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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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aber ziemlich gut gespielt. Fahr mal bitte vors Haus, dann gehen wir zu Fuß zurück, und ich stell dich vor.«
    Alec tat wie befohlen und parkte neben einem grünen Lea-Francis, einem eher billigen, aber sehr sportlichen Fahrzeug.
    Jeden x-beliebigen, vom Pfad der Tugend abgewichenen Duke konnte er mit Leichtigkeit festnehmen, aber Daisys aristokratische Verwandtschaft ließ ihn doch regelmäßig innerlich zu-sammenschrumpfen. Diese Menschen machten ihn unsicher, und seine Zweifel meldeten sich auch diesmal zurück. Sollte Daisy nicht lieber mit einem eleganten jungen Herrn in einem Zweisitzer unterwegs sein, anstatt neben einem biederen Copper zu sitzen, der zehn Jahre älter war als sie und sie in einem biederen, für die Mittelschicht typischen Wagen her-umkutschierte?
    Ihr selbst allerdings schien das nichts auszumachen.
    Freundlich glättete sie sein Haar, wo sie es eben durcheinan-dergebracht hatte. Er richtete seine Krawatte – die vom Royal Flying Corps, die er immer umband, wenn er mit den oberen Zehntausend zu tun hatte – und ging zur Beifahrertür, um sie für seine Verlobte zu öffnen.
    Daisy nahm seine Hand, als sie über den Rasen schritten.
    Ihre warme kleine Hand in der seinen verlieh ihm Selbstver-trauen, und doch regten sich seine Zweifel erneut. Als er in ihrem Alter war, damals vor dem Großen Krieg, wäre selbst ein verlobtes Paar niemals Hand in Hand unter die Augen einer Familienangehörigen getreten. Jedenfalls nicht in seinen Kreisen. Aber wer wußte schon, welche Sitten diese Stagenos unter sich pflegten?
    Lady Cheringham schien jedoch nichts daran zu finden, sondern lächelte ihn freundlich an. Sie zog ihre schmudde-ligen Gärtnerhandschuhe aus, um ihm die Hand zu geben, während Daisy ihn vorstellte: »Tante Cynthia, das ist Alec Fletcher.«
    »Willkommen bei uns, Mr. Fletcher! Ach so, muß ich Sie gar Detective Chief Inspector nennen?«
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    »Du liebe Zeit, bitte bloß nicht! Ich bin ganz und gar außerdienstlich hier, Lady Cheringham. Was für einen wunderschönen Phlox Sie da haben!«
    »Ist wirklich ganz gut geraten, nicht wahr?« stimmte Ihre Ladyschaft zu und betrachtete zufrieden die bunten Rabatten in ihrem Garten. »Aber ich hab Daisy versprochen, Sie nicht mit Gärtner-Gesprächen von Ihren eigentlichen Vorhaben ab-zuhalten. Sie wollen ja sicherlich zum Fluß, um das Rennen zu sehen.«
    Auf dem Weg zurück zum Haus sagte Daisy empört: »Du
    stilles Wasser aber auch! Ich wußte gar nicht, daß du Phlox von Fingerhut unterscheiden kannst.«
    »Bescheidenheit ist eben eine Zier. Mein Vater war passionierter Gärtner. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich das auch.«
    »Übrigens sollte ich dir sagen, daß Blumen und Pflanzen und Gespräche darüber im allgemeinen und besonderen der direkte Weg in Tante Cynthias Herz sind.«
    »Mein liebes, höchst geschätztes Mädchen. Du bist mit einem Detective verlobt, vergiß das bitte nicht. Als ich Lady Cheringham da in Gummistiefeln und erdverkrusteten Handschuhen im Garten stehen sah, eine Schaufel in der Hand und Grasflecken auf dem Rock bis an die Knie, da hab ich mir gedacht: entweder die Dame hat gerade eine Leiche verbuddelt oder aber …«
    »Idiot«, sagte Daisy lachend. Ihr Lachen mochte er besonders gern.
    Er war ja völlig von ihr hingerissen, dachte er bei sich, und dieser Gedanke kam ihm nicht zum ersten Mal. Im Leben würde er nicht mehr von ihr lassen, da konnten ihrer beider Mütter so sehr gegen diese Verbindung opponieren, wie sie wollten. Und die schier entsetzlichen Verwirrungen, in die seine Verlobte ihn allzu oft stürzte, würden daran auch nichts mehr ändern.
    Sie gingen durch die gastfreundlich offenstehende Tür hinein in eine hübsche Eingangshalle mit Parkettfußboden. Alec, der an der Universität Geschichte belegt und sich dabei auf 80
    die Georgianische Epoche spezialisiert hatte, erfreute sich insbesondere an der stimmigen bläulich-grau und weiß gestreiften Tapete aus der Regency-Zeit und am mit Intarsien geschmückten, halbmondförmigen Tisch.
    »Rosen«, sagte er und wies auf die Blumenvase auf dem Tisch, die vom darüber hängenden Spiegel reflektiert wurde.
    Wieder mußte Daisy lachen. »Angeber! Jetzt komm und
    laß dich mal allen vorstellen. Na, fast allen, die Mannschaft wird schon auf dem Wasser sein.«
    Sie führte ihn durch ein hübsches, gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer auf die Terrasse, von der aus man einen Blick auf den Fluß hatte. Vier junge Männer in weinroten Blazern sprangen auf

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