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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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entzogen, um sodann in einer ausländischen Armee zu dienen. Korrigieren Sie mich, sehr geehrte Herren, aber wenn mich mein juristisches Wissen nicht trügt, dann erfüllt diese Tatsache einen nicht unerheblichen Straftatbestand, der mit …«, hier machte Bronstein eine dramatische Pause, »dem Entzug der Staatsbürgerschaft geahndet wird. Und zwar automatisch.«
    Bronstein lehnte sich wieder zurück und ließ seinen Blick schnell nach links und rechts wandern. Gespannt wartete er darauf, wie die hochgestellten Persönlichkeiten auf seinen Einwurf reagieren würden.
    »Sacre bleu«, beendete Berger als Erster das entstandene Schweigen, »der Kollege hat vollkommen recht. Dass wir da nicht gleich drauf gekommen sind. Dieser Hitler hat mit seinem Eintritt in die bayerische Armee automatisch seine österreichische Staatszugehörigkeit verwirkt. Der ist gar kein Österreicher mehr, und zwar schon seit beinahe zehn Jahren!«
    Den halb gemurmelten Einwand eines Justizbeamten, was er denn dann sei, wischte Wurzinger, der Berger sofort beipflichtete, mit einem »Na, ein Staatenloser halt« beiseite. Auch Seydel schloss sich der Argumentation an, wenngleich seine Wortschöpfungen eines Mittlers bedurft hätten, um sie in ein verständliches Deutsch zu übersetzen. Schober erkannte, dass die Anwesenden allesamt der Bronsteinschen These folgten, und so zeigte sich schließlich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen.
    »Ich wusste doch, dass wir im Handumdrehen eine Lösung dieses kleinen Problems finden. Wir sind eben immer noch das Rückgrat dieses Staates. Ohne uns ist kein solcher zu machen, meine Herren, und so soll es auch bleiben. Na, dann werde ich einmal dem Sei …, meinem verehrten Herrn Nachfolger die frohe Botschaft übermitteln. Das wird ihm zeigen, wer hier wirklich weiß, wo’s langgeht. Ballhausplatz hin oder her. Meine Herren, ich danke Ihnen. Kollege Wurzinger, damit fällt die Angelegenheit jetzt wohl in Ihr Ressort. Ich darf Sie bitten, sich uns anzuschließen, damit wir gemeinsam einen Schriftsatz aufsetzen, der sich gewaschen hat. Sollen die in München ruhig sehen, wie wir in Wien hier auf Zack sind. Den anderen Herrschaften danke ich für ihre Anwesenheit. Noch einen guten Tag zu wünschen.«
    Der Präsident erhob sich, und mit ihm jenes Gefolge, das zuvor mit ihm den Raum betreten hatte. Die Gruppe entschwebte förmlich, und Wurzinger schloss sich ihr an. Zurück blieben Berger und Bronstein. Berger sortierte noch seine Aktenbündel, dann stand auch er auf und trat auf Bronstein zu.
    »Das haben S’ hervorragend g’macht, Herr Kollege.« Und nach einer kleinen Pause: »Und es freut mich sehr, dass ausgerechnet Sie diesen genialen Einfall gehabt haben, das wird die alte Zwiderwurzen so richtig fuchsen.«
    Bronstein ahnte, worauf Berger da anspielte, doch das war ihm für den Moment egal. Er sonnte sich in dem kleinen Triumph und bemühte sich dabei gleichzeitig, sich das dazugehörige Gefühl nicht anmerken zu lassen. »Das war doch selbstverständlich, Herr Hofrat.«
    »Na, sagen Sie das nicht. Sie haben die Regierung aus einer peinlichen Lage befreit! Und machen Sie sich bitte nichts d’raus, dass der alte Grantscherm Ihnen nicht dafür gedankt hat. Er kann halt nicht über seinen Schatten springen, wissen S’ eh. Aber ich danke Ihnen dafür von ganzem Herzen. Sie haben wieder einmal das Vertrauen, das man in Sie setzt, voll und ganz gerechtfertigt. Ich werde Ihnen mit dem Maigehalt eine entsprechende Belohnung anweisen lassen, Herr Kollege.«
    »Aber das wäre doch nicht nötig, Herr …«
    »Papperlapapp! Ehre, wem Ehre gebührt. So, und wenn nichts Wichtiges anliegt, dann nehmen S’ Ihnen heute frei. Sie haben Österreich genug Ehre gemacht für einen Tag. Nochmals danke und auf Wiederschauen.«
    Bei den letzten Worten streckte Berger Bronstein die Hand hin. Nachdem dieser sie ergriffen und geschüttelt hatte, verließ auch Berger den Raum, Bronstein darin allein zurücklassend. Dieser ließ noch einmal den Blick durch die Stätte seines Triumphs schweifen und sah dann zu, dass er wieder in sein Büro kam.
    Dort traf er auf einen immer noch missmutigen Pokorny.
    »Weißt was, wir gehen jetzt essen. Ich lad‹ dich ein.«
    Erstmals an diesem Tag erhellte sich Pokornys Miene. »Na, da bin ich natürlich dabei«, gluckste er lachend.
    Während des Mahls war es zur Abwechslung an Bronstein, des Langen und Breiten zu erzählen. Er verschwieg dabei auch nicht, wie er auf die Lösung des Problems

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