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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf. »Sie glauben gar nicht, wie oft wir hier mit Drohungen aller Art konfrontiert sind. Schon im ganz normalen Straßenverkehr wird mindestens hundertmal am Tag der Satz ›I bring di um’ geäußert. Doch bis dato ist mir kein einziger Fall bekannt, wo es tatsächlich so weit kam. Und, bitte mich zu entschuldigen, nur, weil einer komisch schaut, kann die Mordkommission nicht gleich auf Verdacht ausrücken. Denn, seien wir uns ehrlich, Gnädigste, blöd ausschauen ist so etwas wie die Uniform der Wiener.« Dabei bemühte er sich um ein Lachen, in das freilich die Sekretärin nicht einfiel.
    »Nun, wie auch immer«, setzte er aufgeräumt, um nicht zu sagen ernüchtert, fort, »Sie sind hier bei der Mordkommission. Und die kann qua lege nur tätig werden, wenn ein ebensolcher erfolgt ist.«
    »Sie wollen mir sagen, solange mein Chef nicht mausetot ist, kann ich abmarkieren?« Der Ton der Lang war schneidend geworden.
    »Aber Gnädigste, so dürfen Sie das auf keinen Fall sehen. Was ich meine, ist …«
    »Ich weiß schon, was Sie meinen! Dass ich spinn’ und Ihnen die Zeit stehl’.« Zornbebend stand die Lang auf und schickte sich an, den Raum zu verlassen. »Dass Sie sich nicht schämen, Herr Inspektor. Ich hoffe nur, dass Sie dann keine schlaflosen Nächte haben, wenn der liebe Herr Bettauer wegen Ihrer Untätigkeit vom Leben zum Tode befördert worden ist.« Dabei traten ihr tatsächlich Tränen in die Augen.
    »Na, na, gnä’ Fräulein!« Auch Bronstein war aufgestanden. »So lass’ ich Sie ganz sicher nicht gehen. Wir wollen ja nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes ihren Glauben in die Polizei verlieren.«
    Der Blick blieb skeptisch, doch immerhin strebte sie nicht länger dem Ausgang zu.
    »Ich sag’ Ihnen, was ich machen werd’. Pokorny!«
    Der Adlatus, der offenkundig hinter der Tür gelauscht hatte, trat augenblicklich ein. »Ja?«
    »Ich hab’ einen Auftrag für dich.«
    Bronstein hatte diesen Satz gesagt, ohne seinen Blick von der Lang abzuwenden. »Wann soll er wiederkommen, der Finsterling? Um drei, nicht?« Die Sekretärin nickte. »Gut«, jetzt drehte er sich in Pokornys Richtung, »du wirst dich kurz vor drei in der Lange Gasse einfinden. Hausnummer …«
    »Sieben«, ergänzte die Frau.
    »Sieben«, wiederholte Bronstein, »dort wirst du Posten beziehen. Und wenn sich irgendetwas Auffälliges ereignet, dann wirst du umgehend tätig. Hast mich verstanden?«
    »Jawohl, Herr Major«, entgegnete Pokorny betont förmlich. Bronstein lächelte die Lang an: »Sind Sie nun wieder mit uns zufrieden, gnädiges Fräulein?«
    Auch der Besucherin kam nun ein Lächeln aus: »Ja, wenn Sie das für meinen gnädigen Herrn machen, dann bin ich zufrieden.«
    »Na, sehen S’. Gut ist’s g’gangen, nichts ist g’scheh’n. Pokorny! Den Mantel der Dame!«
    Pokorny beeilte sich, mit dem genannten Kleidungsstück an die Lang heranzutreten, doch noch ehe er sich richtig genähert hatte, nahm ihm Bronstein den Mantel ab und half der jungen Frau in selbigen. »Gnädiges Fräulein, es war mir ein Vergnügen, Ihnen behilflich sein zu dürfen. Ich stehe stets zu Ihren Diensten. Wenn ich Ihnen jetzt noch einen schönen Nachmittag wünschen dürfte?« Dabei verbeugte er sich erneut.
    »Sie dürfen. Gleichfalls!«, antwortete die Lang und hielt ihm automatisch die rechte Hand hin, die er abermals küsste. Mit einer nicht zu leugnenden Grazie verließ die Sekretärin schließlich das Büro.
    Bronstein ließ sich schwer auf seinen Sessel plumpsen: »Hast des G’stell g’sehen? Bist du narrisch, a Wahnsinn normal!«
    »Eh klar! Nur weil’s ned schiach is wie der Zins, darf ich mir nachher den Arsch abfrieren! Ich dank’ auch recht!«
    »Ned schiach?! Sag, hast was auf die Augen, du tramhapperter Grantscherm, du? Gegen diese Wohlgestalt ist die schöne Helena a Mülifrau! Wenn mich so eine erhören tät’, dann wär’ ich mit 42 nicht immer noch Junggeselle, da würd’ ich spornstreichs Segel setzen, um in den Hafen der Ehe einzulaufen.«
    »Du kannst siebensüßlert daherreden, Major, wenn dich der Hafer sticht. Aber auch wenn es Seiner Hochwohlgeboren ned taugen wird, was ich jetzt sag’: die hat sich nicht einmal deinen Namen g’merkt.«
    »Pokorny, auf deine Ezzes bin ich ned neugierig. G’holfen hätt’ ich ihr sowieso. Ohne Ansehen der Person …«
    »Ja, ja, wer’s glaubt.«
    »Pokorny! Mach mich ned fuchtig! Sonst schick’ ich dich partout schon um zwei hin. Dann frierst

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