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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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aufbauend auf meinem ersten Bericht über die „Dorfheilerin Mira Mertens“. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, heute richtig mit ihr zu sprechen, sie wirbelt überall herum. Erstaunlich, wie sie das in ihrem Alter aushält.“
    Valerius nahm mich beim Arm und zog mich sanft rüber zum Gästezimmer. „Kommen Sie, dort werden Aurafotos gemacht, ich habe mich in die Liste eingetragen und bin gleich dran. Wollen Sie nicht auch eines machen lassen? Kostet nur 30 €.“
    Ich dachte kurz nach, und entschied mich dann dafür. „Ja klar, das Geld geht heute ja in die „Engelkasse“, dann trage ich eben so mein Scherflein bei. Ich muss den Aurafotograf sowieso noch interviewen.“
    Eine Stunde später hatte ich mein Aurafoto in der Hand und das Interview mit Manfred Müller im Aufnahmegerät. Nun hatte ich endlich auch Gelegenheit, den „Engel-Tisch“ näher zu betrachten, der im Mittelpunkt des Festes stand. Es war ein großer, runder Tisch in der Diele, mit einem langen, weißen Damasttischtuch bedeckt, auf dem eine sehr detailreich geschnitzte Engelstatue aus Holz stand, die einen sehr alten Eindruck machte. Sie war über einen Meter hoch und überaus sorgfältig gearbeitet. Soweit ich das beurteilen konnte, sogar meisterhaft. Neben ihr stand auf dem Tisch eine große Schale für die Einnahmen aus dem Verkauf. In ihr schienen schon mehrere Hundert Euro zu liegen. Mira musste ein sehr vertrauensvoller Mensch sein, dachte ich bei mir. Aber wer würde schon im Angesicht dieses Engels stehlen? Ich hoffte um Miras Willen inbrünstig, niemand. Unter der Schale waren schöne Seidentücher in Regenbogenfarben drapiert. Das Bild wurde abgerundet durch eine Glasschale mit Wasser, in der Rosenquarze und Bergkristalle lagen und einige Schwimmkerzen brannten, die einen zarten Duft verbreiteten. Auf dem Tischtuch waren Rosenblätter und Lavendelblüten verstreut, gemischt mit kleinen Amethysten.
    Ich winkte Ansgar herbei: „Hast du diesen Tisch? Ich will mehrere Detailaufnahmen haben.“
    Mittlerweile war es schon später Nachmittag. Ich sehnte mich nach Kaffee und Kuchen und Mira. Ich fand sie tatsächlich im Wohnzimmer in ihrem plüschigen Sessel mit einem Kuchenteller auf dem Schoß und gesellte mich dazu, ebenfalls gut mit Kuchen versorgt und natürlich einem Becher voll duftendem „Mira-Kaffee“.
    Ich lächelte ihr zu und wollte gern mehr über den Engel aus Holz wissen und schaltete mein Aufnahmegerät ein.
    „Oh, der Engel, ja, ja. Der ist schon seit langem in Familienbesitz. Angeblich ist er in Asien aus Buchsbaumholz geschnitzt worden, mein Ururgroßvater war ein Missionar in China. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es nicht eher eine Legende ist. Dieser Uropa ist der Überlieferung zufolge auch ein begnadeter Geschichtenerzähler gewesen mit ausgeprägtem Hang zum Fabulieren. Die Engelstatue soll auch viele Jahre an einem Wallfahrtsort gestanden und Wunder gewirkt haben. Aber wenn es tatsächlich Wunderheilungen und Ähnliches gegeben hat, dann eher weil die Menschen einen festen Glauben hatten. Holz wirkt keine Wunder.
    Der Glaube kann Berge versetzen! Wobei ich nicht denke, dass echte Gebirge gemeint sind. Jesus hat oft, wenn nicht immer, gleichnishaft gesprochen: "Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könntet ihr sagen zu diesem Berg: Hebe dich dorthin, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein." Berge versetzen können, bedeutet hier, nach meinem Verständnis: Übermenschliches leisten. Hier ist ein ganz bestimmter Glaube gemeint. Bei Jesus ist Glaube das Urvertrauen, das Grundvertrauen. Die innere Wahrheit des: „Ich bin geborgen in den Händen des himmlischen Vaters.“ Und dieser Glaube ist es, der Berge versetzt, uns also Hindernisse aus dem Weg räumt.“
    „Das ist wirklich schön erzählt, Mira. Auch die Harfenmusik vorhin hat mich sehr angerührt. Dann steht der Engel also Jahr für Jahr im Mittelpunkt des Festes? Und aus der Schale ist hoffentlich noch nie Geld entwendet worden?“
    Mira runzelte die Stirn. „Nein, natürlich nicht. Wie kommen Sie denn auf so was?“ Sie schien aufrichtig verblüfft zu sein. Mir war meine Frage nun etwas unangenehm, aber ausgesprochen ist nun mal ausgesprochen. Ich lenkte daher mit einer Frage ab, nämlich nach dem Kuchen mit den bunten, fruchtigen Stückchen.
    „Meine Schietwetter-Schnitten. Allerdings ist das Wetter heute gut, aber sie schmecken trotzdem. An kalten, verregneten Tagen schmecken sie einem aber noch besser und spenden

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