Miss Carolines verwegener Plan
der Liebe erfahrene Frauen lebten, die sich ihm nur zu gern hingaben?
Caroline hatte fest daran geglaubt, dass ihre Melancholie schwinden würde, wenn sie wieder daheim war und sich der Arbeit widmen konnte, die sie so liebte. Hätten ihre Energie und Begeisterung nicht zurückkehren müssen, sobald sie ihr Elternhaus mit den Stallungen und Koppeln vor sich sah?
Doch welche Enttäuschung! Zum ersten Mal fehlte dieses große Glücksgefühl, das sie sonst stets erfüllt hatte, wenn sie nach einer längeren Abwesenheit zum Gestüt zurückgekehrt war. Sie hatte sich auf Sultan geschwungen in der Hoffnung, dass es ihr guttun würde, einen Ausritt zu unternehmen. Doch statt die Landschaft zu genießen, hatte sie an Max gedacht.
Da sie ihm all ihre Lieblingsplätze gezeigt hatte, gab es keinen Ort, der sie nicht an ihn erinnerte. Wohin sie auch sah, überall hatte Max Spuren hinterlassen.
Vielleicht drängte er sich in all ihre Gedanken, weil sie sein Kind erwartete. Sobald sie ihre eigene Angst überwunden hatte, war eine unerwartet heftige Liebe zu dem Ungeborenen in ihr erwacht, und sie war entschlossen, es mit all ihrer Kraft zu beschützen. Max war für sie so etwas wie der Prinz im Märchen, der einem Mädchen vom Lande begegnet, das von ihm fasziniert und hingerissen ist, das aber auch weiß, dass er nach kurzer Zeit wieder verschwunden sein wird. Wie hätte sie, den welterfahrenen Sohn eines Earls halten können? Da war es tröstlich zu wissen, dass sie – sofern sie die Geburt des Kindes überlebte – ein kleines Lebewesen großziehen würde, das ein Teil von ihm war.
Zurück bei den Stallungen schwang sie sich aus dem Sattel. Mit einer beschützenden Geste legte sie eine Hand auf ihren noch flachen Leib. Was würde geschehen, wenn Max doch zu ihr zurückkehrte?
Natürlich konnte sie nicht erwarten, dass er jemals viel Zeit auf dem Lande bei ihr und dem Kind verbringen würde, zumal er ja deutlich gesagt hatte, dass er nicht den Wunsch verspürte, Vater zu werden. Sie bedauerte ihn, weil sein Vater sich nicht so warmherzig um ihn gekümmert hatte, wie sie das bei ihrem eigenen Papa erlebt hatte. Wäre es nicht wunderbar, wenn er durch sein eigenes Kind erfahren würde, wie umfassend und befriedigend Vaterliebe sein konnte!
Caroline stieß einen kleinen Seufzer aus. Sollte Max wirklich nach Denby Lodge kommen, so würde sie ihre Ängste ebenso wie alle Hemmungen beiseiteschieben, um ihn so oft wie nur möglich zu verführen. Ach, wie würde sie es genießen, die Nächte in leidenschaftlichem Liebesspiel mit ihm zu verbringen! Sie wusste, dass er sie ebenso begehrte wie sie ihn, und hoffte sehr, dass das so bleiben würde, bis ihr sich rundender Leib sie irgendwann unattraktiv für ihn machte.
Ja, falls er zurückkam …
Zwei Wochen später bemerkte Caroline, als sie gerade eine der neuen Stuten trainierte, eine Gestalt, die sich vom Haus her der Koppel näherte. Zunächst schenkte sie dem Besucher wenig Beachtung. Plötzlich allerdings kam ihr etwas an der Art, wie er sich bewegte, bekannt vor.
War es möglich? Konnte der Mann dort tatsächlich Max sein?
Ungläubig schaute sie ihm entgegen. Bis ihre Fassungslosigkeit unvermittelt in Freude umschlug. Oh Gott, es war Max!
Caroline rief nach einem der Stallburschen, drückte ihm die Zügel in die Hand, lief zum Zauntritt, kletterte darüber und rannte auf Max zu. „Max“, rief sie. „Max, bist du es wirklich?“
Er war vor ihr stehen geblieben und musterte ihr Gesicht. „Habe ich dir gefehlt?“
„Mehr, als ich jemals für möglich gehalten hätte“, gestand sie.
„Gut“, sagte er strahlend „Warum zeigst du mir nicht, wie sehr du mich vermisst hast?“
Sie schlang ihm die Arme um den Nacken, um ihm einen Kuss zu geben. Oh Gott, nach all diesen einsamen Wochen verlangte es sie so sehr nach Max. Wie gut, dass er sie an sich zog und ihren Kuss hungrig erwiderte. Atemlos ließen sie schließlich voneinander ab.
„Ein schöneres Willkommen hätte ich mir nicht wünschen können“, meinte Max. „Ich kann gar nicht genug davon bekommen. Aber von der langen Reise bin ich staubig. Ich denke, ich sollte mich erst einmal waschen und umziehen. Was hältst du davon, gleich mit mir Tee zu trinken? Es gibt viel zu besprechen.“
„Ich freue mich darauf.“
„Gut. Treffen wir uns in einer Stunde im Salon zum Tee.“ Max gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. „Bis dann!“
Vor Vorfreude schlug ihr Herz schneller. Und während sie
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