Miss Carolines verwegener Plan
Meine Stiefmutter müsste nicht länger nach einem Gatten für mich suchen, und ich könnte weiterhin in Denby Lodge leben und mich um die Pferde kümmern, so wie es mein Wunsch ist.“
„Sie wollen tatsächlich nie heiraten?“ Gegen seinen Willen war es ihr gelungen, sein Interesse zu wecken.
„Ich habe … einen sehr guten Freund. Aber er ist bei der Armee und hält sich zurzeit in Indien auf. Es wird noch eine Weile dauern, bis er zurückkehrt.“
„Und dieser sehr gute Freund wird nicht erbost sein, wenn er herausfindet, dass Ihr Ruf ruiniert ist?“
Sie winkte ab. „Nein, er würde darüber lachen, denn er findet die meisten gesellschaftlichen Konventionen albern und überflüssig.“
„Dennoch sieht er es vielleicht nicht gern, dass jemand die Ehre der Frau beschmutzt, die er heiraten möchte.“
„Ich werde Harry die Zusammenhänge natürlich erklären müssen. Bestimmt wird er es verstehen. Schließlich sind wir seit unserer Kindheit eng befreundet. Er wird verstehen, dass ich … dass ich etwas unternehmen musste, gerade weil ich auf ihn warten wollte.“
Max runzelte die Stirn. „Ich möchte noch einmal zusammenfassen, was Sie mir gesagt haben. Sie wollen mit mir in einer kompromittierenden Situation überrascht werden. Danach soll ich mich weigern, Sie zu heiraten, damit Sie ruiniert sind. Denn dann wird kein ehrbarer Gentleman mehr um sie anhalten, und Sie können in aller Ruhe auf die Rückkehr Ihres Jugendfreundes warten, der Sie trotz allem zu seiner Gattin machen wird.“
Zustimmend nickte sie.
„Also, Miss Denby, ich muss Ihnen sagen, dass ich zwar als Rogue gelte, aber trotzdem ein Gentleman bin. Ich ruiniere keine unschuldigen jungen Damen. Doch selbst wenn ich auf Ihren Vorschlag einginge, hieße das nicht, dass Ihr Plan funktioniert. Die Aufregung und die Anfeindungen infolge des Skandals könnten Sie durchaus dazu bringen, sich letztendlich doch für die Ehe mit mir zu entscheiden. Ich aber – bitte, nehmen Sie das nicht persönlich – verspüre nicht das geringste Verlangen danach, mich zu binden.“
„Mir – bitte, nehmen Sie das ebenfalls nicht persönlich – geht es genauso. Und schließlich kann niemand uns zur Ehe zwingen.“
Dessen war er sich nicht sicher. Trotzdem sagte er nur: „Wenn Sie unbedingt ruiniert werden wollen, hätten Sie sich auch an meinen Cousin Alastair wenden können. Sein Ruf ist noch skandalöser als meiner.“
„Ich habe darüber nachgedacht, bin jedoch zu dem Schluss gekommen, dass es keine gute Lösung wäre. Erstens bin ich im Haus seiner Mutter zu Gast und möchte sie auf keinen Fall in Verlegenheit bringen. Zweitens heißt es, dass er zwar die Vergnügungen schätzt, die eine Affäre mit sich bringt, dass er aber eigentlich eine Abneigung gegen Frauen hegt, seit er in der Liebe enttäuscht wurde. Sie hingegen scheinen Frauen zu mögen. Und drittens hatte ich gehofft, sie würden meine Beweggründe verstehen. Denn Sie haben im Zusammenhang mit Ihrer zerstörten beruflichen Karriere selbst erleben müssen, wie grausam es ist, wenn andere über unser Schicksal entscheiden und wir kaum Einfluss darauf nehmen können.“
Er hatte nicht erwartet, dass sie seine Situation so gut würde einschätzen können. Plötzlich empfand er große Sympathie für diese junge Frau, die den einzigen Menschen verloren hatte, der sich stets auf ihre Seite gestellt hatte. Seit dem Tod ihres Vaters schienen alle sie in eine Rolle drängen zu wollen, die ihr ganz und gar nicht behagte.
Caroline ahnte, was in ihm vorging, und vergewisserte sich: „Sie verstehen mich, nicht wahr? Sie haben zwar diesen schlimmen beruflichen Rückschlag hinnehmen müssen. Aber da Sie ein Mann sind, können Sie neue Pläne schmieden. Ich hingegen werde alle Rechte verlieren, wenn ich dem Druck nachgebe und heirate. Mein gesamter Besitz, ja, selbst mein Körper wird zum Eigentum meines Gatten, sobald ich Ja gesagt habe. Er kann das Gestüt verkaufen, mein Vermögen verspielen, und mit mir machen, was er will. Ich würde die Arbeit meines Vaters so gern fortsetzen. Doch welcher Gentleman würde mir das gestatten? Bitte, Mr Ransleigh, ich brauche Ihre Hilfe!“
Ihre Idee war, wie sie selbst zugegeben hatte, vollkommen verrückt. Deshalb war es unsinnig, auch nur darüber nachzudenken. Er müsste sie wegschicken, denn er wollte sie nicht kompromittieren. Aber sie faszinierte und amüsierte ihn – mehr als irgendwer sonst in letzter Zeit.
„Sie lieben diesen Harry?“,
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