Miss Carolines verwegener Plan
keine“, gestand sie. „Ich habe gehört, dass Gentlemen keine Frauen heiraten, die über derartige Erfahrungen verfügen.“
„Das mag stimmen. Für uns zwei ergibt sich daraus jedoch ein Problem. Denn ich kann nichts weiter tun, als dir versichern, dass das Liebesspiel von Mann und Frau sehr sanft und zärtlich sein kann, sodass es auch für die Frau wunderschön ist.“
Caroline nickte. Seine Worte hatten Bilder hervorgerufen, die die innere Spannung noch verstärkten, unter der sie stand. Oh ja, sie sehnte sich danach, das am eigenen Leib zu erfahren! Wenn sie es nur wagen würde, sich von ihm streicheln und küssen zu lassen. Wenn sie nur den Fluch vergessen könnte! Noch immer wurde sie zwischen Sehnsucht und Angst hin- und hergerissen. Noch immer wünschte sie, Max würde ihr die Entscheidung abnehmen und sie einfach aufs Bett ziehen.
Sie war so mit ihren widersprüchlichen Gedanken beschäftigt, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als Max ihr mit dem Daumen über die Wange strich.
Lächelnd schüttelte er den Kopf. „Das habe ich befürchtet. Entspann dich, meine Süße. Ich verspreche dir, dass ich dir niemals Schmerzen zufügen werde. Glaubst du mir das?“
Entsetzt stellte sie fest, dass ihr zwei große Tränen die Wangen hinunterrannen, wobei die eine Max’ Daumen benetzte. Verflixt, sie benahm sich ja wie die verwöhnten, zimperlichen jungen Damen, die sie so verachtete! In diesem Moment verachtete sie sich selbst. Nie zuvor war es ihr so schwergefallen, eine Entscheidung zu treffen.
Ja, bis zu diesem Tag hatte sie stets alle wichtigen Entschlüsse nach kurzem Abwägen von Für und Wider gefasst. Und dann hatte sie getan, was sie für richtig hielt. Allerdings hatte sie sich auch bis vor Kurzem nicht vorstellen können, dass jemals ein Mann sie so heftig anziehen würde. Nie hatte sie verstanden, warum so viele ihrer Verwandten, den Fluch offensichtlich vergessen hatten. Und jetzt war sie selbst im Begriff, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen.
Gerade hatte Max ihr die Möglichkeit gegeben, mit ihm über den Fluch zu sprechen. Warum sollte sie ihm nicht gestehen, was ihr solche Angst einjagte?
Sie öffnete den Mund, um ihm alles zu erzählen, als ihr plötzlich einfiel, was ihre Stiefmutter gesagt hatte. Selbst Lady Denby glaubte nicht an den Fluch. Wie konnte sie hoffen, dass Max, der vermutlich sehr wenig über die Gefahren des Gebärens wusste, ihre Angst ernst nahm?
Lady Denby hatte sicher recht damit, dass sich Max – genau wie jeder andere Mann – einen Erben wünschte, auch wenn er bisher nie davon gesprochen hatte. Er wusste ebenso wie sie selbst, dass die Abmachung, die Ehe nie zu vollziehen, rechtlich nicht bindend war. Was also blieb ihr übrig? Sie wollte versuchen, sich ihrer ehelichen Pflichten so lange zu entziehen, bis das Gestüt so weit aufgebaut war, wie ihr Vater sich das immer gewünscht hatte. Dann würde sie Max einen Sohn schenken und die Konsequenzen tragen können.
„Caroline?“ Seine Stimme verriet zwar keine Ungeduld, aber Caroline begriff, dass sie zu lange geschwiegen hatte. „Du denkst doch nicht, dass ich dir wehtun würde?“
„Nein.“
„Gut.“ Seine Erleichterung war offensichtlich. „Dann wirst du mir auch glauben, dass ich dich achte und große Zuneigung zu dir empfinde. Du bist eine Frau, die viel attraktiver ist, als sie glaubt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ich dich begehre. Trotzdem würde ich nie auf meinen ehelichen Rechten bestehen und dich zu etwas drängen, was du nicht möchtest. Ich wünsche mir nur, dass du mir gibst, wonach du dich ebenso sehnst wie ich mich.“
Ach, wenn es sie doch nicht so sehr danach verlangen würde! Sie unterdrückte ein Seufzen. „Ich verstehe. Danke, Max.“
„Besiegeln wir das mit einem Kuss?“
Sie musterte ihn unsicher. Würde es bei einem Kuss bleiben? Oder würde ein solcher Kuss der erste Schritt zu etwas anderem sein? Nun, immerhin hatte er ihr gerade versprochen, sie nie zu etwas zu drängen. Und sie selbst würde doch wohl vernünftig genug sein, um rechtzeitig einen Schlussstrich zu ziehen?
Außerdem hatte sie sich nach einem Kuss gesehnt, seit sie in Mr Hendersons Anwaltsbüro unterbrochen worden waren, ehe Max sie küssen konnte. Ja, es war an der Zeit, damit aufzuhören, sich Sorgen um die Zukunft zu machen, und zu genießen, was die Gegenwart zu bieten hatte!
Ein heißer Schauer überlief sie. Schon im Gewächshaus von Barton Abbey hatte sie darauf gebrannt, sich von ihm
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