Miss Carolines verwegener Plan
wehmütigen Ton angenommen.
Max schwieg, aber über sein Gesicht huschte ein Lächeln.
Er sah der schlanken, elegant gekleideten Gestalt nach, die jetzt die Tür öffnete und in den Flur hinaustrat, und dachte, dass es kaum eine Frau auf der Welt geben mochte, die Caroline unähnlicher war. Aber beide hatten eine überaus sinnliche Natur. Doch während Juliana ihre Sinnlichkeit kultiviert hatte und sie bewusst einsetzte, um ihre Ziele zu erreichen, war Caroline sich der Macht ihres sinnlichen Wesens nicht einmal bewusst. Was sie gab, war niemals einstudiert, sondern vollkommen natürlich.
Es würde wundervoll sein, zu ihr zurückzukommen! Eine tiefe Sehnsucht nach ihr überfiel ihn. Er wollte sein Leben mit ihr teilen!
Selbst wenn ich sie nie wieder ganz besitzen darf, dachte er, gibt es doch viele Wege, sie zum Höhepunkt zu bringen. Und sie könnte auch ihm Befriedigung verschaffen, ohne dabei das Risiko einzugehen, schwanger zu werden.
Plötzlich konnte er es kaum erwarten, ihr all diese Feinheiten des Liebesspiels beizubringen.
In Wien gab es nichts mehr für ihn zu tun. Noch machte diese Erkenntnis ihn wütend, noch schmerzte sie. Aber mit der Zeit würde er sich damit abfinden, dass er seinen guten Ruf dem Frieden in Europa geopfert hatte.
Gleich am nächsten Morgen wollte er die Heimreise antreten. Zuerst würde er Colonel Brandon in London aufsuchen. Dann würde er zurückkehren nach Denby Lodge. Zu Caroline.
21. KAPITEL
Z urück in Denby Lodge überwachte Caroline, wie die neuen Stuten, die sie aus Irland mitgebracht hatte, in den Stall geführt wurden.
Nach der langen Reise fühlte sie sich erschöpft und ein wenig niedergedrückt, obwohl sie in Irland sehr erfolgreich gewesen war. Die melancholische Stimmung hatte wohl eher mit Max zu tun. Am Tag seiner Abreise war sie erleichtert gewesen, weil sie sich vor all diesen Sehnsüchten fürchtete, die er in ihr geweckt hatte und denen sie so schwer widerstehen konnte. Doch kaum war er fort, da hatte sie ihn schrecklich vermisst. Seit er nach Wien aufgebrochen war, fühlte sie sich einsam.
Hinzu kam, dass er ihr in jener Nacht beim Liebesspiel eine völlig neue Welt eröffnet hatte. Vorher hatte sie nicht einmal geahnt, was ihr fehlte. Nun jedoch bemühte sie sich, sich tagsüber so anzustrengen, dass sie abends zu müde war, um sich nach Max’ Liebkosungen zu sehnen.
Und es gab noch etwas. Anfangs hatte sie sich damit zu beruhigen versucht, dass ihre ungewohnten Stimmungsschwankungen und die plötzlichen Tränenausbrüche auf ihre Nervosität im Hinblick auf die bevorstehenden Verkäufe zurückzuführen waren. Doch auch nachdem diese geschäftlichen Dinge zu ihrer Zufriedenheit geregelt waren, änderte sich nichts an ihrer Launenhaftigkeit. Dass Max ihr fehlte, war ebenfalls keine ausreichende Erklärung dafür. Es musste einen anderen Grund geben.
Seit einigen Tagen nun war ihr jeden Morgen beim Erwachen übel. Sie ermüdete rasch, und ihre Brüste waren größer und empfindlicher geworden.
Seit ihre Regel zum zweiten Mal ausgeblieben war, wusste sie, dass sie ein Kind erwartete.
Zunächst hatte sie panische Angst gehabt. Dann jedoch hatte sie sich mit der Tatsache abgefunden. Dass sie nach einer einzigen Liebesnacht schwanger geworden war, erschien ihr unfair. Aber es ließ sich ja nichts daran ändern. Große Sorgen machte ihr jedoch die Tatsache, dass sie das Gestüt vielleicht nicht mehr lange würde leiten können. Sie beschloss, so intensiv und so lange mit den Pferden zu arbeiten, wie das nur möglich war.
Von Irland aus hatte sie an Max geschrieben. Zuerst hatte sie vorgehabt, ihm mitzuteilen, dass er Vater werden würde. Doch dann hatte sie sich dagegen entschieden. Wenn er sich entschloss, nach Denby Lodge zurückzukehren, würde sie ihn einweihen. Aber wenn er es vorzog, nicht zu ihr zurückzukommen, dann wollte sie ihn nicht damit unter Druck setzen, dass sie ein Kind erwartete.
Ein Gefühl der Trauer erfüllte sie, und sie seufzte auf. Sie hatte kein Recht, Max Vorwürfe zu machen, wenn er in London blieb. Sie selbst hatte ihm ja gestattet, sein Leben nach seinen eigenen Wünschen zu gestalten. Und vermutlich liebte er das Stadtleben beinahe so sehr wie sie das Leben in Denby Lodge. Warum hätte er das Gestüt besuchen sollen, wenn er in London wichtige Dinge zu erledigen hatte? Warum sollte er sich mit einer Frau belasten, die sich davor fürchtete, seine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen, wenn doch in London genug in
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