Miss Carolines verwegener Plan
gibt, das zu ihren Gunsten spricht.“
„Tatsächlich?“ Die überhebliche Haltung seines Vaters erzürnte Max, obwohl er wusste, dass Caroline alles getan hatte, um einen schlechten Eindruck von ihrem Äußeren und ihren Fähigkeiten zu erwecken. „Ich finde meine Braut sowohl klug als auch hübsch. Allerdings hast du recht damit, dass wir uns wohl in Denby Lodge niederlassen werden, wo sie sich sehr wohlfühlt.“
Der Earl nickte. „Es kann nicht falsch sein, ein oder zwei Jahre lang zurückgezogen zu leben, bis der Skandal vergessen ist. Bis dahin wirst du auch einen Sohn gezeugt haben. Dann kannst du nach London zurückkehren, und ich werde sehen, dass ich eine Stellung für dich finde.“
Zorn stieg in Max auf. Ein so heftiger Zorn, dass er selbst darüber erstaunt war. „Das wird nicht nötig sein, Vater. Colonel Brandon hat mir versprochen, sich für mich beim Kriegsministerium einzusetzen. Ich würde gern eine militärische Aufgabe übernehmen. Und nun sollte ich nach dem Pfarrer schauen. Bitte, entschuldige mich!“ Er nickte seinem Vater zu und eilte auf das Portal zu, das in den Vorraum führte.
Als er die Tür leise hinter sich ins Schloss zog, zitterten seine Hände noch immer. Dass die Worte des Earls ihn heute so getroffen hatten, bewies wohl, wie tief der Schmerz und die Entrüstung über dessen früheres Verhalten noch immer gingen. Max holte ein paar Mal tief Luft und kehrte in die Kirche zurück. In diesem Augenblick erschien die Braut mit ihren Begleiterinnen.
Ein Blick auf Caroline genügte, um Max seinen Ärger vergessen zu lassen. Staunend betrachtete er seine zukünftige Gattin.
Seit jenem Tag, da er ihre Verkleidung durchschaut hatte, wusste er, dass sie attraktiv war. Er hatte sich darauf gefreut, sie in ansprechenderen Kleidern zu sehen – und darauf, ihr diese auszuziehen. Doch nichts hatte ihn auf den Anblick der bezaubernden Schönheit vorbereitet, die jetzt die Kirche betrat.
In dem Moment, da sie ihre geschmacklosen Kleider abgelegt hatte, schien sie sich grundlegend geändert zu haben. Nichts an ihr wirkte auch nur im Geringsten unweiblich. Das elegante Seidenkleid betonte die perfekte Form der Brüste. Der Rock umspielte die Hüften, wobei deutlich zu sehen war, wie schlank und doch wohlgerundet diese waren.
Der Anblick seiner Braut wirkte auf Max wie ein berauschendes Getränk, von dem er nicht genug bekommen konnte.
Jetzt bemerkte Caroline ihn und blieb abrupt stehen. Mit einer Hand griff sie nach dem Arm ihrer Stiefmutter und klammerte sich daran fest. Ihre dunklen Augen leuchteten auf und verrieten gleichzeitig Freude und Erschrecken.
Dies war keine Frau, die sich in Salons und Ballsälen zu Hause fühlte und ihre Zeit mit belanglosem Geplauder und leeren Schmeicheleien vertat. Dies war eine ungezähmte Seele, die sich in Wort und Tat treu blieb und die sich als genau das darstellte, was sie wirklich war: eine Frau mit einem großen Drang nach Unabhängigkeit und einer ungehemmten Energie, die eine intensive, für ihn unerklärliche, beinahe primitive Reaktion in ihm hervorrief.
Am liebsten hätte er sie nicht nur mit den Augen verschlungen.
Doch das musste warten. Da Caroline während der letzten Tage so nervös gewesen war, würde wohl die kommende Nacht nicht der richtige Zeitpunkt sein.
Das Kirchenportal wurde erneut geöffnet, und der Pfarrer trat ein. Er nickte dem Brautpaar zu. „Wollen wir beginnen?“
Max trat zu Caroline und nahm ihre Hand, die – was ihn nicht überraschte – eiskalt war. „Bist du sicher, dass du das tun willst?“, fragte er leise, wobei er fast damit rechnete, ein Nein zur Antwort zu bekommen.
Caroline holte tief Luft und bemühte sich, die Haltung zu wahren. „Ja“, sagte sie einfach.
„Wir sind bereit, Reverend Denton“, erklärte Max.
Wenig später hatten sie ihre Plätze vor dem Altar eingenommen. Max konnte den Blick nicht von Caroline abwenden.
Ein Wunder war geschehen und hatte dazu geführt, dass die nervöse Braut sich in eine ausgeglichene glückliche junge Dame verwandelt hatte, die schöner war, als er sich das je hatte träumen lassen. Alle Fragen des Pfarrers beantwortete sie mit ruhiger wohltönender Stimme. Und nur ihr Blick, mit dem sie ihn hin und wieder scheu ansah, verriet Max, dass sie nicht ganz so selbstsicher war, wie man hätte meinen können.
Dann griff der Geistliche nach den Händen von Braut und Bräutigam und legte sie ineinander. Damit war die Trauungszeremonie abgeschlossen, und er
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