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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wunderbare Stimme: »Ich fürchte, Ihr Wochenende ist jetzt durch und durch rui- niert, Mr. Fletcher. Daisy hatte sich so gefreut auf diese zwei Tage ohne Scotland Yard. So ein Pech aber auch!«
»Das größte Pech hatte an diesem Wochenende wohl Basil
    DeLancey«, erwiderte Alec trocken.
»Ich werde gar nicht erst so tun, als täte es mir leid, daß er
nicht mehr lebt. Ich bedaure nur sehr, daß die Erinnyen ihn
jetzt eingeholt haben und wir in die Sache verstrickt sind.
Aber das mußte ja irgendwann passieren.«
»Waren die Furien hinter ihm her? Meinen Sie nicht, daß
die Todesstrafe eine etwas harte Bestrafung ist für, wie ich aus
den bisherigen Aussagen entnehmen konnte, eine spitze
Zunge, so schlimm sie auch gewesen sein mag?«
»Er hat Horace Bott richtiggehend krank gemacht, hat ihn
angegriffen und ihn in der Öffentlichkeit erniedrigt. Die Fu- rien haben noch viel strengere Strafen in petto für Sünden, die
wir vielleicht für läßlich halten. Daisy hat erwähnt, daß Sie die
Geschichte Englands im 18. und frühen 19. Jahrhundert stu- diert haben. Wurden damals nicht auch Vergehen, die wir
heute Ordnungswidrigkeiten nennen würden, mit der Todes- strafe geahndet?«
»Man wurde für den Diebstahl von Waren, die mehr als fünf
Shilling wert waren, zum Tode verurteilt«, gab Alec zu. »Also
glauben Sie, daß Bott DeLancey geschlagen hat?«
»Mr. Fletcher«, sagte Miss Carrick eindringlich, »Horace
Bott ist brillant. Er ist Mathematiker und Naturwissenschaft- ler, und für diese Fächer braucht man die Fähigkeit, logisch zu
denken. Er hat vor lauter Wut gedroht, sich zu rächen. Als er sich dann wieder beruhigt hatte, muß er zur Besinnung ge- kommen sein und eingesehen haben, wie sinnlos es ist, Sabo- tage am Boot zu betreiben. Damit hätte er Cherry und Rollo genauso bestraft wie DeLancey. Und mit denen hatte er doch
keinen Streit.«
Nach Daisys Aussage waren Botts Beziehungen zu seinen
Mitstudenten im allgemeinen nicht allzu freundlich – obwohl,
hatte sie nicht erwähnt, daß Rollo Frieth für ihn Partei ergrif- fen hatte? Wo steckte sie überhaupt? Sollte sie nicht mittler- weile zurück sein? Alec wollte unbedingt mit ihr reden. Sie würde jedenfalls nicht den Fehler machen, zu glauben,
Botts Fähigkeiten bei der Anwendung logischer Prinzipien
auf Zahlen bedeute, daß er auch im alltäglichen Leben ähnlich
verfahren würde. Alec ermahnte sich, daß Dottie Carrick
zwar das griechische Altertum bestens kennen mochte, aber
dennoch sehr jung war, keinesfalls älter als zwanzig. Von der
Welt und ihren Fährnissen wußte sie noch wenig.
»Was haben denn Cheringham und Frieth von Botts Dro- hungen gehalten?« fragte er sie.
»Die hielten das beide für bloßes Gerede. Beide haben sie
keine sehr hohe Meinung von ihm, fürchte ich.«
»Und was hielten sie von DeLanceys Sorge in bezug auf das
Boot?«
»Kompletter Unsinn«, antwortete Miss Carrick resolut.
»Cherry sagte, DeLancey hätte das doch selber nicht ge- glaubt. Er würde nur Bott wieder einmal aufmischen wollen
und versuchen, alle anderen auch gegen ihn aufzuwiegeln.« »Beide mochten sie DeLancey nicht.«
»Damit waren sie allerdings nicht allein. Aber Rollo sagte
immer, wir würden ihn ja nach diesem Wochenende nie wie- dersehen, also brauchten wir uns auch nicht so sehr über ihn
aufzuregen.«
»Eine durch und durch vernünftige Haltung.« Alec stellte
Miss Carrick noch einige weitere Fragen, aber ihre Aussage
bestätigte nur, was er vorher schon erfahren hatte. Er beglei- tete sie hinaus, und Piper brachte ihm Frieth herein.
In dem Augenblick, als sich der Mannschaftskapitän er- schöpft in den Sessel fallen ließ, den Alec ihm bedeutete, tat
Ernie Piper kund: »Lord DeLancey ist da, Sir.«
Alec stöhnte auf. »Der wird nun leider warten müssen.« »Er will Sie aber gar nicht sprechen, Sir. Ich hab ihn gefragt.
Er meinte, er wollte die Sachen von seinem Bruder abholen.
Ich hab ihm gesagt, die könnte er noch nicht haben. Richtig?« »Richtig.«
»Er scheint über seinen Bruder reden zu wollen«, sagte
Frieth. Er war erwachsener als die anderen jungen Männer,
die Alec bislang befragt hatte, was wohl an seinem Alter und
an seiner Erfahrung im Großen Krieg liegen dürfte. Im vom
Fenster hereinfallenden Licht wirkte er sorgenvoll, mutlos
und schlicht und ergreifend müde. »Verteufelt unangenehme
Sache. Keiner hat ein gutes Wort über ihn zu sagen, abgese- hen von seinen Ruderkünsten. Ich fürchte, ein paar der Jungs
haben sich ein bißchen die

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