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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sich kurz um, richtete seine Augen dann aber sofort wieder nach vorne, wo Bronstein reglos verharrte und sich darauf beschränkte, Gartner mit einem langen Blick einzuschüchtern.
    »Alsdern«, brach er endlich die Stille, »leg nieder. Warum hast die Prinzessin g’macht?«
    Für einen Moment schien es, als wollte Gartner die Tat leugnen, doch Bronsteins mitleidiges Grinsen ließ ihn sich anders besinnen. »Ich hab’ sie geliebt«, begann er, »ich wollt’ sie heiraten …«
    »Damit du ihr Vermögen auch noch durchbringen kannst, du Lump!«, fauchte Pokorny hinter ihm, sodass Gartner unweigerlich zusammenzuckte. Beinahe bittend wandte er sich an Bronstein: »Sie müssen mir glauben, Herr Kommissär, mit Geld hat das gar nichts zu tun.«
    »So? Da haben wir aber etwas anderes gehört. Angeblich können S’ nicht einmal mehr Ihre Stromrechnung zahlen. Daheim am Möllwaldplatz.«
    »Aber gehen S’, Herr Kommissär, das ist doch nur ein vorübergehender Engpass. Das sagt gar nix. In zehn Tag’ krieg’ ich meine Pension, dann gleich’ ich mein Konto wieder aus. Und außerdem hab’ ich Geld in ein todsicheres Geschäft investiert. Das rentiert sich schnell, werden S’ sehen.«
    »Blödsinn«, blaffte Pokorny hinter ihm, »ein mieser Schleichhändler bist. Mehr ned! Glaubst, du kommst uns noch aus? Vergiss das lieber gleich wieder! Wir haben dich, da fahrt die Eisenbahn drüber.«
    »Ja«, griff Bronstein Pokornys Redefluss auf, »da hat er recht, der Kollege. Also leg’ nieder, dann kommst vielleicht mit Totschlag durch. Oder mit Mord im Affekt.«
    »Ja, freilich war das ein Affekt. Das war ja nicht einmal Absicht! Ich wollt’ ja gar nicht schießen, Herr Kommissär. Aber wie sie mir dahergekommen ist mit ihrem arabischen Prinzen, den was sie angeblich heiraten wird, da hab’ ich rot g’sehen, Herr Kommissär. Da hab’ ich nicht mehr g’wusst, was ich mach’… Ich war außer mir, Herr Kommissär. Nicht Herr meiner Sinne.«
    »Na, das werden die zuständigen Ärzte schon noch herausfinden. Jetzt erzähl‹ uns einmal die ganze G’schichte. Und immer schön der Reihe nach.«
    Gartner wirkte, als wolle er sich sammeln. Dann zog er Nasenschleim hoch, seufzte und fing an, die Dinge zu rekapitulieren. »Wie ich sie kennengelernt hab’, die Dschidschi, da hab’ ich mich auf den ersten Blick verliebt in sie. Dabei war mir ganz wurscht, was sie war, verstehen S’, die hätt’ auch ein Wäschermädel sein können. Eigentlich hätt’ sie ja nur gutes Benehmen bei mir lernen sollen, so wollt’s zumindest ihr Vater. Na, und so hab’ ich Konversation g’macht … und sie hat mir schöne Augen g’macht. Die hat natürlich sofort g’wusst, was los ist. Frauen sind doch alle gleich! Erst locken s’ uns, und dann verderben s’ uns.«
    »Ja, ja, genau. Du, wenn ich für jedes Mal, wo mir irgendein Eifersuchtsmörder diese G’schicht’ erzählt hat, einen Schilling gekriegt hätt’, dann wär’ ich jetzt ein reicher Mann. Es ist spät, und mir geht die Geduld aus. Also red’ jetzt ned länger um den heißen Brei herum. Gemma!«
    Gartner blieb hartnäckig dabei, dass die Prinzessin zumindest vorgeschützt habe, gleichfalls in ihn verliebt zu sein. Immer wieder habe sie sich ihm in seiner Wohnung am Möllwaldplatz hingegeben, und in der Tat seien alsbald von beiden Seiten Heiratspläne gewälzt worden.
    Bis plötzlich und unerwartet ein arabischer Nebenbuhler aufgetaucht sei. Ab diesem Zeitpunkt habe sich die Prinzessin ihm gegenüber völlig anders verhalten, was er kaum zu verkraften imstande gewesen war. Hatten zuvor Lust und Wonne regiert, so waren es nun Zank und Hader. Sogar bei einem harmlosen Schachspiel habe es mit einem Mal Schreiduelle gegeben. Und als sie dann auch noch erklärt habe, die Beziehung zu ihm, Gartner, nicht länger fortsetzen zu wollen, da sei er in eine tiefe innere Krise gestürzt.
    Bronstein sah Pokorny an und verdrehte dabei die Augen nach oben, was besagen sollte: Credat Iudaeus Appella, non ego.
    Er habe sich einen Revolver besorgt, erklärte Gartner weiter, um, wenn es denn zum Äußersten käme und die Dschidschi ihn wirklich verließe, seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch dann habe er versucht, sie zur Besinnung zu bringen.
    »Aha, und wie hast das wieder angestellt?«
    »Ich hab sie zu einem Treffen im Kaffeehaus einbestellt. Um vier am Nachmittag war das. Doch sie hat mich wieder einmal behandelt wie den letzten Dreck. Hat laut darüber philosophiert, warum sie

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