Miss Carolines verwegener Plan
fortpflanzen. Doch ich kann dir versichern, dass Ehepaare ganz anders miteinander umgehen. Mr Ransleigh wird bestimmt rücksichtsvoll und zärtlich sein.“
Würde er das? Seit jener Nacht, da sie ihn in der Upper Brook Street aufgesucht und ihm ihre Bitte vorgetragen hatte, war das Thema der ehelichen Pflichten nicht mehr zur Sprache gekommen. Sobald sie seine Gattin war, verlor sie jedes Recht, sich Max zu verweigern. Zwar hatte sie ihn gebeten, das Bett nie mit ihr zu teilen. Aber würde er dazu bereit sein?
Lady Denbys fragendes „Caroline“ riss sie aus ihren Gedanken. „Ich habe keine Angst“, erklärte sie mit etwas zu viel Nachdruck.
„Vor allen Dingen musst du aufhören, dauernd an diesen angeblichen Fluch zu denken! Ich gebe ja zu, dass einige deiner Verwandten das unglückliche Schicksal erlitten, im Kindbett zu sterben. Aber deine Mama zum Beispiel war immer sehr zart, wie dein Vater mir versichert hat. Du hingegen bist gesund und kräftig. Deshalb kannst du davon ausgehen, dass du keine Probleme haben wirst, ein Kind zur Welt zu bringen. Ja, wenn die Hebamme dir dein Neugeborenes in den Arm legt, wirst du sofort vergessen, was du an Schmerzen und Ängsten ausgestanden hast.“
Nicht wenn mein Arm genau wie mein ganzer Körper nach der Entbindung kalt und tot ist.
„Mr Ransleigh wird sich auf jeden Fall einen Erben wünschen“, fuhr Lady Denby fort. „Alle Männer tun das. Diesen Wunsch kannst du ihm unmöglich verwehren.“
Da sie nicht beabsichtigte, ihrer Stiefmutter die Wahrheit über ihre Abmachung mit Max zu erzählen, meinte Caroline nur: „Du hast recht.“ Insgeheim dankte sie Gott, dass Max als jüngerer Sohn nicht die Pflicht hatte, für den Fortbestand der Familie zu sorgen. Er würde den Titel seines Vaters nicht erben. Deshalb hoffte Caroline, dass es ihm zumindest eine Zeit lang genügen würde, sich mit jenen Frauen zu vergnügen, die bereit waren, sich ihm hinzugeben, weil er gut aussah, Charisma hatte, voller Energie und wohlhabend war.
Bei dieser Vorstellung musste sie einen Anflug von Eifersucht unterdrücken. Wie absurd dieses Gefühl war! Schließlich hatte sie Max selbst ermutigt, sich all das, was sie ihm nicht geben wollte, anderswo zu holen.
Leider war es genauso schwer, die Eifersucht zu besiegen wie die Begierde. Entsetzt über ihre eigene Dummheit schüttelte Caroline unwillig den Kopf. Dass es ihr unmöglich war, vernünftig über diese Dinge nachzudenken, bestärkte sie in ihrem Entschluss, London und Max baldmöglichst zu verlassen. Zuerst allerdings musste sie die Hochzeitszeremonie hinter sich bringen.
Sie wollte das Zimmer verlassen, doch da stürzte Eugenia herein. „Wie hübsch du aussiehst, Caroline!“, rief sie strahlend aus und wandte sich dann ihrer Mutter zu. „Mama, ich habe gerade ein wundervolles Gespräch mit Lady Gilford und Lissa geführt. Lady Gilford meinte, sie wolle dich und mich einladen, während der Saison bei ihr zu wohnen. Dann können Lissa und ich viel gemeinsam unternehmen. Lady Gilford ist so großzügig! Du bist ihr bestimmt auch dankbar, Caroline. Schließlich hat sie dir und Mr Ransleigh gestattet, eure Hochzeitsgäste zum Frühstück nach Gilford House einzuladen.“
Caroline nickte. Noch viel dankbarer war sie Jane Gilford dafür, dass sie überall in der Stadt das Gerücht von Max’ heimlicher Verlobung mit ihr verbreitet hatte. „Sie hat viel für uns getan. Und sie wird sich bestimmt auch dafür einsetzen, dass deine Saison ein großer Erfolg wird.“
„Ach, die Zukunft sieht jetzt viel rosiger aus als damals bei unserer Abreise von Barton Abbey. Obwohl … Wegen Harry tut es mir ein bisschen leid, Caroline. Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht darüber, dass du Mr Ransleigh heiraten musst. Ich kann mir allerdings kein Mädchen vorstellen, dass unglücklich darüber wäre, die Gattin eines so gut aussehenden, charmanten Mannes aus bester Familie zu werden. Aber ich weiß natürlich, dass du Harry schon seit deiner Kindheit kennst und dass er dein allerbester Freund ist.“
„Ich bin keineswegs unzufrieden damit, Mr Ransleigh zu heiraten“, erklärte Caroline und war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr allein die Vorstellung sie erregte, bald Max’ Ehefrau zu sein. Bis vor Kurzem hätte sie es nie für möglich gehalten, dass sie ihre langjährige Vertrautheit und das unausgesprochene Einverständnis mit Harry aufgeben würde, um einen Mann zu heiraten, dessen Anwesenheit im selben
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