Miss Carolines verwegener Plan
Raum genügte, um die sinnlichsten Gefühle in ihr zu wecken.
Andererseits hatte sie sich immer wieder gegen die aufsteigende Panik wehren müssen, wenn sie an die bevorstehende Hochzeitsnacht dachte. Würde Max ihr Bett teilen wollen? Und würde sie fähig sein, ihn abzuweisen?
Im Kirchenschiff der St. George-Kirche am Hanover Square ging Max unruhig auf und ab. Auch er war ungewöhnlich nervös. Nachdem er sich entschlossen hatte, Miss Denby zu heiraten, war er überraschend zufrieden mit seinem Schicksal gewesen. Allerdings wunderte er sich, dass er trotz seines Charmes und seiner nicht unbeträchtlichen Erfahrung mit Frauen so wenig Fortschritte bei der Eroberung seiner Braut machte. Tatsächlich schien sie von Tag zu Tag reizbarer, ängstlicher und nervöser zu werden.
Vielleicht lag es ja nur an Carolines Unschuld, dass sie so ängstlich auf seine Nähe reagierte. Da er selbst so gut wie nichts über jungfräuliche Mädchen wusste, konnte er das nicht beurteilen. Sein Vorteil war, dass er sich mit den Intimitäten auskannte, die ein Paar auszutauschen pflegte. Wohingegen seine Braut nicht mehr wusste als das, was man ihr erzählt hatte. Wer konnte schon ahnen, was ihre Fantasie ihr vorgaukelte.
Vermutlich hatte man sie vor dem gewarnt, was in der Hochzeitsnacht geschehen würde. Warum sonst hätte sie, die doch sonst so mutig war, ihre Furcht von Tag zu Tag schlechter verbergen können? Jedes Mal zuckte sie zusammen, wenn er sie berührte. Die Ärmste dachte wahrscheinlich, er würde sie mit Gewalt ins Schlafzimmer zerren und sie ohne Rücksicht auf ihre Gefühle bespringen wie ein Hengst seine Stute.
Das Portal der Kirche wurde geöffnet. Max fuhr herum und erstarrte. Denn es war nicht der Pfarrer, der mit großen Schritten auf ihn zukam. Es war sein Vater, der Earl of Swynford.
Max schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel. Wie gut, dass so viele Reihen von Bänken ihn noch von seinem Vater trennten. Das gab ihm die Möglichkeit, sich zu fassen, ehe er ihn erreichte. Schließlich hatte er ihn nicht mehr gesehen, seit er ihn aus Ransleigh House hinausgeworfen hatte.
Vor ein paar Tagen hatte Max seine Braut zu einem kurzen Besuch bei seiner Mutter mitgenommen, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Earl an diesem Nachmittag nicht zu Hause sein würde. Für seinen Vater hatte er nur ein Briefchen dagelassen, in dem er ihn über die bevorstehende Hochzeit informierte.
Der Mann, dessen Wohlwollen ihm einst so wichtig gewesen war, blieb vor ihm stehen.
Max verbeugte sich. „Ich habe nicht damit gerechnet, dich unter den Hochzeitsgästen zu sehen, Vater.“
„Ich werde nicht zum Hochzeitsfrühstück bleiben. Aber ich hielt es für richtig, bei der Trauung anwesend zu sein, um der Gesellschaft zu zeigen, dass ich deine Wahl gutheiße. Obwohl du mit diesem Mädchen in einen Skandal verwickelt warst, scheint ihr beide ja alles noch zum Besten gewendet zu haben. Eine heimliche Verlobung , ha! Hoffentlich hast du dich bei deiner Tante und bei Jane dafür bedankt, dass sie diese Lüge in die Welt gesetzt haben.“
„Die beiden wissen, wie sehr ich mich ihnen deshalb verbunden fühle“, gab er trocken zurück. „Sie haben viel für mich getan.“
Der Earl verstand den unausgesprochenen Vorwurf und runzelte die Stirn. „Willst du damit sagen, ich hätte nichts für dich getan? Du solltest nicht vergessen, dass ich gerade sehr schwierige Verhandlungen geführt habe, als du in Wien dieses überaus unkluge Verhältnis …“
Max hob die Hand. „Ich verstehe das, Vater.“ Und das war nicht gelogen. Trotzdem nahm er es dem Earl übel, dass er sich nicht wenigstens ein bisschen für ihn eingesetzt hatte.
„Nun, so ungewöhnlich auch die Art war, auf die du um dieses Mädchen geworben hast … ich denke, du hast eine gute Wahl getroffen. Miss Denby ist sehr reich. Das wird dir helfen. Die Mitglieder der guten Gesellschaft verzeihen die Sünden eines wohlhabenden Mannes leichter als die eines armen.“
Eine heftige Antwort lag Max auf der Zunge. Doch er wusste, wie sinnlos es war, mit seinem Vater zu streiten. Immerhin war er gekommen war, um der Hochzeit gesellschaftliches Gewicht zu verleihen. Also beherrschte Max sich und sagte nur: „Ich bin froh, dass du mit meiner Wahl einverstanden bist.“
„Ich gehe davon aus, dass du ihr ein Kind machst und dann dafür sorgst, dass sie auf dem Land lebt. Lady Selfridge erwähnte, dass es abgesehen von ihrer guten Herkunft und ihrem Reichtum nicht viel
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