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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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konnte man sich als kleiner Kieberer doch nicht ausnehmen! Das gnädige Fräulein hatte ein Anliegen, dem gnädigen Fräulein musste geholfen werden.
    Katzengleich war Bronstein aus seinem Sessel aufgesprungen und schnappte nach der Hand der Sekretärin, die er formvollendet küsste. »Gnädigste, Major Bronstein. Ich stehe voll und ganz zu Diensten.« Dabei verbeugte er sich.
    »Wenn die Dame Platz zu nehmen beliebt?« Mit einer Geste, wie sie gestelzter selbst am französischen Hofe zu Zeiten Ludwigs XIV. nicht vollführt hätte werden können, wies er auf den Petentensessel, den er ihr sodann auch noch artig zurechtrückte, ehe er sich wieder auf seine Seite des Schreibtischs verfügte.
    »Darf ich Ihnen eine kleine Stärkung aufwarten lassen? Kaffee vielleicht? Oder, angesichts der Kälte da draußen, ein Glaserl Tee? Meinem Mitarbeiter wird es auch eine Freude sein, Ihnen gegebenenfalls einen kleinen Imbiss … nicht? Die Linie? Gnädigste, Sie belieben zu scherzen! Ihre Linie ist, mit Verlaub …, ah, Sie wollen zur Sache kommen… Gut, ja, äh.«
    Bronstein kaute an seiner Unterlippe, stand noch einen Moment ratlos im Raum, ehe er beschloss, sich gleichfalls zu setzen. »Pokorny«, rief er, um seine Souveränität wieder zu erlangen, »einen Kaffee! Aber pronto!«
    »Alsdern, gnädiges Fräulein, was darf ich für Sie tun?«
    »Die wollen meinen Chef umbringen!«, platzte es aus der Frau heraus.
    »Mein Mitarbeiter hat mir bereits mitgeteilt, wer Ihr Chef ist. Was dieser geistig arme Tropf aber zu erwähnen vergessen hat – und was viel wichtiger ist: mit wem habe ich überhaupt das Vergnügen?«
    Die Sekretärin sah kurz irritiert auf, beschloss dann jedoch, die Frage des Majors zu beantworten: »Maria Lang heiße ich. Ich bin die persönliche Assistentin von Herrn Bettauer.«
    »Ah ja! Sehr angenehm, Fräulein Lang. Jetzt erzählen Sie mir einmal bitte in aller Ruhe und Ausführlichkeit, was Sie zu der Vermutung bringt, dass Ihr Chef in Gefahr ist. Also über das bereits bekannte Maß hinaus, denn, wenn ich das so sagen darf, im Großen und Ganzen bin ich ja mit dem Fall vertraut.«
    Die Lang sammelte sichtlich Kraft, dann begann sie zu sprechen: »Der Herr Bettauer, der ist ja nicht nur der geniale Schriftsteller, den jeder kennt. Er ist auch ein guter Samariter, wie es in dieser Stadt keinen zweiten gibt. In der Redaktion …«
    »Die in der Lange Gasse im 8. Bezirk?«
    »… ja! In der Redaktion hält er zweimal die Woche Sprechstunden für Bedürftige ab. Sie glauben ja gar nicht, Herr Inspektor, wer da alles kommt! Das sind bei Weitem nicht nur Leut’, die ein … sexuelles … Problem haben, da sind unendlich viele Arbeits- oder Wohnungslose darunter, die den gnädigen Herrn um Geld oder Unterkunft angehen. Ich sag’s Ihnen, bei uns geht’s oft gar nicht zu wie in einer Zeitungsredaktion, sondern weit eher wie in einem Sozialamt.«
    Bronstein erinnerte sich an diese ›Sprechstunden‹. Durch eben diese war er ja erst in persönlichen Kontakt zu Bettauer gekommen. Vor drei Wochen erst, Mitte Februar, hatte er Bettauer im Namen des Sicherheitsbüros vorgeladen, da dieser in seinem Magazin über eine Frau geschrieben hatte, die ihm im Rahmen einer solchen Aussprache gestanden haben wollte, ihren Mann vergiftet zu haben. Diese Sache war natürlich an ihm hängen geblieben, und so ermittelte er seitdem in einem Mordfall, der, wie sich mehr und mehr zeigte, noch in der Monarchie geschehen war, falls er nicht überhaupt – und diese Version hielt Bronstein mittlerweile für die wahrscheinlichste – lediglich in der Einbildung einer überspannten Alten existierte, die es nicht verwand, dass sich ihr Ehemann bei gutem Wind von ihr verabschiedet hatte. Bettauer war jedenfalls dieser Ansicht gewesen, und da man ihm auch beim bösesten Willen in dieser Sache keinen Vorwurf machen konnte, hatte Bronstein den Schriftsteller nach einem kurzen Gespräch wieder entlassen.
    »Sozialamt, ha?«, sagte er, um der Lang zu signalisieren, dass er ihren Ausführungen aufmerksam gelauscht hatte.
    »Sie glauben gar nicht, Herr Inspektor, wie oft der gnädige Herr zu mir ins Vorzimmer gekommen ist, um sich bei mir ein Geld auszuborgen, bloß, damit er wieder einem von diesen Unglückswürmern etwas zustecken konnte. So viel kann der gnädige Herr gar nicht verdienen, wie er verschenkt. Bei dem rinnen die Kronen kiloweis’ aus dem Haus.«
    »Na, das ist doch sehr löblich! Wo ist da das Problem?«
    »Wie Sie sicherlich

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