Miss Carolines verwegener Plan
Nachdenklich betrachtete er ihre hoffnungsvoll auf ihn gerichteten Augen. Dann wanderte sein Blick langsam nach unten – und er bemerkte, dass das abscheuliche Kleid tatsächlich einen Vorteil hatte: einen modisch tiefen Ausschnitt. Miss Denby mochte ein wenig verrückt sein, aber an ihren Brüsten war nichts auszusetzen.
Max vermochte nichts dagegen zu tun, dass sein Körper heftig auf die Reize der jungen Dame reagierte. Plötzlich konnte er sich sehr gut vorstellen, wie er sie kompromittierte. Hier im Gewächshaus. Er würde ihre Brüste umfassen und hingerissen lauschen, wie sie vor Lust stöhnte.
Verdammt! Er gebot seinen Gedanken Einhalt und richtete den Blick wieder auf Miss Denbys Gesicht. Sie hatte zwar ein erstaunliches Talent, die Dinge beim Namen zu nennen, aber sie war dennoch eine unschuldige junge Dame. Zweifellos ahnte sie nicht einmal, was es bedeutete, ihn darum zu bitten, sie zu kompromittieren.
Statt sie fortzuschicken, fragte er: „Wissen Sie, was Sie tun müssen, um als ruiniert zu gelten?“
Sie errötete, was ihm bewies, dass sie tatsächlich gänzlich unschuldig war. „Es müsste genügen, in einer kompromittierenden Situation überrascht zu werden. Da Sie ein welterfahrener Gentleman sind, dachte ich, Sie wüssten, wie das zu bewerkstelligen ist. Natürlich möchte ich nicht, dass Sie …“, sie zögerte, zwang sich aber sogleich weiterzusprechen, „… dass Sie mich schwängern.“
Einen Moment lang war er sprachlos. „Fehlt Ihnen denn jegliches weibliche Schamgefühl?“, fragte er dann.
„Wahrscheinlich ja“, gab sie zurück. „Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Und mein Vater, dessen einziges Kind ich bin, hat mich eher wie einen Sohn behandelt. Ich fühle mich in Hosen und Reitstiefeln wohler als im Abendkleid.“ Sie betrachtete kurz ihr Abbild, das sich in der Scheibe des Gewächshauses spiegelte. „Insbesondere, wenn es sich um Kleider wie dieses handelt.“
Unwillkürlich blickte er wieder auf ihre Brüste. Er wusste genau, dass er nicht mit Miss Denby gesehen werden durfte, wenn er einen Skandal und die darauf folgende Verpflichtung, sie zu heiraten, vermeiden wollte. Dennoch konnte er den Gedanken nicht verdrängen, dass es eine Freude sein würde, diese so anziehende junge Frau zu verführen. „Das Kleid hat durchaus seine Vorzüge“, murmelte er.
Er hatte nicht beabsichtigt, das laut auszusprechen. Denn jetzt schaute Miss Denby zu ihm hin und bemerkte sofort, welchen ihrer Körperteile er anstarrte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte: „Verflixt, da muss ich wohl eine Stola umlegen. Als wäre das Kleid nicht schon überladen genug …“
Sein Herz schlug plötzlich schneller. Diese hübschen Rundungen hinter einer Stola zu verstecken, das grenzte an ein Verbrechen!
Mit einem Schulterzucken versuchte er, die Versuchung abzuschütteln. „Da Sie so offen und ohne Umschweife sprechen, hätte ich angenommen, dass Sie auch einen einfachen Kleiderstil bevorzugen“, stellte er fest. „Sucht Lady Denby die Kleider für Sie aus?“
Lachend schüttelte sie den Kopf. Es war ein so ansteckendes Lachen, dass er einfiel.
„Nein, nein. Meine Stiefmutter verfügt über einen sehr guten Geschmack. Ich selbst habe mich für diesen Stil entschieden.“ Sie seufzte. „Ich wünschte, sie hätte mir gestattet, den blassgelben Seidenstoff zu kaufen, der mich so krank aussehen ließ.“
Ungläubig schaute er sie an. „Sie ziehen sich so geschmacklos an, um unattraktiv zu wirken?“
Ihr Blick bewies, dass das keine kluge Frage war. „Natürlich. Ich habe Ihnen doch erzählt, dass ich auf keinen Fall heiraten will. Das Kleid hilft, Bewunderer abzuschrecken. Aber die Brille ist noch besser.“ Sie holte eine Brille aus ihrem Retikül, setzte sie auf und sah ihn durch die dicken Gläser an.
Ihre dunklen Augen wirkten so riesig, dass Max unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
Das brachte sie erneut zum Lachen. „Finden Sie nicht auch, dass ich jetzt aussehe wie ein Insekt hinter Glas? Meine Stiefmutter weiß natürlich, dass ich gar keine Brille brauche. Deshalb kann ich sie nicht tragen, wenn sie in der Nähe ist. Ein Jammer, denn die Brille ist überaus effektiv, wenn es darum geht, Mitgiftjäger abzuschrecken. Leider gibt es trotzdem den einen oder anderen Mann, der sich weder von meinen Kleidern noch von der Brille in die Flucht jagen lässt. Im Übrigen hilft die Brille nicht, wenn die Gentlemen auf meinen Busen starren. Ich muss also
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