke leer war. Ein magerer „Dank“, aber immerhin ein echtes Naschkatzenopfer.
Er setzte sich neben mich auf die Bank, so, dass die Moralapostelin gezwungen war, etwas zur Seite zu rutschen. Wieder schaute sie empört und wich nicht mehr als wenige Zentimeter. Mir zuzwinkernd nahm er ein Nougatstück und dann gleich noch die restlichen.
„Köstlich! An Nougat komme ich nie vorbei. Das Zeug macht mich willenlos. Übrigens bin ich jetzt nicht mehr Miras Postbote. Ich war auch ihr Aushilfsgärtner, wussten Sie das?“ Ich schüttelte meinen Kopf.
„Was sind Sie denn jetzt, wenn Sie nicht Miras Helfershelfer sind?“ fragte ich neugierig.
„Ich habe ein Jahr und einen Sommer lang gejobbt und gespart, um auf die Uni gehen zu können. Ab Februar 2011 bin ich stolzer Student der Meeresbiologie.“
„Meeresbiologe? Wow. Ich dachte, das kann man in
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