Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
Mira!“
Mira strahlte mich vor Freude an und ihr Sohn war sichtlich erleichtert.
„Das ist sehr erfreulich, Frau Fink. Danke. Lassen Sie uns gleich mal die Handynummern austauschen, damit wir in Verbindung bleiben. Es gibt ja noch einiges im Vorfeld zu organisieren.“
Mira lächelte ihren Sohn zärtlich an. „Ich wüsste nicht, was ich ohne dich täte, mein Lieber!“
Markus tätschelte ihr die faltige Hand und sagte: „Für dich werde ich immer da sein, du bist schließlich mein Mamchen!“
Da fiel ihm ein, dass ich ja auch noch im Zimmer war und er wurde rot, vermutlich weil ihm das „Mamchen“ vor anderen Leuten peinlich war.
Aber ich fand es süß!
Während ich meine Reisetasche packte, um vorübergehend bei Mira zu wohnen, fiel mir das Geschenk von Valerius in die Hände. Es war eine DVD der Gruppe True Gregorian Singers: – ich war ein ganz großer Fan dieser Sänger und hatte alle CDs und nun auch alle DVDs von ihnen, diese hier hatte mir noch in meiner Sammlung gefehlt. Hatte Mira eigentlich einen DVD-Player? Ach, egal, ich packte sie einfach ein für den Fall des Falles. Diese Musik würde Mira bestimmt auch gefallen. Um sicher zu gehen, nahm ich meinen eigenen DVD-Player einfach mit. Hm… und wenn ich schon mal dabei war, konnte ich doch auch einige meiner Lieblingsfilme mitnehmen. Ich hatte ja ehrlich gesagt auch etwas Bedenken, ob ich mich nicht bei Mira langweilen würde. Sicher ging sie früh schlafen und ich wollte nicht immer nur lesen. Die Ärzte hatten ihr gesagt, sie würde etwa vier Wochen lang auf Hilfe angewiesen sein.
Ich setzte mich auf mein Bett und vergaß das Packen für eine Weile, denn ich musste an Weihnachten denken. Heiligabend war Valerius für einige Stunden bei mir gewesen, bevor er dann mit seiner Familie den weiteren Abend verbrachte, einschließlich der Mitternachtsmesse. Er sagte, es würde insbesondere seiner Mutter sehr schwerfallen, dass er nach Australien wollte. Der Abschied rückte immer näher und sie kam damit nicht gut klar. Sie hatte sich, bedingt durch seinen Unfall und die lange Pflegephase danach, sehr an ihn gebunden und fand nicht mehr aus der „Bemutterung“ heraus. Dieser Heiligabend mit all den Familienritualen war für die Frau besonders wichtig, auch die beiden Weihnachtstage. Darum war ich mehr als überrascht, als Valerius mir die Einladung zum Mittagessen am 1. Weihnachtstag überbrachte. Ich war mir sicher, dass das (aus Sicht der Mutter) nicht um meinetwillen geschah, sondern damit Valerius im Elternhaus bliebe. Das Essen, das übrigens ausgezeichnet war, verlief dennoch angenehm, obwohl ich ihr anmerkte, dass sie mir gegenüber etwas misstrauisch war. Valerius hatte mich als „eine gute Freundin“ vorgestellt. Aus dem Augenwinkel warf sie mir manch prüfenden Blick zu, ob da wohl mehr zwischen uns sei. Sein Vater war da wesentlich entspannter und die Schwestern von Valerius waren sehr lustige, sympathische junge Frauen. Wir hatten wirklich Spaß miteinander gehabt. Ich blieb noch bis zum Kaffeetrinken (es gab selbstgebackenen Christstollen und Lebkuchen), danach fuhren Valerius und ich zu mir und wir verbrachten einige wunderbare Tage miteinander, die erst am Neujahrstag endeten.
Ja, und jetzt, jetzt war ich allein. Gestern hatte ich meinen Schatz zum Flughafen gefahren. Seine Familie und einige Freunde waren zu meinem Leidwesen auch gekommen, um ihn „mit großem Bahnhof“ zu verabschieden.
Wenn man den Zwischenstopp in Asien und die Zeitverschiebung mit einrechnete, würde Valerius zwei bis drei Tage unterwegs sein, bis er den Campus erreichte. Zum Abschied hatte ich ihm den kleinen Engel geschenkt, den mir der Steppke auf Miras Engelfest gegeben hatte. Ich hatte ihn gestern spontan vom Rückspiegel meines Autos abgemacht und Valerius in die Hand gedrückt. „Wenigstens einer mit Flugerfahrung“, hatte ich unter Tränen lächelnd gesagt.
Bevor mir nun wieder die Tränen kamen, raffte ich mich auf und packte weiter. Ich schickte in Gedanken einen Kuss an Valerius und konzentrierte mich dann wieder auf meine eigenen Belange. Als da wären: mich um Mira zu kümmern, und – viel wichtiger noch – einen Job für mich finden!
Als ich meine Siebensachen beisammen hatte, machte ich mich auf den Weg zu Mira. Heute würde ich ihre Engelfreunde wiedersehen, jedenfalls einige. Die Zimmer mussten getauscht werden, weil sie vorerst keine Treppen steigen konnte. Mira würde ins Gästezimmer ziehen und ich in die obere
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