Miss Carolines verwegener Plan
unbedingt an diese Stola denken.“
Es handelt sich ja auch um ganz besonders hübsche Brüste, dachte Max. Und laut sagte er: „Ist es wirklich nötig, dass Sie Ihre Verehrer in die Flucht jagen?“
Da sie die Skepsis in seiner Stimme hörte, errötete sie ein wenig. „Ja. Sie umwerben mich jedoch nicht, weil sie sich für mich interessieren. Sie haben es nur auf meine beachtliche Mitgift abgesehen. Vermutlich müssen Sie als Sohn eines Earls auch alle möglichen Tricks anwenden, um sich vor ehrgeizigen Müttern und deren heiratswütigen Töchtern zu schützen.“
Damit hatte sie recht. Und er gab es sogleich zu.
„Dann verstehen Sie mich ja sicher.“
„Hm … Trotzdem muss ich Ihnen mitteilen, Miss Denby, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, Sie zu ruinieren.“
„Sind Sie sich ganz sicher? Es würde mir so viel bedeuten, und ich stünde für immer in Ihrer Schuld.“
Ihre Worte brachten seine ritterliche Seite zum Vorschein. Eben jene Seite, die ihn auch in Wien in Schwierigkeiten gebracht hatte. Diese Erfahrung würde ihn doch wohl davor bewahren, noch einmal einer beinahe Unbekannten seine Hilfe anzubieten!
Er musste vorsichtig sein! Doch es ließ sich nicht leugnen, dass er Miss Denby mochte. Ihr verrückter Vorschlag, ihre offene Art, ihre entwaffnende Ehrlichkeit und ihr Ideenreichtum gefielen ihm. Dennoch hegte er nicht die Absicht, sich an eine junge Frau zu binden, mit der er nichts gemeinsam hatte außer dem Wunsch, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Es tut mir leid“, sagte er, „aber ich kann Ihnen nicht helfen.“
Noch immer schaute sie ihn hoffnungsvoll an, so als habe sie nicht verstanden, was er ihr mitgeteilt hatte. Die groteske Brille hatte sie wieder abgenommen. Und jetzt fiel ihm auf, dass sie schöne braune Augen hatte. Er bemerkte auch die Sommersprossen auf ihrer samtenen Haut, ein Beweis dafür, dass sie viel Zeit im Freien verbrachte, zweifellos weil sie es liebte, die Pferde auf dem Gestüt zu reiten.
Miss Denby hat ihre Verkleidung sehr geschickt gewählt, stellte Max schockiert fest. Hinter dem geschmacklosen Kleid verbarg sich eine hübsche junge Frau, die ein wenig älter, jedoch vor allem viel attraktiver war, als er zunächst angenommen hatte.
Ein Grund mehr, weder ihre noch seine eigene Zukunft zu zerstören.
„Sind Sie sicher?“, wiederholte sie leise.
„Ich bedauere, dass ich Ihre Bitte zurückweisen muss“, murmelte er. „Aber ja, ich bin mir sicher.“
Zum ersten Mal, seit sie im Gewächshaus aufgetaucht war, schien ihre Energie zu schwinden. Sie ließ die Schultern sinken, ihre Augen blickten matt und ein leiser Seufzer entschlüpfte ihrem Mund.
Diese Zeichen der Entmutigung berührten ihn mehr, als ihm recht war. Es war lächerlich, eine Entscheidung zu bedauern, die er getroffen hatte, um Miss Denby vor einem schlimmen Schicksal zu bewahren. Zum Glück straffte sie die Schultern, ehe er den Fehler begehen konnte, seinen Entschluss umzuwerfen. „Ich werde Sie nicht länger stören“, verkündete sie. „Danke, dass Sie mich angehört haben.“
„Es war mir ein Vergnügen“, entgegnete er, was tatsächlich der Wahrheit entsprach. Und obwohl es ihn nichts anging, erkundigte er sich: „Was haben Sie nun vor, Miss Denby?“
„Ich werde wohl eine andere Lösung für mein Problem finden müssen. Auf Wiedersehen, Mr Ransleigh.“
Sie knickste, er verbeugte sich, und dann war sie fort.
Wieder erfüllte ihn dieses absurde Gefühl des Bedauerns. Dass er ihrer verrückten Bitte nicht nachgegeben hatte, war zweifellos richtig. Aber er wünschte sehr, dass er ihr irgendwie hätte helfen können.
Sie war eine ungewöhnliche Frau! Er konnte sich gut vorstellen, dass ihr Vater sie wie einen Jungen behandelt hatte. Ihre offenen Worte, ihr direkter Blick und ihre festen Schritte erinnerten tatsächlich mehr an einen Mann als an eine junge Dame. Sie schmollte nicht, wenn sie enttäuscht wurde. Und sobald sie begriffen hatte, dass sein Entschluss feststand, hatte sie nicht mehr versucht, ihn umzustimmen. Die Vorstellung, dass sie so weibliche Waffen wie Tränen oder hysterische Anfälle einsetzen könne, war absurd.
Max war immer stolz auf seine gute Beobachtungsgabe gewesen. Doch diesmal hatte sie ihn im Stich gelassen. Er hatte eine halbe Ewigkeit gebraucht, um hinter der hässlichen Aufmachung die hübsche Frau zu entdecken.
Stirnrunzelnd überlegte er, ob sie gar nicht wusste, wie anziehend sie tatsächlich war. Die
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