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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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drei wesentlich ältere Schwestern, die ihn bis zum Gehtnichtmehr verwöhnt haben. Die dachten wahrscheinlich, alles, was der liebe Kleine sagt, ist intelligent oder urkomisch.«
»Oder beides«, stimmte Daisy zu.
»Trotzdem, so sehr er auch provoziert worden sein mag, Horace sollte es besser wissen. Er hat Alkohol noch nie gut vertragen, wirklich nicht. Mehr als eine Halbe helles Bier schafft er sonst gar nicht.«
»Sie kennen ihn schon lange?«
»Als Kinder waren wir in Wolverhampton Nachbarn. Sei- nem Vater gehört der Zeitungskiosk an der Ecke. Wir haben dieselbe Grundschule besucht. Er saß auf der Jungenseite und ich bei den Mädchen, und sobald wir alt genug waren, einan- der Gesellschaft zu leisten, sind wir zusammen ausgegangen.«
»Aber – verzeihen Sie mir die Neugier – verlobt sind Sie nicht?«
Miss Hopgood streckte ihre nackte linke Hand aus und blickte kurz auf Daisys Ring, als sie knapp erwiderte: »Das brächte ich nicht übers Herz. Horace wird noch viel erreichen in der Welt. Er wird mindestens Professor. Vielleicht gewinnt er sogar einen dieser Nobelpreise. Ich würde ihn da nur be- hindern. Er braucht eine elegante Frau, eine, die ihm auf sei- nem Weg helfen kann.«
»Vielleicht haben Sie damit recht«, stimmte Daisy zu, »aber möglicherweise würde eine ›elegante Frau‹ nur seinen Min- derwertigkeitskomplex verschlimmern. Er kommt sich ja wahnsinnig schlecht behandelt vor, da in Oxford. Ich glaube, Sie wären genau die Richtige für ihn. Sie würden ihn unter- stützen und verhindern, daß er immer nur seine eigenen Wun- den leckt.«
»Er hat die Dinge immer schon viel zu sehr an sich heran- gelassen, wenn Sie verstehen, was ich meine – hat sich alles zu Herzen genommen.«
»Ich würde an Ihrer Stelle nicht so schnell aufgeben.«
»Wirklich?« Miss Hopgood wirkte erfreut, doch voller Zweifel. »Na ja, ich würde ihm sowieso nicht die Pistole auf die Brust setzen. Aber wer sagt mir denn, daß er mich immer noch will, wenn er erst einmal an dieses Cavendish Labor ge- langt? Wer ist denn Ihr Freund? Bestimmt ein Lord, nicht wahr?«
Daisy lachte. »Nein, ein Polizist.«
»Ach nee! Sie machen sich lustig über mich! Ein Bobby?«
»Nicht gerade ein Durchschnitts-Bobby. Er ist Detective Chief Inspector bei Scotland Yard.«
»Jui, Detective, da werden Sie wohl in Habachtstellung ge- hen, vermute ich mal«, kicherte Miss Hopgood. »Aber wenn Sie eine Honourable sind, dann bedeutet das doch, Ihr Vater ist ein Lord, nicht wahr? Muß ich Sie jetzt etwa mit ›Mylady‹ anreden?«
»Nein, ›Miss Dalrymple‹ ist schon in Ordnung. Aber nen- nen Sie mich doch bitte Daisy.«
»O nein, das könnte ich nicht. Ich meine, Ihre Tante ist doch eine richtige Lady, nicht wahr? Sir Rupert und Lady Che- ringham, hat mir Horace gesagt. Wirklich unglaublich nett von denen, die ganze Mannschaft zu beherbergen, nicht wahr?«
Plötzlich verdüsterte sich Miss Hopgoods Miene. »Du liebe Zeit, glauben Sie, es macht Ihrer Tante etwas aus, wenn Horace noch zwei weitere Nächte dableibt, obwohl sein Col- lege aus dem Rennen ist?«
»Ich bin sicher, Tante Cynthia erwartet ohnehin, daß sie alle dableiben werden, um den Vierer anzufeuern. Das werden die meisten doch sicherlich auch tun.«
»Ja, aber Horace … Die anderen sind doch alle Standes- genossen von Ihnen, nicht wahr? Ich meine, richtige Gentle- men. Die Sache ist nämlich so, ich hab schon für Freitag und Sonnabend bezahlt, aber ohne ihn möchte ich nicht hierblei- ben. Und Horace kann sich ein Hotelzimmer gar nicht lei- sten, selbst wenn er eines finden würde, was dieser Tage nicht sehr wahrscheinlich ist. Möglicherweise könnte er in seinem Zelt übernachten.«
»Ich bin ganz sicher, daß er bis Sonntag bei meiner Tante wohnen bleiben kann«, versicherte Daisy »Warum hat er denn ein Zelt mitgebracht? Erzählen Sie mir nicht, daß er ernsthaft geglaubt hat, man würde ihn auf dem Rasen schlafen lassen!«
»O nein!« Miss Hopgood lachte bei dem Gedanken. »Die- ser nette Mr. Frieth, der Mannschaftskapitän, hat gesagt, daß sie sich zu zweit Zimmer würden teilen müssen, aber letztlich war doch für alle Platz, und Horace hatte sogar ein Zimmer für sich allein. Nein, er geht nach der Regatta wandern, des- halb hat er sein Zelt und seinen Rucksack und das alles mit- genommen. Er mag gerne …«
Sie hielt inne, als die Vermieterin mit Botts zerknittertem Hemd und seinen weinroten Shorts über dem Arm eintrat. »Wie ich gesagt habe, fast trocken, und es läßt

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