Miss Carolines verwegener Plan
sich auf ihn berufen haben, um Woodbury in die Schranken zu weisen, würde er Sie wahrscheinlich am liebsten auspeitschen lassen. Nun, zu Woodburys Gunsten muss ich immerhin sagen, dass er sich insgesamt recht gut um meinen Besitz gekümmert hat.“
„Ja. Doch während er das tat, hat er die zarten Empfindungen einer jungen Dame, die unter seinem Schutz stand, leider missachtet. Sie war so verzweifelt, dass sie mit der Postkutsche nach London fuhr und allein durch die dunklen Straßen der Stadt schlich, um sich einem Mann als Gattin anzubieten, den sie eigentlich nicht hatte heiraten wollen. Das werde ich Woodbury so leicht nicht verzeihen können.“
Caroline wollte klarstellen, dass sie keine zarten Empfindungen besaß, aber sie war tatsächlich verzweifelt gewesen und hatte all das getan, was Max aufgezählt hatte. Sie schaute zu ihm auf und stellte schockiert fest, dass er sie zutiefst besorgt musterte.
Die Strafpredigt, die er Lord Woodbury gehalten hatte, war mehr als eine Demonstration seiner adligen Erziehung und seiner sprachlichen Fähigkeiten gewesen. Er ist tatsächlich entschlossen, mich immer und überall zu verteidigen, dachte Caroline. Offenbar nahm er das Versprechen, sie zu beschützen, sehr ernst.
Zum ersten Mal, seit ihr Vater gestorben war, fühlte sie sich sicher. Eine Welle der Dankbarkeit und Zuneigung überrollte sie. Tränen der Rührung stiegen ihr in die Augen, und am liebsten hätte sie Max in die Arme geschlossen.
„Ich danke Ihnen, dass Sie zu mir stehen“, sagte sie. Und leiser setzte sie hinzu: „Von Tag zu Tag wächst meine Überzeugung, dass es eine überaus kluge Entscheidung war, Sie zu bitten, mich zu heiraten.“
Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Das hoffe ich sehr. Wir gehören nun zusammen, und es ist meine Pflicht, Sie zu beschützen, Caroline. Das werde ich tun, so gut ich es vermag.“
Als er sie berührte, durchströmten sie die unterschiedlichsten Gefühle. Sie starrte auf seine Finger, die die ihren fest umschlungen hielten, und versuchte, ein wenig Klarheit in das Durcheinander zu bringen, das in ihrem Inneren herrschte. „Ich …“, stammelte sie. „Ich will versuchen, mich dieses Schutzes als würdig zu erweisen.“
Dann schaute sie auf, ihre Blicke trafen sich – und sie war verloren.
Unfähig, auch nur ein einziges weiteres Wort zu sagen, sah sie ihn an. Die Anziehungskraft zwischen ihnen schien immer stärker zu werden und verdrängte jeden vernünftigen Gedanken. Es war, als würde die Welt um sie her versinken.
Der gleiche heftige Drang, Max zu berühren, der sie auch im Gewächshaus von Barton Abbey überfallen hatte, bewirkte, dass Caroline wie hypnotisiert den Kopf in den Nacken legte, um Max ihre Lippen darzubieten.
Als er ihr seine warme kräftige Hand unters Kinn legte, neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite, weil sie seine Finger auf ihrer Wange spüren wollte. Gleichzeitig gewahrte sie, wie das Verlangen in ihr aufflammte. Ihr wurde heiß, und ihre Lippen, die sich so sehr nach einem Kuss sehnten, öffneten sich leicht.
Gerade, als ihre Lider sich wie von selbst schlossen, wurde die Tür geöffnet. Das Geräusch von Schritten drang in ihr Bewusstsein, und Caroline riss die Augen auf. Erschrocken trat sie einen Schritt zurück.
Henderson, der einen Stapel Dokumente in der Hand hielt, ging zum Schreibtisch. „Ich habe bereits ein paar Dinge vorbereitet, Mr Ransleigh. Wenn Sie Ihren Anwälten Bescheid geben, lässt sich gewiss alles Wichtige recht schnell regeln. Möchten Sie noch etwas mit mir besprechen? Oder kann ich Ihnen und Miss Denby eine Erfrischung anbieten?“
„Vielen Dank, wir sind ein wenig in Eile. Doch ehe wir aufbrechen, möchte ich Ihnen noch einmal dafür danken, dass Sie meiner Verlobten mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben.“
Henderson verbeugte sich. „Ich habe Miss Denby schon als kleines Mädchen gekannt und sie immer geschätzt. Deshalb bin ich sehr froh, dass Sie, Mr Ransleigh, entschlossen sind, die Wünsche Ihrer Braut und natürlich Ihre Braut selbst stets zu achten.“ Und dann überraschte er Caroline mit den Worten: „Ich denke, Sie sind ihrer würdig.“
Max verbeugte sich ebenfalls und lächelte.
Der Sohn eines Earls ist offenbar nicht im Geringsten beleidigt, weil ein Anwalt es wagt, seinen Charakter zu beurteilen, dachte Caroline.
Ihre Nerven waren noch immer bis zum Äußersten gespannt, und ihr Körper vibrierte noch immer vor Verlangen, als sie sich von Max zur Kutsche
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