Miss Carolines verwegener Plan
begleiten ließ. Sie hatte sich diesen Kuss so sehr gewünscht! Max hingegen, so kam es ihr vor, war von all dem relativ unberührt geblieben. Wahrscheinlich hatte er mehr als genug Frauen geküsst. Manche waren gewiss hübscher gewesen als sie, und zweifellos hatten alle über mehr Erfahrung verfügt. Natürlich hatte ein Kuss für ihn nicht die gleiche Bedeutung wie für sie …
Verflixt, diese Situation war unerträglich! Ich muss etwas dagegen tun, dass ich mich so zu ihm hingezogen fühle, dachte sie. Und zwar noch vor der Hochzeit! Denn anschließend würde sie ihm viel öfter nahe sein als jetzt.
Ich werde heiraten!
Ein leichtes Gefühl der Panik überkam sie, wurde jedoch gleich von prickelnder Erregung ersetzt. Wenn sie vor dem Gesetz diesem Mann erst einmal mit Leib und Seele gehörte, wie sollte sie sich dann der Kraft widersetzen, die sie so heftig zu ihm hinzog?
Sie durfte den Fluch nicht vergessen! Doch wenn sie Max nahe war, schien ihr Erinnerungsvermögen ebenso zu versagen wie ihr Verstand.
Caroline seufzte. Wenn sie auch nur die geringste Chance haben wollte, der Erfüllung gewisser ehelicher Pflichten aus dem Weg zu gehen, dann musste sie sich auf die echte Gefahr besinnen, die ihr drohte, wenn sie ihrem Verlangen nachgab. Sie musste lernen, sich zu beherrschen – und zwar schnell!
14. KAPITEL
E ine knappe Woche später stand Caroline vor dem Spiegel im schönsten von Lady Jane Gilfords Gästezimmern. Lady Denby, die inzwischen ebenfalls in London eingetroffen war, saß auf einem Schemel und erklärte der Zofe, wo sie das Hochzeitskleid zurechtzupfen sollte, damit es besonders elegant fiel.
Kritisch betrachtete Caroline ihr eigenes Spiegelbild. Sie verspürte eine leichte Angst und wünschte, sie könnte diese mit der gleichen Leichtigkeit fortwischen wie die Zofe die Falten aus dem Kleid. Nie zuvor hatte sie etwas getragen, das ihr so gut stand wie diese Robe. Am Tag ihrer Hochzeit allerdings wollte sie hübsch sein für Max. Er sollte sich ihrer nicht schämen müssen, wenn sie ihm vor dem Altar ihr Jawort gab.
Würde er sie hübsch finden? Sie fühlte sich unsicher. Gleichzeitig allerdings freute sie sich darauf, ihren Bräutigam zu sehen. In den wenigen Tagen, die seit dem Besuch in Mr Hendersons Büro vergangen waren, war es ihr nicht gelungen, die heftigen Reaktionen ihres Körpers auf Max’ Nähe unter Kontrolle zu bringen. Jedes Mal, wenn er ihr den Arm reichte, begann ihr Herz zu rasen. Und jedes Mal wünschte sie, Max würde sie länger berühren.
Tatsächlich kam es ihr so vor, als könne sie ihm umso weniger widerstehen, je öfter sie ihn traf. Inzwischen begehrte sie ihn so sehr, dass sie befürchtete, sie würde kampflos nachgeben, wenn er ihre Ehe zu mehr als einer reinen Zweckgemeinschaft machen wollte. Selbst das Wissen um den Fluch würde sie möglicherweise nicht davon abhalten, sich Max hinzugeben.
Diese Nähe musste ein Ende haben. Und das bedeutete, dass sie und Max alle Formalitäten für die Eheschließung so rasch wie möglich hinter sich bringen mussten. Denn nach der Hochzeit würde Max in London bleiben, um sich um seine berufliche Zukunft zu kümmern, während sie endlich nach Denby Lodge zurückkehren konnte.
„Danke, Dulcie“, sagte Lady Denby in diesem Moment, „du kannst gehen.“ Dann bat sie, Caroline aufzustehen, und musterte sie lange. „Du siehst einfach hinreißend aus“, stellte sie schließlich fest. „Ich begreife gar nicht, dass du mich mit deinen hässlichen Kleidern so lange hinters Licht führen konntest.“
„Ich hoffe, du hast mir inzwischen vergeben.“
„Aber ja! Schließlich hast du alles in Ordnung gebracht, indem du dich entschlossen hast, Mr Ransleigh zu heiraten. Ich wünsche euch alles Glück der Welt!“
„Ich möchte ihn sehr gern glücklich machen“, gab Caroline zurück. Nach wie vor fühlte sie sich schuldig, weil sie ihm durch die Ehe die Chance nahm, irgendwann einmal die Frau zu heiraten, in die er sich verlieben würde und die gewiss besser zu ihm passen würde als sie. Ihr war durchaus bewusst, dass es für ihn beinahe unmöglich gewesen war, ihre Bitte abzulehnen. Da die Gesellschaft ihn für ihren ruinierten Ruf verantwortlich machte, war er praktisch gezwungen gewesen, sie zur Gattin zu nehmen.
„Du brauchst keine Angst vor der Hochzeitsnacht zu haben“, fuhr Lady Denby fort, der die Nervosität ihrer Stieftochter aufgefallen war. „Du weißt wahrscheinlich alles darüber, wie Pferde sich
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