Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Rosmarinkartöffelchen im Ofen machen. Mit viel Olivenöl! Sehr viel Öl. Gut für ihre alten Nerven.
Samstagvormittag saß ich in der Fußgängerzone. Ich war mit Erika zum Frühstück im „Café Füllhorn“ verabredet. Ich wollte ihr von dem belauschten Telefonat berichten. Besser hier auf neutralem Boden, dachte ich mir. Nicht, dass die Lauscher belauscht werden!
Ausnahmsweise war ich mal die Pünktliche, und Erika ließ ziemlich auf sich warten. Gerade als ich mir schon vorweg einen Café Brûlot bestellen wollte, kam Erika schnaufend um die Hausecke angewatschelt. Sie ging tatsächlich ein wenig wie eine Ente.
„Entschuldige Lissa, ich habe verschlafen! Und dann musste ich auch noch so weit weg parken. Seit die hier die Fußgängerzone eingerichtet haben, kann man ja nirgends mehr parken. Und ins Parkhaus wollte ich nicht, du weißt ja!“
Erika hatte Angst vor Parkhäusern, seit sie dort vor ein paar Monaten einen heftigen Unfall gebaut hatte. Sie hatte sich geschworen, nie wieder ein Parkhaus zu befahren oder zu betreten.
„Hey, schon in Ordnung, Erika, sonst bin ich ja immer diejenige welche. Zuspätkommen ist mein zweiter Vorname. Sag, wollen wir reingehen oder draußen sitzen? Ich finde, es ist etwas kühl für einen Septembertag.“
„Ich schwitze zwar wie ein Pferd, aber lass uns ruhig reingehen. Der Wetterbericht ist nicht so toll, es soll sich heute Vormittag noch bewölken, eventuell gibt es Schauer.“
Wir hatten Glück und fanden einen Fensterplatz. Das war in diesem sehr beliebten Café ein Glücksfall. Es gab hier über 30 verschiedene Kaffeespezialitäten aus aller Herren Länder. Der Kuchen war hier nicht so mein Fall, aber die sieben Sorten Frühstück waren ohne Ausnahme richtig gut. Heute wählte ich das „Orientalische Omelette Layla“ mit Fladenbrot und Schafskäse. Das hätte Mira mit ihrer Vorliebe für Gewürze und Kräuter auch geschmeckt, dachte ich im Stillen und nahm mir vor, sie hierher mal einzuladen. Am besten noch mit Mutter zusammen, bevor sie nach Sylt zog.
Erika bestellte für sich das Diätfrühstück „Feentanz“ (wer dachte sich nur all diese schrägen Namen aus?) und schaute mich dann erwartungsvoll an.
„Was gibt es denn zu sagen über FRiZ?“
„Neulich habe ich unfreiwillig Linda belauscht. Sie hat mit Inka telefoniert, du weißt schon, die Schnepfe aus der Chefetage, ihre Freundin, die wir mal kennengelernt haben, als wir den beiden im Prinzregententheater begegnet sind.“
„Ach jaaaa, das war als wir in München beim Open-Air-Festival gewesen sind . Weißt du noch, was die für Stöckelschuhe trug? Und der Rock war auch viel zu kurz!“
Ich seufzte im Stillen. Die Frau hatte einfach umwerfend gut ausgesehen! Aber Erika war zu neidisch auf schöne Frauen, als dass sie das gute Aussehen anerkennen würde. Vor allem, wenn sie im selben Alter wie Erika waren.
„Ja, genau die! Also…“ Ich wollte gerade loslegen, als uns das Frühstück serviert wurde. Weil ich einen Bärenhunger hatte, aß ich erst einmal das köstliche Omelette zur Hälfte auf, heiß schmeckte es ohnehin am besten. Ich nahm noch einen Schluck vom Granatapfelsaft und erzählte Erika dann, was Linda gesagt hatte, als sie glaubte, im Meeting-Raum allein zu sein, und was ich mir diesbezüglich zusammenreimte. Ich war kaum fertig mit meinem Bericht, da hatte sie ihr Frühstück schon vollständig aufgegessen und winkte die Kellnerin zu sich heran.
„Bitte bringen Sie mir noch ein Müslibrötchen und ein Sahnehörnchen. Möchtest du auch noch etwas essen, Lissa?“
Ich deutete auf meinen halbvollen Teller und verneinte entschieden.
„Was sagst du nun?“ Erwartungsvoll schaute ich Erika an.
„Och, das weiß ich schon länger.“
„WAS?“
Erika nickte und kümmerte sich hingebungsvoll um ihren Joghurt, der mit frischen Erdbeeren und einem Hauch Minze versehen war.
„Und du hast mir nichts gesagt? Warum nicht?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wollte dich nicht damit belasten, du warst so unausgeglichen in letzter Zeit“, und sah mir dabei nicht in die Augen.
Weil wir am Fenster saßen und gutes Licht hatten, konnte ich genau sehen, dass sie bei diesen Worten leicht errötete und da wusste ich, sie log. Meine Erika log mich an! Ich fasste es nicht!
„Woher hast du es gewusst? Wissen alle das, nur ich nicht?“
Erika schüttelte den Kopf und nahm den Teller mit dem Sahnehörnchen und dem großen Müslibrötchen von der Bedienung huldvoll entgegen.
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