Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
Bohnen geworden war, und wir sind in der großen Pause in den Schulgarten gegangen.
»Bestimmt sind die schon sooo groß«, hat Aki gesagt und die Hand vor seine Brust gehalten.
Ganz so groß waren die Bohnen nicht, aber sie hatten immerhin schon ein paar Blätter.
»Und was ist jetzt daran magisch?«, hat Rosa gefragt. »Weiß doch jeder, dass Bohnen schnell wachsen.«
Ehrlich gesagt, war ich auch etwas enttäuscht. Irgendwie hatte ich erwartet, dass sich wie in dem Märchen, das Miss Braitwhistle uns erzählt hatte, eine Bohnenranke bis in den Himmel schrauben würde.
Wir wollten schon wieder zurück in die Schule, da rief Pauline: »Hey, guckt mal, auf den Blättern steht was!«
Sie hatte recht.
Auf den untersten Blättern stand etwas geschrieben. Auf einem konnte man
Doofi
lesen, auf einem anderen etwas, das ich nicht aussprechen darf, auf einem etwas krumpeligen Blatt stand
Hugo
, da wussten wir, von wem es war. Rosa hat auf ein Blatt gezeigt, auf das
Sumpfh
gekritzelt war,
enne
hatte nicht mehr hingepasst. Das konnte nur Aki geschrieben haben und wir wussten, wen er damit gemeint hatte, Rosa wusste es natürlich auch.
Ich versuchte, mich zu erinnern, wo genau ich meine Bohne eingepflanzt hatte, hoffentlich entdeckte keiner das Blatt, auf dem
Rosa
stand mit einem Herz darunter. Vor allem nicht Aki.
Endlich hatte ich meine Bohne gefunden und hab schnell das Blatt abgerissen und in meine Tasche gestopft.
Aki hat es nicht gemerkt, er hat zu Rosa gesagt: »Na, ist das jetzt Zauberei oder was? Ich hab die Wette gewonnen.«
Rosa hat nachdenklich die Bohnenpflanzen angeschaut, dann hat sie den Kopf geschüttelt und gesagt: »Und trotzdem, ich glaube, dafür gibt es eine ganz natürliche Erklärung.«
»Wie soll denn das, was wir auf den Bohnenkern geschrieben haben, auf das Blatt gekommen sein?«, hat Annalisa gesagt. »Miss Bratwiesel ist eine Hexe, ist es immer gewesen. Du kannst ja zu deiner langweiligen Frau Sauermann zurückgehen.«
»Phh«, hat Rosa nur gemacht, hat sich umgedreht und ist über den Hof gegangen.
»Vergiss nicht, du schuldest mir ein Supermegagigamonster-Eis!«, hat Aki ihr hinterhergeschrien. »Wir treffen uns nach der Schule im Cortina! Kneifen gilt nicht!«
Es war wieder sehr heiß, und wenn Frau Obermeiers dämliches Digitalthermometer nicht bei 24 , 97 Grad einfach stehengeblieben wäre, hätten wir auch hitzefrei bekommen.
»Das ist bestimmt kaputt«, hat Aki gesagt und ein wenig dran gerieben, aber es passierte überhaupt nichts, im Gegenteil, auf einmal waren es nur noch 24 , 94 Grad.
»Finger weg, Aki!«, hab ich gesagt. »Nachher sind wir bald bei unter null.«
»Dann kriegen wir vielleicht kältefrei«, meinte Hugo.
»Mir egal, ob kälte- oder hitze-, Hauptsache -frei«, hat Aki gesagt. »Außerdem hab ich eine neue Wasserpistole, die kann sogar um die Ecke schießen.«
Doch es war nichts zu machen, statt nach Hause zu gehen und uns ein Wasserpistolenduell zu liefern, mussten wir mit Herrn Fischli auf den Sportplatz. Er hatte wieder seinen knallbunten Trainingsanzug an, bei dem man so ein Flimmern in den Augen bekommt, wenn man länger draufschaut.
Wir haben uns in einer Reihe aufgestellt und er hat Kniebeugen gemacht und sich gestreckt und gereckt und gesagt: »Ach, tut die Bewegung gut nach der ganzen Schreibtischarbeit.«
Und dann mussten wir springen und laufen und werfen. Und Herr Fischli ist auch gesprungen und gelaufen und hat den Ball geworfen. Und zwar ziemlich gut. Für so einen alten Mann ist er echt sportlich.
Frau Obermeier, die gerade die Papierkörbe auf dem Schulhof in große blaue Müllsäcke geleert hat, kam zu uns rüber, hat die Arme in die Seite gestemmt und Herrn Fischli bewundernd angeschaut. »Jo mei, dös is fei a fesches Mannsbild!«
Rosa und Pauline haben sich angestoßen und gekichert.
»Ich hab zwar nicht verstanden, was sie gesagt hat«, meinte Pauline. »Aber eins ist klar, die Obermeier ist in Herrn Fischli verknallt.«
»Und wie!«, hat Rosa gesagt und die beiden haben die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt und geflüstert.
Dann mussten wir Jungs gegen die Mädchen antreten und es sollte Punkte geben wie bei den Bundesjugendspielen.
Rosa war in allem die Beste, im Laufen, Werfen und Springen. Am schlechtesten hat Molly abgeschnitten – und Henni natürlich, die hatte nämlich nicht kapiert, dass sie weit springen sollte und nicht hoch, und war in der Sprunggrube in die Luft gehüpft. Trotzdem hatten die Mädchen am Ende
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